Ein mörderischer Schatten (German Edition)
lieber zu Hause wärst, um deine Kinder zu versorgen. Und wie es sich für eine Mutter gehört, hast du auch keinerlei Interesse an anderen Männern gezeigt. Ich war auch nicht traurig, dass du meine Bewunderung nicht erwidert hast. Mütter haben sich nicht nach Männern umzusehen! Und als ich dann in den Schützenzug eines Freundes eintreten wollte und bemerkt habe, dass dein Exmann auch darin ist, stell dir vor, wie überrascht ich war. Bei den Treffen hab ich mich unauffällig nach dir erkundigen können. Und wie Jens erzählt hat, du hättest ihn immer zu Hause haben wollen und ihm gar keine Freizeit mehr gelassen, da hab ich gedacht: So muss es sein. Mann und Frau müssen eine Einheit bilden. Eine richtige Familie ist sich selbst genug. Wie hab ich dich bewundert. Und wie wundervoll du dich um die Kinder gekümmert hattest, bei Merles Geburtstagsfeier. Und nachdem wir uns unterhalten hatten, da wusste ich, dass du perfekt bist. Anstatt abends zur Arbeit zu gehen, bin ich dich besuchen gekommen.“ Jochen sah sie mit verklärtem Blick an. „Wie du abends vor dem Fernseher gesessen hast, nachdem du deine Hausarbeit verrichtet hattest. Und wie du immer züchtig allein zu Bett gegangen bist.“ Jochen seufzte. „Als sie mich deswegen entlassen haben, hab ich meinen Eltern nicht gesagt, dass ich arbeitslos bin. So konnte Merle weiterhin ihre Nächte bei ihnen verbringen und Mutter hat sie morgens in den Kindergarten gebracht, im Glauben, ich läge, erschöpft von meiner Nachtschicht, im Bett. So konnte ich dich weiterhin in Ruhe besuchen. Hast du dich über die Pralinen gefreut? Und über die Rose? Ich wusste anfangs nicht, wie ich dir meine Verehrung zeigen sollte. Dann ist mir die Rose eingefallen. Du hast dich gefreut, nicht wahr?“
Toni nickte eifrig.
„Dass ich arbeitslos wurde, hatte noch einen weiteren Vorteil. Ich hatte sogar morgens Zeit, dich beim Joggen zu bewundern.“ Er schüttelte den Kopf über sich selbst. „Und dann verdreht dir Ralf, dieser Mistkerl, den Kopf. Wenn du wüsstest, wie der bei den anderen über dich geredet hat. Und du wirfst dich ihm an den Hals. Ich war so geschockt. Und enttäuscht!“ Anklagend sah er sie an.
Toni krallte ihre Händ in das Couchpolster und überlegte, wie sie an dem Irren mit seinem Metallrohr vorbeikommen konnte. Er stand mitten im Wohnzimmer. Unmöglich, zu entkommen. Im Moment hatte er sich ein wenig beruhigt. Wenn sie ihn nur besänftigen könnte, vielleicht ließ er sie gehen? „A-aber Jochen, er hat sich mir aufgedrängt.“
„Hälst du mich für dumm?“, rügte er sie. „ Warum war er dann am nächsten Tag wieder hier? Ich hab ihn wegfahren sehen, als ich in den Feldern umhergewandert bin, um auf die Dunkelheit zu warten. Ich war so wütend. Auf dich. Und ihn. Ich bin dann nach Hause gefahren. Am liebsten hätte ich euch beide bestraft. Ich hab mir mein Messer geschnappt, bin wieder ins Auto und war schon auf dem Weg zu dir. Aber dann hab ich gedacht, ich gebe dir noch eine Chance. Also bin ich die ganze Nacht herumgefahren, um mich zu beruhigen. Irgendwo in den Feldern lief mir dann plötzlich so eine blöde Ziege vors Auto und haute nicht mehr ab. Steht einfach da und ignoriert mich. Also hab ich ihr gezeigt, dass ich mit mir nicht mehr alles machen lass. Und dann kam mir die Idee, dir eine Warnung zukommen zu lassen. Also hab ich den Kopf mitgenommen und später auf der Joggingstrecke plaziert. Und siehe da: Du bist vernünftig geworden.“
„Ja. Jochen, warum legst du nicht das Teil da weg und setzt dich zu mir?“, schlug Toni vor.
„Nein! Ich will nicht. Du hast meine Verehrung nicht länger verdient.“
„Aber-.“
„Nichts aber! Ich hätte schon Schützenfest erkennen müssen, dass du vielleicht doch nicht so gut bist, wie ich dachte. Gehst als junge Mutter allein ins Zelt! Wozu? Um Männer abzuschleppen? Aber ich war verblendet und hab die Schuld da noch auf deine Freundin geschoben. Als ich da am Tisch saß, hab ich nämlich mitbekommen, wie sie den schmierigen Ralf auch noch ermutigte, sich dir wieder zu nähern. Und als die beiden dann auch noch schlüpfrige Witze über dich gerissen haben…Ich war entsetzt. Ich bin ihr dann später gefolgt und wollte sie zur Rede stellen. Wollte ihr klarmachen, dass sie anständige Frauen nicht in ihren Schmutz ziehen solle. Ja, was das für eine war, da hatte man mich schon drüber aufgeklärt, da am Tisch. Ich hab ihr also dann gesagt, dass du viel zu gut für sie wärst und dass ich
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