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Ein mörderischer Sommer

Titel: Ein mörderischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fielding Joy
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mitgebracht?«
    »Ja, wir haben was zum Essen mitgebracht«, antwortet Paul lachend. »Du siehst großartig aus. Hast du viel Spaß hier?«
    »Es ist super. Alle sind nett, und die Betreuer sind ganz toll. Ihr werdet sie ja kennenlernen.« Sie hakt sich bei ihren Eltern ein. »Ich habe euch vermißt! Ihr seht toll aus!«
    »Wo ist Robin?« fragt Paul. Vor dieser Frage hat Joanne sich gefürchtet.
    »Sie ist am See«, sagt Lulu. »Sie nimmt an der Segelregatta teil. In ein paar Minuten beginnt es. Wenn ihr sie segeln sehen wollt, führe ich euch hin.«
    »Natürlich wollen wir sie segeln sehen«, sagt Joanne. Sie hat den Arm ganz fest um Lulu gelegt. »Zeig uns, wo es ist!«
    »Was ist mit den Fressalien?«
    »Später«, sagt Paul.
    Sie gehen zum See. Joanne ist glücklich, zuversichtlich, selig. Zwischen ihr und Paul hat sich irgend etwas geändert. Sie werden wieder eine Familie sein, denkt sie, als sie das Wasser und die vielen weißen Segel erblickt.
    »Da habe ich zu ihr gesagt – also, ich wollte eben nett sein, und da habe ich gesagt: ›Weißt du, daß du dein Sweatshirt verkehrt herum anhast?‹, und sie sagt so richtig trotzig: ›Natürlich weiß ich das. Es soll ja verkehrt herum sein. Jeder trägt es so.‹ Ich sage: ›Also, ich habe noch nie jemanden gesehen, der sein Sweatshirt verkehrt herum trägt‹, und sie sagt: › Jeder in Brown trägt sie so‹ – als ob sie an der Brown University wäre und nicht ihr älterer Bruder!«
    Joanne hört Lulus Erzählung zu, aber sie beobachtet dabei Robin, die den ganzen Vormittag über nur sehr wenig gesprochen hat. Die vier sitzen auf einer großen rot-blauen Decke, essen Hamburger und trinken Limonade. Die Eltern haben sich eine Segel- und eine Bogenschießvorführung sowie ein Baseballspiel angesehen. Jetzt sind sie zum Mittagessen eingeladen und haben Gelegenheit, sich mit ihren Kindern zu unterhalten. Seit sie sich hinsetzten, hat Lulu pausenlos geredet; Robin dagegen hat, seit sie ihre Eltern höflich, aber reserviert begrüßte, so gut wie nichts erzählt. Verglichen damit, war ihr Brief geradezu überschwenglich, denkt Joanne. Sie weiß nicht, wie sie sich in dieser Situation verhalten soll, und beschließt, die Sache einfach zu übergehen. Irgendwie findet sich alles, hört sie ihre Mutter sagen.
    »Will noch jemand einen Hamburger?« fragt Paul.
    »Ich!« schreit Lulu sofort.
    »Sonst noch jemand?«
    »Nein, danke«, sagt Joanne. Robin schüttelt den Kopf.
    »Auf meinen Hamburger Senf und eine Scheibe Gurke«, bittet Lulu ihren Vater, der gerade aufsteht. »Und eine Scheibe Tomate«, fügt sie hinzu, als er sich schon zum Gehen wendet.
    »Du kommst wohl besser mit«, sagt Paul zu Lulu, den Blick auf Joanne gerichtet. Lulu nimmt seine ausgestreckte Hand.
    Er will, daß wir einen Moment lang ungestört sind. Joanne hat es verstanden und nickt ihm leicht zu. Sie sieht Robin an, die den Blick neugierig erwidert. Ganz offensichtlich wartet sie darauf, daß ich etwas sage, denkt Joanne.
    »Also«, beginnt sie zögerlich, »es gefällt dir hier, ja?«
    »Es geht.« Robin zuckt mit den Achseln.
    »Es hat uns sehr beeindruckt, wie gut du schon segeln kannst.«
    Robin nimmt das Kompliment entgegen, aber sie sagt nichts.
    »Deine Betreuer scheinen ja sehr nett zu sein.«
    »Ja, sie sind nett.«
    Die Unterhaltung versickert. Joanne läßt den Blick über die vielen anderen picknickenden Menschen schweifen in der Hoffnung, irgendwelche Satzfetzen aufzuschnappen, die ihr vielleicht als Anregung zu weiteren Gesprächsthemen dienen könnten. Aber sie hört nichts.
    »Wie sind denn die Jungen von Camp Mackanac dieses Jahr?« fragt sie schließlich. Hoffentlich war das unverfänglich genug. Robin soll nicht glauben, ihre Mutter wolle sie ausfragen.
    »Sind ganz okay.«
    »Nur okay?« Sofort bereut Joanne diese Zusatzfrage. Sie ist zu weit gegangen – ihre Frage wird unweigerlich mißverstanden werden.
    Robin starrt auf ihren Schoß. »Ein Junge ist dabei, der ist ganz süß«, sagt sie.
    Joanne schweigt.
    »Er heißt Ron«, erzählt Robin weiter.
    »Ach? Mein Chef heißt genauso.«
    Ein leichtes Lächeln erscheint auf Robins Gesicht, verschwindet wieder. »Wie ist dein Job?« fragt sie.
    »Toll«, antwortet Joanne enthusiastisch.
    Robin starrt in Richtung See, obwohl das Wasser von der Picknickwiese aus gar nicht zu sehen ist. »Wie steht es denn nun zwischen dir und Dad?« fragt sie leise.
    »Besser«, antwortet Joanne.
    Robin wischt einen fiktiven Käfer von der

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