Ein Moment fürs Leben. Roman
wenigen Augenblicken noch geschwebt waren. Das Wohnmobil stand auf dem Parkplatz, und wir warteten auf die anderen, die noch abwarten wollten, bis auch Declan, Annie und Josh ihren Sprung absolviert hatten. Harry war irgendwo und versuchte, dem Mädchen, das Babys von Blake wollte, mit Hilfe von cleveren Wortspielen an die Wäsche zu gehen.
»Warum können wir nicht hin?«
»Wegen Don!«
»Ach, vergiss Don!«, rief ich, bekam zwar umgehend ein schlechtes Gewissen, war aber total frustriert, weil mein Leben anscheinend immer noch nicht kapierte, worum es hier ging.
»Das hast du doch längst.«
»Nein, aber Blake hat mich eingeladen, und er ist der einzige Grund, warum wir hier sind. Kannst du dich denn nicht wenigstens ein bisschen für mich freuen?«
Er dachte nach. »Du hast recht. Ich freue mich sehr für dich. Schon seit Sonntagabend wolltest du genau das, also bleib einfach hier und verkauf dich an Blake, den Mann, der dir das Herz gebrochen hat, aber ich fahr zurück nach Dublin und treffe mich mit Don, dem netten Kerl, mit dem du geschlafen hast und der
mich
zu einem Drink eingeladen hat.«
»Dann tut es doch endlich, dann habt ihr es hinter euch«, fauchte ich.
»Eine sehr reife Reaktion«, entgegnete mein Leben ruhig. »Aber andererseits hast du das ja auch schon erledigt. Ich bin nur an seiner Freundschaft interessiert. Wir treffen uns um acht heute Abend im
Barge
, für den Fall, dass unser Guru hier dich hängenlässt und sich doch lieber wieder auf die Suche nach grüneren Weiden macht.«
»Du glaubst also nicht an uns«, stellte ich traurig fest.
»Das stimmt nicht, nein. Ich glaube nicht an ihn, aber wer bin ich, um euch aufzuhalten?« Nachdenklich hielt er inne. »Ach ja, ich bin dein
Leben
. Glaubst du, dass die meisten Menschen in einer persönlichen Krise eher auf das hören würden, was ihr Leben ihnen sagt, oder dass sie es eher so machen wie du und ihr Leben auf der Suche nach geographischem Glück von einem Ort zum anderen schleifen?«
»Was soll der Scheiß denn jetzt heißen?
Geographisches Glück?
«
»Die meisten Leute suchen Glück und Erfüllung in ihrem Inneren, aber du fährst in ein anderes County und glaubst, das hilft.«
»Diese Frau, die sich durch drei Kontinente gegessen, geliebt und gebetet hat, ist auch glücklich geworden«, blaffte ich. Aber dann beruhigte ich mich etwas und seufzte. »Ich will doch nur, dass du siehst, was ich an ihm liebe.«
»Oh, ich hab genau gesehen, was du an ihm liebst – das war unter dem engen Gurt ja deutlich sichtbar.«
»Bitte sei doch mal ernst.«
»Ich meine es ernst. Ich hab gesehen, was du an ihm liebst, und ich gehe mit Don einen trinken.«
Einmal wollte ich es noch versuchen. »Ich hab das Gefühl, dass es ein Problem zwischen euch gibt, das ich nicht ganz verstehe. Er hat dir weh getan, das verstehe ich, er hat dich verletzt, und jetzt versuchst du dich zu schützen. Aber gib ihm doch wenigstens eine Chance! Wenn du das nicht tust, dann wirst du dich immer fragen, ob er nicht doch derjenige war, der mir und dadurch auch
dir
ewiges Glück bringen sollte.«
»Ich glaube nicht an ewiges Glück, nur an kleine Spritzer hier und dort.« Aber er klang schon etwas weicher.
»Ich weiß, dass du Don nicht im Stich lassen willst, aber da geht es doch nur um ein paar Bier. Er ist erwachsen, er wird das verstehen.« Mein Leben sah schon fast überzeugt aus, aber ich wollte auf Nummer Sicher gehen und fuhr mein Totschlagargument auf. »Außerdem liegt Sebastian in einem Graben, und nur Gott weiß, wie lange es dauern wird, ihn zu reparieren, also sitzen wir hier sowieso noch eine Weile fest.«
»Na gut«, sagte er resigniert. »Dann bleibe ich eben. Ich rufe Don an, aber dann ist unsere Freundschaft wahrscheinlich gestorben. Er weiß, wo ich bin, und wird denken, dass ich Blake lieber mag als ihn.«
Ich tätschelte ihn mitleidig.
So lagen wir da und starrten beide durchs Dachfenster zu den vorbeiziehenden Wolken am knallblauen Himmel hinauf. Dann wurde die Tür aufgerissen, Declan erschien vor dem Auto und führte seine Körperteile vor, um die es bei der Wette gegangen war – tatsächlich anständig rasiert.
Die Bodhrán ist eine mit Ziegenfell bespannte irische Rahmentrommel. Der Spieler hält sie mit der einen Hand von unten fest, so dass er an das Fell greifen und durch unterschiedlichen Druck Tonhöhe und Klangfarbe variieren kann, während die andere Hand mit dem Cipín, einem Holzschlägel, auf die Trommel
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