Ein mörderischer Schatten (German Edition)
denn?“
„Seit gestern geht es besser. Das Fieber ist weg. Gott sei Dank.“ Lisbeth setzte den sieben Monate alten Heinz auf den Küchenboden und goss ihrem Schwager eine Tasse Kaffee ein. Wortlos stellte sie diese auf den Tisch und füllte auch die Tasse ihres Mannes wieder auf. Dann nahm sie Heinz wieder auf den Arm und verschwand aus der Küche.
„Hat sie das blaue Auge von dir?“, fragte Richard, nachdem er vorsichtig einen Schluck getrunken hatte.
„Von wem denn sonst?“
„Ich kann mich erinnern, dass es eine Zeit gab, da hast du es gar nicht gut gefunden, wenn eine Frau geschlagen wurde.“
„Ja, da war ich auch noch klein und wusste nicht, dass manche Frauen es verdient haben, ab und zu eine Tracht Prügel zu kassieren.“
Als sein Bruder nur die Augenbrauen hochzog, wurde Toni wirklich wütend. „Was hätte Papa denn tun sollen? Einfach ignorieren, dass unsere Mutter ihm bei jeder Gelegenheit Hörner aufgesetzt hat? Die Schlampe!“
„Willst du damit sagen, dass die Elisabeth sich mit anderen Kerlen einlässt?“, fragte Richard ungläubig.
„Was? Bist du verrückt? Meinst du, dann wäre sie noch dazu in der Lage gewesen, uns Kaffee zu kochen?“ Als sein Bruder ihn nur weiterhin schweigend ansah, fuhr er seufzend fort. „Ach, ich weiß auch nicht. Ich hatte gestern sowieso schlechte Laune, als ich aus der Kneipe kam, da hab ich es nicht nötig, mir auch noch das Gezeter und Gejammer meiner Alten anhören zu müssen, wenn ich nach Hause komm. Noch kann ich nach einem Tag harter Arbeit so viel und so lange feiern, wie ich Lust dazu habe.“
„Na ja, ist ja nicht das erste Mal, dass sie sich von dir eine einfängt. Meinst du nicht-.“
„Das dich das einen Dreck angeht? Doch, das mein ich. Besorg dir gefälligst selber eine Frau und hör auf, dir um meine Gedanken zu machen. Ich frag mich sowieso, warum du hier noch rumlungerst und nicht schon nach nebenan gerannt bist. Oder meinst du, ich weiß nicht, warum du hier bist?“ Verschlagen sah Toni seinen Bruder an.
„Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich bin hier, um dich zu besuchen. Bist du wiedermal besoffen?“
„Komm, ich weiß doch, dass du scharf auf die Margot bist.“
Richard verschluckte sich an seinem Kaffee. „Bist du verrückt?“ Ungläubig starrte er seinen Bruder an. Eigentlich war er öfters hier, weil sein Bruder vernünftigen Kaffee hatte und es hier immer was Gescheites zu essen gab. Und weil dies hier, abgesehen von seinem Vater, seine einzige Familie war.
„Wer spaziert denn jedes Mal, sobald er hier ist, nach nebenan und stattet dem Fagelhof einen Besuch ab?“
„Das hab ich immer schon getan. Du weißt doch, dass der Theo mein bester Freund war.“
„Der liegt jetzt aber schon monatelang unter der Erde.“
„Ich konnte die Margot immer schon gut leiden und sie tut mir eben leid.
Ich geh einfach nur hin und frag, ob ich irgendwas tun kann, um zu helfen. Sie hat es ja schließlich nicht leicht bei dem alten Tyrannen da.“
„Ha, ha, ich lach mich tot. Richard, der barmherzige Samariter. Wann hast du je etwas aus Nächstenliebe getan?“
„Ich geh einfach nur für ein paar Minuten rüber und seh nach, ob sie irgendetwas brauchen. Das bin ich meinem Freund schuldig, dass ich ein bisschen auf seine Frau achte.“
Mit einem dreckigen Lachen klopfte Toni seinem Bruder auf den Rücken. „Das hast du jetzt aber schön gesagt. Ja, dann will ich dich jetzt nicht weiter aufhalten, geh du nur rüber und geb ein bisschen acht auf die Margot. Wenn die nicht einen Braten in der Röhre hätt und kurz vorm Werfen stünde, würd ich selber mal sehen, ob ich der nicht zur Hand gehen kann. “
Richard ließ seinen Bruder lachen und trank kopfschüttelnd seinen Kaffee aus.
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