Ein Moment fürs Leben. Roman
Schlagartig verstummten die anderen Gespräche, denn jeder wollte hören, was sie zu sagen hatte. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber inzwischen ist mir auch das egal. Ich fühle mich unwohl und ich fühle mich eklig, ich habe keine Geduld mehr und werde jetzt einfach mal sagen, was ich denke. Ehe du hier reingeplatzt bist, wollte Lucy uns etwas sagen, etwas Wichtiges, und wir haben alle die Ohren gespitzt, weil Lucy uns sonst nie etwas Wichtiges erzählt. Nicht mehr. Nichts für ungut, Lucy, aber das stimmt. Du hast uns nicht mal von diesem Irren in deinem Büro erzählt, der dir eine Pistole an den Kopf gehalten hat, das musste ich von Belinda Zickfresse erfahren, die um die Ecke von mir wohnt, erinnerst du dich an sie? Sie hat inzwischen drei Kinder von drei verschiedenen Vätern und ein Gesicht wie ein schrumpeliger Nippel, und das geschieht ihr auch ganz recht. Bitte schauen Sie mich nicht so an, MrsSilchester, sie hat es wirklich verdient, ganz ehrlich – wenn Sie wüssten, was sie früher in der Schule mit uns gemacht hat, würden Sie es sofort verstehen. Jedenfalls hat sie mir erzählt, dass dir jemand eine Pistole an den Kopf gehalten hat, und ich hab mich total geschämt, weil ich es nicht wusste, und nicht nur das …« Lisa sah wieder Blake an. »Sie erzählt uns nichts. Überhaupt nichts.«
»Es war bloß eine Wasserpistole«, warf ich ein, um sie zu beschwichtigen, während die anderen schon über mich herfielen, weil ich ihnen nie etwas von mir erzählte, und alles auflisteten, was sie von anderen Leuten über mich erfahren hatten. Sogar Blake hörte zu und war fasziniert.
»Ruhe!«, rief Lisa schließlich, wieder wurde es im Restaurant ganz still, und alle starrten sie an. »Nein, nein, nur die an meinem Tisch«, erklärte sie mit einer ausladenden Handbewegung. »Lasst Lucy reden.«
Der Kellner kam zurück, füllte mein Wasserglas auf und nahm sich das nächste vor. Ich starrte ihn so lange an, bis er endlich kapierte, was ich von ihm wollte, den Krug auf den Tisch stellte und sich davonmachte.
»Okay, gut. Darf ich bitte, Blake?«
»Du musst ihn doch nicht um Erlaubnis fragen«, blaffte Chantelle. »Wir haben für einen Abend jetzt wirklich genug über Sardinen gelernt.«
Jamie grinste.
Blake verschränkte die Arme, und unter der glatten Oberfläche sah man seine Nervosität.
»Ich möchte nur vorweg sagen, dass ich das für mich tue, nicht um jemanden zum Buhmann zu machen. Blake war an der Sache beteiligt, aber ich übernehme die volle Verantwortung für das, was ich getan habe. Das war ich – nicht er.«
Blake machte ein zufriedenes Gesicht.
»Also fallt jetzt bitte nicht über Blake her«, bat ich. »Ich habe Blake nicht verlassen«, begann ich dann langsam. »Er hat mit mir Schluss gemacht.«
Mit offenem Mund starrten unsere Freunde mich an, sprachlos, schockiert. Dann verwandelte sich der Schock auf manchen Gesichtern in Wut, und diese Gesichter wandten sich Blake zu.
»Hey, hey, es ist nicht seine Schuld, denkt daran!«
Mit zusammengebissenen Zähnen sahen sie wieder zu mir. Alle außer Adam, der Blake fragend anschaute. Als Blake seinem Blick auswich, nahm er das als Eingeständnis, und aus der Frage wurde Wut.
»Ich war sehr glücklich in unserer Beziehung. Ich war sehr verliebt. Ich habe nicht gemerkt, dass wir Probleme hatten, anscheinend hab ich nicht genügend aufgepasst, denn Blake war nicht glücklich. Er hat die Beziehung beendet, aus Gründen, die für ihn wichtig sind«, endete ich im Brustton der Überzeugung und versuchte, den Aufruhr um mich herum zu unterdrücken.
»Warum hast du uns gesagt, dass Lucy dich verlassen hat, Blake?«, fragte Melanie.
»
Wir
haben das zusammen beschlossen, weil ich mich so geschämt habe«, antwortete ich. »Weil ich durcheinander war und mir Sorgen darüber gemacht habe, was die Leute denken würden, und weil ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte, und weil ich dachte, wenn ich einfach sage, dass ich nicht glücklich war und deshalb beschlossen habe, ihn zu verlassen, dann wäre alles viel leichter. Blake hat mir geholfen. Er hat versucht, es leichter für mich zu machen.«
Blake hatte immerhin so viel Anstand, verlegen auszusehen.
»Und wessen Idee war das?«, fragte Jamie.
»Weiß ich nicht mehr«, antwortete ich wegwerfend. »Das ist ja auch unwichtig. Der Punkt ist, dass das eine Reihe von Ereignissen in meinem Leben nach sich gezogen hat …«
»Aber wer hat es als Erster vorgeschlagen?«, unterbrach
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