Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
Fleischmärkte großer Beliebtheit erfreute. Eine Flasche Porter auf dem Tisch ist jedoch unansehnlich, und so entfernte ich sie bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen wir Gäste hatten, und ersetzte sie gegen eine Flasche preiswerten Weißweins. Wir hatten keinen Weinkeller, wie man schon daran sehen kann. Doch ob es nun Porter war oder Weißwein, Bessie schwebte hinter uns wie ein griechischer Chorus. Sie rang vielleicht nicht die Hände, doch sie hatte die Kunst des sorgenvollen Kopfschüttelns und des tadelnden Blickes bis zur Meisterschaft entwickelt.
»Ignorier sie einfach«, empfahl mir Ben, der Bessies Pantomime amüsiert verfolgte. »Du wirst sehen, sie gibt bald wieder auf.«
Bessie kam also durch mit ihrem Benehmen. Als Nächstes wurden wir zum Ziel einer mehr offen zum Ausdruck gebrachten Kritik.
Ich fand sie in der Küche, wo sie vor dem Abwasch stand und auf zwei Weingläser starrte, während sie trübselig den Kopf schüttelte.
»Ich kann das nicht tun, Missus«, sagte sie, sobald ich mich ihr näherte. Ich wünschte mir, sie würde nicht dauernd »Missus« zu mir sagen, und ich hatte ihr zahlreiche Alternativen vorgeschlagen, doch Bessie hatte mit dem ihr eigenen Kopf beschlossen, dass »Missus« mein mir zustehender Titel war. Ben wurde stets als »der Herr Inspector« bezeichnet und auch als solcher angesprochen.
»Du kannst nicht abwaschen, Bessie?«, fragte ich erstaunt. »Aber warum denn nicht?«
»Ich kann die Teller und Töpfe abwaschen«, antwortete Bessie, »aber nicht diese Gläser, weil darin starker Alkohol war. Wenn ich sie abwasche, helfe ich Ihnen und dem Herrn Inspector bei einem Tun, von dem ich weiß, dass es falsch ist.«
Am liebsten hätte ich sie angebrüllt. »Unsinn! Sieh zu, dass du weitermachst!« Doch ausnahmsweise einmal gelang es mir, nicht das Erstbeste zu sagen, das mir in den Sinn kam. Ich hatte eine bessere Idee, wie ich mit diesem Problem fertig werden konnte.
»Oh. Ich verstehe, Bessie«, sagte ich. »Nun ja. Ich denke, es ist vielleicht besser, wenn du die Gläser an der Seite stehen lässt und ich sie selbst abwasche. Die Gläser sind ein Hochzeitsgeschenk von meiner Tante Parry, und ich möchte nicht, dass sie zerbrechen.«
Bessie sah mich mit einem Gesicht an, dass ich beinahe laut aufgelacht hätte. Sie öffnete den Mund zu einer Antwort, doch zu meiner und ihrer eigenen Überraschung kam ausnahmsweise einmal kein Laut hervor. Ich nahm die beleidigenden Gläser und stellte sie zur Seite. Bessie wusch das restliche Geschirr mit großem Geklirre und Töpfeklappern ab und verfiel ansonsten in aufrührerisches Schweigen. Noch einige Zeit später fragte sie mich bei jeder Gelegenheit, ob ich sicher wäre, dass sie diesen oder jenen Teller abwaschen sollte, immerhin könnte er dabei kaputtgehen.
Sie sah mich dabei aus unschuldigen Augen an, doch ich hatte die Runde gewonnen, und wir wussten es beide.
An jenem Tag, als der dichte Nebel herrschte, wollte ich Schweinekoteletts zum Abendessen zubereiten und stellte fest, dass wir keine Äpfel im Haus hatten, die für die zugehörige Soße erforderlich waren.
»Wir hatten noch zwei Äpfel in der Schale, Bessie«, sagte ich zu ihr. »Was ist daraus geworden?«
»Der Herr Inspector hat sie eingesteckt, Missus, als er heute Morgen aus dem Haus gegangen ist.«
»Aber es waren saure Äpfel, nur zum Kochen geeignet.«
»Das habe ich ihm auch gesagt«, antwortete sie ernst. »Er hat sie trotzdem mitgenommen. Er wird sicherlich ein grauenhaftes Rumpeln im Darm haben. Soll ich vielleicht zum Gemüsehändler laufen und neue kaufen?«
»Im Magen, Bessie, nicht im Darm«, verbesserte ich sie automatisch und zögerte. Der Nebel, der den ganzen Nachmittag über dichter geworden war, hatte sich in eine richtige Waschküche verwandelt.
»Es ist nicht weit«, sagte Bessie. »Ich kenne den Weg. Ich bleibe dicht an den Hauswänden.«
Gegen mein besseres Wissen erklärte ich mich einverstanden. Bei normalem Wetter hätte sie höchstenfalls fünfzehn Minuten benötigt. Der Laden war mehr oder weniger um die Ecke. Selbst unter Berücksichtigung des Nebels hätte sie innerhalb einer halben Stunde zurück sein müssen. Doch als nach einer Dreiviertelstunde immer noch keine Spur von ihr zu sehen war, warf ich mir einen Schal über die Schultern und ging nach draußen, um sie zu suchen. Statt ihrer fand ich Ben.
Wir eilten zurück in unser Haus, so schnell wir konnten. Sobald wir durch die Eingangstür waren, lauschte ich
Weitere Kostenlose Bücher