Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
eine Art geistigen Schnappschusses von meinem Gesicht auf, verglich
ihn ein zweites Mal mit den Aufnahmen in seinem Gedächtnisarchiv und kam noch
immer zu keinem Ergebnis. »Tut mir schrecklich leid, aber Miss Barr hat ganz
entschiedene Anweisung gegeben, niemanden zu ihr zu lassen, gar niemanden, Sir .«
    »Rufen Sie sie an und sagen Sie
ihr, Rick Holman sei hier«, schlug ich vor.
    Er schüttelte mit Festigkeit
den Kopf. »Miss Barrs Anweisungen waren eindeutig. Es tut mir leid .«
    »Rufen Sie sie trotzdem an .« Ich lächelte ihm düster zu. »Was haben Sie dabei schon zu
verlieren, außer diesen teuren Kronen auf Ihren Vorderzähnen ?«
    Vielleicht war ich der erste
Gast im Park Royal , der ihn derartig behandelte. Jedenfalls konnte ich
sofort an dem krampfhaften Ruck, mit dem seine Rechte nach dem Telefonhörer
griff, erkennen, daß er dergleichen nicht gewohnt war.
    »Das Dachgartenappartement«,
sagte er zwei Sekunden darauf mit erstickter Stimme. »Miss Barr bittet Sie,
sofort hinaufzukommen .«
    Ich zog eine Handvoll Kleingeld
aus der Tasche, wählte ein Fünfcentstück aus und ließ
es vor ihm auf den Tisch fallen.
    »Für Ihre Gefälligkeit«,
erklärte ich. »Warum kaufen Sie sich nicht einen kleinen Schoßhund dafür,
irgendein Wesen, das Sie zu Tode prügeln können, ohne fürchten zu müssen,
deswegen wiedergebissen zu werden .«
    Als sich die Tür des
Dachgartenappartements öffnete, war es jedenfalls nicht Maxine Barr, die
dahinter stand und mich finster anblickte, soviel war sicher. Es war ein
Bursche Anfang Fünfzig, ein großes stiernackiges Individuum, dessen Haar nur
von seinem Kopf verschwunden zu sein schien, um diese buschige Hecke von
Augenbrauen zu bilden, unter denen hervor ich so düster angestarrt wurde.
Zwischen seinen Zähnen hielt er eine Zigarre geklemmt, als handle es sich um
eine Rettungsleine.
    »Sie sind Holman ?« So wie mir diese Frage entgegendröhnte, hätten wir ebensogut im tiefen Nebel auf See sein können, anstatt nur
ein paar Schritte weit voneinander entfernt.
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Und
Sie sind auf keinen Fall Maxine Barr .«
    »Ich bin Charlie Hutchins«,
knurrte er. »Wir haben auf Sie gewartet .«
    Ich folgte ihm in das pompöse
Wohnzimmer und sah Maxine Barr ausgestreckt auf der Couch liegen, die Hände
hinter dem Kopf verschränkt, den Blick zur Decke gerichtet. Selbst wenn die
Breitleinwand hier zur dreidimensionalen Wirklichkeit zusammengeschrumpft war,
war die Wirkung noch immer beachtlich. Man hätte Maxine als Rotkopf mit einem
hübschen Gesicht, von mittlerer Größe und einer sehr guten Figur — vielleicht
ein bißchen vorderlastig um die Büste herum — beschreiben können, und das wäre
auch die Wahrheit gewesen. Was man nicht genau bestimmen konnte, war das
gewisse Etwas, das sie zu einem Star gemacht hatte und sie für Millionen von
über die ganze Welt verstreuten Männern so unendlich begehrenswert sein ließ.
Vielleicht lag es an ihren leuchtenden violetten Augen, an der Art, wie sie
ging oder sich auch nur bewegte, an der ausgewogenen Harmonie der schimmernden
Rundungen und Flächen. Vielleicht lag es an der sinnlich gewölbten Unterlippe,
die Erfahrung und Leidenschaft zu verraten schien. Vielleicht... Aber wozu
bedurfte es weiterer Schilderungen?
    » Maxie ,
Süße«, dröhnte Hutchins Lautsprechersystem tief in seiner Brust, »das ist Holman .«
    »Lester hat mir mitgeteilt, daß
Sie kommen«, sagte sie mit abwesender Stimme, ohne sich der Mühe zu
unterziehen, ihren Blick von der Decke zu lösen. »Haben Sie einen angenehmen
Flug gehabt, Mr. Holman ?«
    »Großartig«, sagte ich. »Ich
habe fast die ganze Zeit über geschlafen .«
    »Ich wollte, ich könnte das«,
sagte sie zur Decke hinauf. »Aber ich habe in Flugzeugen zuviel Angst .«
    »Na schön—«, Hutchins trennte
sich eine Sekunde lang von der Zigarre, schüchterte sie mit einem einzigen
schnellen Blick ein und rammte sie wieder zwischen die Zähne, »dann wollen wir
mal zur Sache kommen. Ja?«
    »Bevor wir anfangen eine Frage,
Mr. Hutchins«, sagte ich höflich. »Wieso ist das Ihre Sache ?«
    Seine dickgeäderten Augenlider
blinzelten einige Male in blankem Erstaunen. »Was ? « brüllte er plötzlich.
    »Lester Knight ist mein
Auftraggeber«, sagte ich gelassen. »Er möchte, daß ich diese alberne Geschichte
über die Mordversuche an Babs Duane im Keim ersticke, um Miss Barr vor
schädlicher Publicity zu schützen. Das ist meine Sache, und sie betrifft
offensichtlich

Weitere Kostenlose Bücher