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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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lassen, still und heimelig, als würden wir mit einem riesigen Fallschirm, der uns zusammenhielt, langsam zur Erde hinunterschweben.
    »Bleibst du eine Weile hier?«
    Ich war nicht sicher, ob das eine Bitte oder eine Frage war, und da das ein großer Unterschied für mich war, spielte ich auf Sicherheit.
    »Ich muss heute noch zurück. Er trifft sich nachher noch mit jemandem.«
    »Wer?«
    »Mit einem Typen namens Don«, antwortete ich und wunderte mich, warum Blake die Pläne meines Lebens so genau wissen wollte. Aber dann begriff ich plötzlich, dass er nur fragte, weil er die Anwesenheit meines Lebens vergessen hatte. »Mein Leben hat eine Verabredung«, sagte ich mit fester Stimme, was ihn zu erschrecken schien. »Mein Leben trifft sich mit einem Freund namens Don.«
    »Aber
du
kannst doch bleiben, oder?« Er schenkte mir ein schelmisches Lächeln, eins seiner besten, und nachdem ich mich einen Moment gar nicht danach gefühlt hatte, wurde mir doch wieder warm ums Herz. »Ach komm«, lachte er, beugte sich vor und umfasste meine Beine genau oberhalb der Knie, wo ich, wie er wusste, schrecklich kitzlig war.
    Jenna schaute in den Rückspiegel. Unsere Blicke trafen sich. Ich musste lachen, natürlich nicht über sie, was sie vielleicht vermutete, sondern weil Blakes Finger mich dermaßen kitzelten, dass ich einfach nicht anders konnte.
    »Jeremy feiert heute Abend im Pub.« Er kitzelte mich weiter, und ich wehrte mich lachend. »Er wird dreißig.«
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagte ich, aber Jeremy sah mich nicht an. Er gehörte zu den Leuten, die dir das Gefühl geben, sie wüssten entweder nicht, dass du im Raum bist, oder es wäre ihnen scheißegal – als würde es ihnen einen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie auch nur deine Existenz zur Kenntnis nehmen. Zwanzig Jahre später erzählen sie dir dann, dass sie schon immer in dich verknallt waren, aber nie den Mut hatten, es dir zu sagen.
Was?
, fragst du sie dann.
Ich dachte immer, du kannst mich nicht leiden.
Und sie antworten:
Bist du verrückt? Ich wusste nur nie, wie ich es dir sagen soll!
Jedenfalls ist mir das mit Christian Byrne so gegangen, dem coolsten Jungen im Sommerlager, als ich fünfzehn war. Er hat praktisch mit jedem Mädchen im Schlafsaal geredet und jede Einzelne geküsst – außer mich. Aber als er es mir vor vier Monaten in einer Bar gestanden hat, konnte ich ihn trotzdem nicht küssen, da er ein Mädchen geschwängert hatte und sie heiraten wollte, weil er fand, das wäre das Richtige, auch wenn er deshalb in einem schäbigen Strip-Club in der Leeson Street gelandet war und um vier Uhr morgens einer Frau gestand, dass er sie liebte, obwohl er sie fünfzehn Jahre nicht gesehen hatte. Übrigens war ich mit Melanie dort, falls irgendjemand das wissen möchte.
    »Wir würden gerne kommen, wenn es dir recht ist«, sagte ich zu Jeremy.
    Aber Jeremy reagierte nicht. Entweder hatte er nicht gemerkt, dass ich mit ihm redete, oder es kümmerte ihn nicht. Bald würde Jeremy erkennen, dass er mich heimlich liebte, aber dann war es zu spät, weil ich wieder mit Blake zusammen sein würde. Ihre Freundschaft würde darunter leiden, weil er es nicht ertragen konnte, seinen besten Freund mit der Frau zu sehen, die er liebte, deshalb würde er seinen Job aufgeben und umziehen, und er würde versuchen, eine andere zu finden, aber das wäre nicht seine wahre Liebe. Er würde sie trotzdem heiraten und mit ihr Kinder haben, und jedes Mal, wenn er mit ihr geschlafen hatte und sie einschlief, würde er bis spät in die Nacht wach liegen und an die Frau denken, die er in Bastardstown in County Wexford zurückgelassen hatte. Nämlich an mich.
    »Klar ist ihm das recht«, beantwortete Blake meine Frage für ihn. »Wir treffen uns um sechs im
Bodhrán
. Sobald wir hier fertig sind, ziehen wir los. Also komm«, sagte er und piekte mich wieder in die Beine, ein Piek bei jedem Wort. »Komm, komm, komm.«
    »Okay, okay«, lachte ich und setzte meine ganze Kraft ein, um seine Hände daran zu hindern, mich weiter zu kitzeln, aber er war stärker und verschränkte seine Finger in meine, und so saßen wir da, zueinander gebeugt, und starrten uns an. »Ja, ich komme«, sagte ich.
    »Darauf wette ich«, scherzte er, und mein Herz bekam fast einen hysterischen Anfall.
     
     
    »Wir können da nicht hin«, sagte mein Leben, als wir wieder auf dem Boden des Wohnmobils lagen und durch das Dachfenster in den knallblauen Himmel hinaufblickten, durch den wir vor

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