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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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hier haltmachen und etwas essen und abwarten, bis der Regen nachläßt.« Sie sieht zu Paul hinüber. Er starrt sie an. Sie fühlt, wie ihr Körper zu zittern beginnt. »Wir könnten doch zu Abend essen … oder so«, fügt sie schnell hinzu.
    Er biegt auf den Parkplatz des nächsten Motels ein. »Oder so«, sagt er.
    Seit Monaten hat sie davon geträumt, und sie betet darum, daß dies kein Traum ist. Er ist auf ihr und über ihr und in ihr und überall um sie herum, er füllt sie aus und liebt sie und sagt ihr, daß er sie braucht, und sie sagt ihm dasselbe.
    Seit einigen Stunden sind sie schon in diesem Zimmer mit dem entsetzlichen roten Bettvorleger und der schäbigen violetten Tagesdecke. Es hat aufgehört zu regnen, aber wenn Paul es gemerkt hat, so hat er es ignoriert.
    Zuerst hatte sie Angst, Angst, er könnte sie lächerlich oder rührend finden, sie war sich nicht sicher, wie ihm ihr Körper wohl gefallen werde, wie er sich für Paul anfühlen werde, nachdem er es monatelang mit dem Körper der kleinen Judy zu tun gehabt hatte, aber bald hatte er ihr zugeflüstert, wie schön sie sei, seine Hände waren zärtlich und aufmunternd und vertraut, und sie hatten nichts von dem vergessen, was sie im Lauf ihrer zwanzig gemeinsamen Jahre gelernt hatten. Sie wußten immer noch genau, wo sie Joanne berühren mußten und wie. Das ist die Technik des Herzens, denkt sie. Steve Henry kann das nicht verstehen. Und bald war jede Verlegenheit und alle Angst verschwunden, und sie hatte sich im Liebesakt verloren – denn sie war erzogen worden, zu glauben, daß es ein Akt der Liebe war. Nachdem sie das erstemal fertig geworden waren, als sie zum erstenmal merkte, daß der Regen aufgehört hatte, und schon fürchtete, jetzt werde er sagen, sie sollten weiterfahren, da hatte er sich einfach zu ihr hinübergebeugt und sie wieder an sich gezogen, und sie hatten sich noch einmal geliebt, und für Joanne war es das schönste Mal in allen ihren gemeinsamen Jahren.
    Und jetzt ist er wieder auf ihr, in ihr und überall um sie. Sie drehen sich um sich selbst, ändern die Stellungen, lachen, wenn sie sich unbequem ineinander verfangen haben, liegen sich endlich verschwitzt und erschöpft in den Armen. Er schmiegt sich an sie, damit sie gut einschlafen kann. Joanne fühlt, daß sich ihr Körper langsam entspannt, aber sie weiß, daß sie unmöglich schlafen kann. Es macht nichts. Sie liegen gemeinsam in einem Bett. Und wenn er aufwacht, wird sie neben ihm sein.
    »Mußt du um neun in der Kanzlei sein?« fragt sie, als er am nächsten Morgen in die Auffahrt zu ihrem Haus einbiegt. Es ist schon fast neun, und er muß noch den ganzen Weg in die Stadt zurückfahren.
    »Nein. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen mich nicht vor zehn erwarten.«
    Joanne fühlt eine seltsam stechende Angst. Er hat am Freitag in der Kanzlei gesagt, er werde am Montag nicht vor zehn erscheinen? Hatte er da schon gewußt, was sich zwischen ihnen ereignen würde? War er sich so sicher gewesen? Sie schiebt den unangenehmen Gedanken fort. Es ist doch unwichtig. Offensichtlich hatte er geplant, sich an diesem Wochenende auszusöhnen; denn das wollte er damit doch ausdrücken. Warum nur ist sie so unruhig? Warum ist sie unruhig, seit er an diesem Morgen aufstand, hastig duschte und sich anzog? Während der Fahrt nach New York hatte er nur wenig gesprochen und sie immer dann, wenn er ihrem Blick nicht mehr ausweichen konnte, schuldbewußt angestarrt.
    Paul begleitet sie zur Tür. Er trägt die Taschen mit den Sachen, die die Mädchen ihnen mitgegeben haben, Dinge, die sie nicht mehr brauchen. Paul setzt die Taschen vor der Tür ab.
    »Hast du noch Zeit für eine Tasse Kaffee?« fragt sie. Soll sie ihn jetzt fragen, wann er wieder einziehen wird?
    »Besser nicht. Ich muß mich ja noch umziehen und rasieren«, erklärt er.
    »Sehen wir uns heute abend?« wagt sie sich vor. Die Worte bleiben ihr in der Kehle stecken. Warum drückt sie sich so vorsichtig aus?
    »Joanne …«
    »Was ist denn los, Paul?« fragt sie, als sie die Spannung nicht länger erträgt.
    »Ich hoffte, du würdest das mit gestern nacht verstehen …«
    »Was verstehen? Ich habe verstanden, daß wir uns geliebt haben, daß du mir gesagt hast, du liebst mich …«
    »Ich liebe dich ja auch.«
    »Und was gibt es da noch zu verstehen?«
    »Daß es nichts an der Sache ändert«, sagt er, und Joanne merkt, wie sie sich gegen die Tür stemmt, um seinen Worten zu entkommen. »Vielleicht hätte ich das gestern

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