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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erschreckten Huhn.
    »Letty … Letty, hast du das gesehen? Was soll das he i ßen?«
    »Was ist denn, Dora?«
    »Eine höchst merkwürdige Annonce. Aber da steht ganz deutlich ›Little Paddocks‹ … Was kann das nur he i ßen?«
    »Wenn du es mir vielleicht zeigst, liebe Dora … «, sagte Miss Blacklock und streckte die Hand aus.
    Gehorsam reichte Miss Bunner ihr die Zeitung und deutete mit zitterndem Zeigefinger auf eine Anzeige.
    »Sieh dir das an, Letty!«
    Miss Blacklock blickte mich hochgezogenen Brauen auf das Blatt. Dann warf sie einen kurzen, prüfenden Blick über den Tisch und las schließlich die Anzeige laut vor: »›Ein Mord wird angekündigt. Er wird Freitag, den 29. Oktober, um 6 Uhr 30 abends in Little Paddocks verübt. Freunde und Bekannte sind herzlichst eingeladen, daran teilzunehmen. Eine zweite Aufforderung erfolgt nicht‹ … Patrick, ist das deine Idee?«, fragte sie scharf. Ihre Blicke hefteten sich auf das hübsche, unbekümmerte Gesicht des jungen Mannes am anderen Ende des Tisches.
    Patricks Dementi erfolgte prompt: »Wirklich nicht, Tante Letty. Wie kommst du nur auf den Gedanken? Wieso soll ich etwas damit zu tun haben?«
    »Weil es dir ähnlich sähe«, entgegnete sie grimmig. »Du wärst zu einem solchen Scherz fähig.«
    »Ein Scherz? Ich habe keine Ahnung davon.«
    »Und du, Julia?«
    Gelangweilt antwortete Julia: »Ich natürlich auch nicht!«
    »Glaubst du, dass Mrs Haymes … «, murmelte Miss Bu n ner und blickte auf einen leeren Platz, an dem schon j e mand gesessen und gefrühstückt hatte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Phillipa ve r suchen sollte, komisch zu sein«, meinte Patrick. »Sie ist doch so ernst.«
    »Aber was soll es bedeuten?«, fragte Julia gähnend.
    »Ich vermute, es soll ein Witz sein«, sagte Miss Blacklock.
    »Aber wieso?«, fragte Dora. »Wo ist da ein Witz? Ich finde es höchst geschmacklos!« Ihre schlaffen Wangen zitterten vor Empörung, ihre kurzsichtigen Augen funke l ten.
    Miss Blacklock lächelte ihr zu.
    »Reg dich nicht auf, Dora«, sagte sie beschwichtigend. »Irgendjemand scheint es für einen Witz zu halten, aber ich möchte wissen, wer?«
    »Es heißt ›Freitag‹, also heute«, erklärte Miss Bunner. »Heute um halb sieben. Was, glaubst du, wird passieren?«
    »Tod!«, rief Patrick mit Grabesstimme. »Köstlicher Tod!«
    »Halt den Mund, Patrick!«, fuhr Miss Blacklock ihn an, da Miss Bunner einen leisen Schrei ausgestoßen hatte.
    »Ich meine ja nur Mizzis berühmte Torte«, entgegnete er entschuldigend. »Wir nennen sie doch ›Köstlicher Tod‹.«
    Miss Blacklock lächelte zerstreut.
    »Aber, Letty, was glaubst du wirklich?«, jammerte Miss Bunner.
    Ihre Freundin schnitt ihr das Wort ab.
    »Ich glaube bestimmt, dass um halb sieben etwas pa s sieren wird; wir werden das halbe Dorf hier haben, und jedermann wird vor Neugierde platzen. Wir müssen für genügend Sherry sorgen.«
     
    »Du bist beunruhigt, Letty?«
    Miss Blacklock, die an ihrem Schreibtisch saß und ze r streut Fischchen auf ein Löschpapier malte, zuckte z u sammen und blickte in das ängstliche Gesicht ihrer alten Freundin. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, denn Dora durfte sich nicht aufregen. Nachdenklich schwieg sie einen Augenblick.
    Sie und Dora hatten gemeinsam die Schule besucht; dann hatten die beiden Freundinnen lange nichts mehr voneinander gehört, bis Miss Blacklock vor einem halben Jahr einen rührenden, konfusen Brief erhielt: Dora war krank, sie wohnte in einem möblierten Zimmer und wol l te, da sie von ihrer Altersrente nicht leben konnte, Nä h arbeiten übernehmen; aber ihre Finger waren steif von Rheumatismus. Sie erinnerte an die gemeinsam verbrac h te Schulzeit und fragte, ob es ihrer alten Freundin mö g lich sei, ihr zu helfen.
    Miss Blacklock hatte impulsiv reagiert. Die arme Dora, die arme, hübsche, dumme, konfuse Dora! Sie war zu ihr gefahren und hatte sie nach Little Paddocks mitgeno m men, unter dem freundlichen Vorwand: »Ich brauche Hilfe für den Haushalt, die Arbeit wächst mir über den Kopf.« Es würde nicht mehr lange dauern, hatte ihr der Arzt gesagt, aber zuweilen ging ihr die arme Dora doch sehr auf die Nerven. Dora brachte alles in Unordnung, regte die temperamentvolle ausländische Köchin auf, irrte sich beim Wäschezählen, verlegte Rechnungen und Briefe und erbitterte die tüchtige Freundin häufig aufs Höchste.
    »Beunruhigt? Nein, das könnte ich nicht sagen«, an t wortete sie. »Du meinst

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