Ein moerderisches Geschaeft
meisten aber liebte Avery an Tante Carrie, dass sie mit ihr redete wie mit einer Erwachsenen. Sie behandelte sie nicht wie ein Baby, was Grandma Lola meistens tat. Wenn Carrie von Averys nichtsnutziger Mama Jilly erzählte, begann sie immer in sachlichem Ton: »Ich werde die Wahrheit nicht beschönigen, nur weil du noch klein bist. Du hast ein Recht, das alles zu erfahren.«
Eine Woche bevor Carrie nach Kalifornien zog, kam Avery in ihr Zimmer, um ihr beim Packen zu helfen. Allerdings stand sie nur im Weg herum, und als Carrie genug davon hatte, setzte sie ihre Nichte an ihren Toilettentisch und stellte eine Schuhschachtel mit billigem Modeschmuck vor sie hin. Sie hatte ihn auf Flohmärkten gekauft, da sie Avery vor ihrer Abreise damit eine Freude machen wollte. Das kleine Mädchen war begeistert von den funkelnden Schätzen und probierte die Schmuckstücke vor dem ovalen Spiegel an.
»Warum musst du unbedingt so weit weg – nach Kalifornien, Carrie? Du solltest zu Hause bleiben bei Grandma und mir.«
Carrie lachte. »›Ich sollte?‹«
»Das hat Peytons Mama gesagt. Peyton hat erzählt, dass ihre Mama sagt, du wärst schließlich schon im College gewesen, und jetzt müsstest du hier bleiben und helfen, auf mich aufzupassen, weil ich eine ganz schöne Plage bin.«
Peyton war Averys beste Freundin, und da sie ein Jahr älter war, glaubte Avery jedes Wort, das Peyton von sich gab. Carries Ansicht nach war Peytons Mutter Harriet eine Wichtigtuerin, aber sie war nett zu Avery; deshalb hatte sich Carrie damit abgefunden, dass sie sich hin und wieder in ihre Familienangelegenheiten einmischte.
Nachdem Carrie ihren hellblauen Angorapullover zusammengefaltet und in den Koffer gelegt hatte, versuchte sie Avery noch einmal klar zu machen, warum sie wegging.
»Ich habe dieses Stipendium bekommen, schon vergessen? Ich mache dort meinen Master, und ich habe dir mindestens schon fünfmal erklärt, warum dieses zusätzliche Studium so wichtig für mich ist. Ich muss nach Kalifornien, Avery. Es ist eine großartige Chance für mich, und wenn ich erst meine eigene Firma gegründet habe und reich und berühmt bin, dann ziehst du mit Grandma zu mir. Wir werden ein großes Haus in Beverly Hills haben – mit Dienstboten und einem Swimmingpool.«
»Aber dann kann ich keine Klavierstunden mehr nehmen, und Mrs. Burns sagt, ich muss Klavier spielen lernen, weil ich ein Ohr für Musik habe.«
Da ihre Nichte so ernst war, wagte Carrie nicht, laut zu lachen. »Sie sagte, du hast ein Ohr für Musik, und das bedeutet, dass du gut spielen könntest, wenn du fleißig übst, aber du kannst auch in Kalifornien Klavierstunden nehmen. Und dort auch den Karateunterricht fortsetzen.«
»Aber ich mag den Karateunterricht hier. Sammy sagt, dass ich bei der Fußarbeit schon viel stärker geworden bin. Aber weißt du was, Carrie? Ich hab gehört, wie Grandma zu Peytons Mama gesagt hat, dass sie es nicht mag, wenn ich Karate lerne. Sie sagt, das wäre nichts für ein Mädchen.«
»Zu schade«, entgegnete Carrie. »Aber ich bezahle für das Training, und ich möchte, dass du lernst, dich selbst zu verteidigen.«
»Aber wieso?«, wollte Avery wissen. »Peytons Mama hat das Grandma auch gefragt.«
»Weil ich nicht möchte, dass dich irgendjemand so herumschubst, wie Jilly mich früher herumgeschubst hat«, sagte sie. »Du sollst vor niemandem Angst haben müssen. Und ich bin sicher, dass es in Kalifornien großartige Selbstverteidigungsstudios gibt mit Lehrern, die genauso nett sind wie Sammy.«
»Peytons Mama sagt, Grandma hätte ihr verraten, dass Jilly weggegangen ist, um Filmstar zu werden. Willst du auch ein Filmstar werden, Carrie?«
»Nein, ich möchte eine Firma gründen und viel, viel Geld verdienen. In dieser Firma mache ich dann andere Leute zu Stars.«
Avery drehte sich wieder zum Spiegel um und steckte Ohrklipps mit dicken grünen Strasssteinen an ihre Ohrläppchen. Dann entwirrte sie die dazu passende Kette und legte sie sich um den Hals. »Weißt du, was Peyton sonst noch sagt?« Sie wartete nicht auf eine Antwort. »Sie hat mir erzählt, ihre Mama hätte mal gesagt, als Jilly mich bekommen hat, wäre sie eigentlich alt genug gewesen, um es besser zu wissen.«
»Das stimmt«, erwiderte Carrie. Sie zog ihre Sockenschublade auf, kippte den Inhalt aufs Bett und suchte die einzelnen Strumpfpaare zusammen. »Jilly war damals achtzehn.«
»Aber was hat Peytons Mama damit gemeint? Warum hätte sie es besser wissen müssen?«
»Sie
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