Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
allmählich unter, und Dunkelheit zog auf. Die Gasbeleuchtung im Gebäude machte die Welt drinnen hell und klar, doch die Düsternis vor den Fensterscheiben war bedrückend und verhöhnte unsere Bemühungen, sie auf Distanz zu halten. Beamte kamen hustend und schnaufend herein und beschwerten sich fluchend, man könne kaum die Hand vor Augen sehen. Als ich mich schließlich auf den Nachhauseweg machte, konnte man sie tatsächlich nicht mehr sehen, außer man hielt sie direkt vor seine Nase.
Superintendent Dunn ging um vier Uhr und murmelte etwas von einem Abendessen, zu dem er und seine Frau eingeladen waren, auch wenn es mir ein Rätsel war, wie er bei diesem Wetter rechtzeitig nach Hause kommen wollte, um sich fertig zu machen. Und mehr noch, wie er und Mrs. Dunn anschließend das Haus ihrer Gastgeber in Camden erreichen wollten.
»Sie können meinetwegen auch nach Hause gehen, Ross«, sagte er zu mir.
Also nahm ich ihn beim Wort und verließ das Dienstgebäude nicht lange nach ihm. Meine Absicht war es, den Fluss nicht über die Westminster Bridge zu überqueren, wie ich es normalerweise tat, sondern über die Waterloo Bridge. Es war nicht so weit zu laufen, hätte klares Wetter geherrscht. Doch bei diesem Wetter benötigte ich eine Dreiviertelstunde, bevor ich nach einigen nahezu desaströsen Zusammenstößen mit einem Dutzend verschiedener Hindernisse am schlimmer werdenden Gestank erkannte, dass ich die große Baustelle des Uferdamms entlang der Themse erreicht hatte. Der Nebel hatte auch diese Arbeiten für den Rest des Tages zum Erliegen gebracht.
Was den Gestank anbetraf, der stieg aus der Themse auf. Außerstande, in die Höhe zu steigen, und vom Nebel an den Boden gedrückt, vermischte sich das wässrige Miasma mit all den anderen Gerüchen. Immer noch wird alles in den Fluss gekippt, obwohl Mr. Bazalgettes wundervolles neues Kanalisationssystem, das zum Teil unter meinen Füßen in der Uferböschung vergraben lag, dazu geschaffen worden war, eine von vielen Quellen der Verunreinigung zu beseitigen. Der Schiffsverkehr auf dem Fluss entlud seine Abfälle ebenfalls in das Wasser, und wenn irgendjemand aus der Gegend irgendetwas loswerden wollte, sei es Müll aus dem Haushalt oder einem Gewerbe, legal oder nicht, dann bestand der einfachste Weg darin, es zum Fluss zu schaffen und hineinzuwerfen.
Kadaver und gelegentlich auch Leichen fanden ebenfalls ihren Weg in den Fluss. Mörder rollten ihre Opfer in der Nacht lautlos über die Uferkante. Selbstmörder stürzten sich von den Brücken. Ich bin froh, dass ich nicht bei der Flusspolizei bin. Der Qualm der Lokomotiven vom großen Bahnhof von Waterloo trug seinen unverkennbaren Teil zum allgemeinen Gestank bei. Ich war daran gewöhnt. Er war mein Begleiter an jedem Abend.
Ich erreichte die große Steinbrücke mit den neun Bögen und betrat sie. Kein Wärter saß im Zollhäuschen – vermutlich, weil er annahm, dass bei diesem Wetter sowieso niemand den Fluss überqueren würde. Die Droschkenkutscher hatten den Betrieb mehr oder weniger eingestellt. Selbst bei bestem Wetter war der Verkehr über die Brücke eingeschränkt angesichts der Tatsache, dass die Londoner eine natürliche Abneigung gegen den Brückenzoll hatten und aus diesem Grund den Fluss, wenn es sich irgendwie einrichten ließ, lieber an anderer Stelle überquerten. Wenn ich mich nicht irre, haben die Erbauer der Brücke ihre Investition nie wieder hereingeholt. Es heißt sogar, am Ende müsse die Regierung die Kosten übernehmen, und das wäre das Ende des Brückenzolls, weil der Steuerzahler die Rechnung begleichen würde.
Ich marschierte los und hielt mich wohlweislich dicht an der steinernen Brüstung auf der linken Seite, die ich alle paar Schritte sicherheitshalber ertastete.
Es dauerte nicht lange, bis ich mich fühlte, als wäre ich ganz allein in dieser lautlosen Welt. Das einzige Geräusch war das gelegentliche dumpfe Hupen eines Nebelhorns. Der Flussverkehr war zum Erliegen gekommen, und die Leichter und Kähne warteten vor Anker auf das Ende des Nebels. Warnlichter waren nutzlos in diesem Wetter. Die Gaslaternen der Brücke brannten und erreichten doch nicht mehr, als dem Nebel in kleinem Umkreis einen safrangelben Schimmer zu verleihen. Ich hörte das Echo meiner eigenen Schritte von der Brüstung widerhallen. Obwohl ich mir den Schal um die untere Gesichtshälfte geschlungen hatte und meine Nase bedeckt war, fand der elendige Nebel dennoch einen Weg in meine Kehle und
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