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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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von seinem vorübergehenden Unbehagen weitgehend erholt.
    »Ich sag Ihnen was«, meinte Dalziel nachdenklich. »Ich glaube, ich versteh Sie. Sie glauben wirklich, dass Geld nur ein Spiel ist.«
    »Nein. Ein Übel«, erwiderte Uniff.
    »Ach ja. Aber eins, das Sie brauchen.«
    »Yeah.
Das
ist ein Spiel: es zu kriegen, es auszugeben. Aber ich mag das Spiel nicht, drum halt ich mich nicht an die Regeln.«
    »Und Sie begehen Verbrechen?«
    »Nicht gegen Menschen. Nur gegen das Geldsystem. Schauen Sie, Geld ist doch unmoralisch, oder? Dann ist doch auch alles, was man tut, um an Geld zu kommen, unmoralisch, oder? Ihr Gehaltsscheck am Ende des Monats ist genauso unmoralisch wie … wie …«
    »Wie eine Versicherung zu betrügen«, half Dalziel ihm aus.
    »Hübsches Beispiel, Andy«, grinste Uniff. »Genau darum geht es.«
    »Wenn ich also andeute, dass Sie mit Geld bescheißen, lachen Sie mir ins Gesicht. Wenn ich aber darauf anspiele, dass Sie was mit Annie Greaves Tod zu tun haben könnten, fangen Sie an zu zittern.«
    »Menschen weh zu tun ist was anderes«, sagte Uniff ernst. »Das müssen Sie doch kapieren. Das Menschliche lässt mich zittern.«
    »Ist es das? Oder eher das schlechte Gewissen?«
    Plötzlich wurde ihre Unterhaltung durch zwei tropfnasse, blutige Vögel unterbrochen, die Tillotson ihnen hinhielt.
    »Ihr beide seht aber sehr ernst aus«, sagte er fröhlich.
    »Nicht so ernst wie
die
Dinger da«, antwortete Uniff. »Ich dachte, Bonnie hätte Schießverbot erteilt?«
    »Ja. Hat sie auch. Aber ich habe ihr schon einmal welche zum Abendessen gebracht, und es hat ihr nichts ausgemacht. Jetzt mit diesen Überschwemmungen gibt es ja genug. Stell dir mal vor, wie es früher hier gewesen sein muss.«
    »Sie brauchen eine Lizenz für das Ding«, warnte ihn Dalziel.
    »Wirklich?«, fragte Tillotson. »Na ja, kann sein, dass Bonnie eine hat. Ist schließlich ihre Kanone. Ich gehe und frage sie.«
    »Haben Sie Ihre Aussage schon gemacht?«, fragte Dalziel.
    »O ja. Ich war der Erste«, sagte Tillotson stolz.
    Blut- und wassertriefend ging er ins Haus.
    Dalziel wollte ihm schon folgen, doch Uniff legte ihm die Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
    »Würden
Sie
zur Abwechslung mal
mir
eine Frage beantworten, Andy?«
    »Vielleicht.«
    »Also, Mann, Sie geben die ganze Zeit Anspielungen und drohende Töne von sich, aber ich habe gerade mit dem verlorenen Sohn gesprochen, und nach dem, was der sagt, stehen Sie eher wie ein Glucke da als wie ein Racheengel. Diese Geschichte mit dem Brand, natürlich ein reines Hirngespinst, damit das klar ist, ich meine, nicht, dass ich damit was gesagt haben möchte – aber wenn Sie das wirklich glauben, warum sind wir dann nicht schon alle auf dem Präsidium und kriegen die Fingernägel herausgerissen? Was ist das für ein Spiel, Mann? Oder weiß ich es vielleicht schon?«
    Dalziel antwortete nicht, sondern wandte sich um und ging ins Haus.
    Hinter ihm lachte Uniff provokant, doch Dalziel ignorierte ihn. Langsam wurde ihm klar, dass er sehr bald eine Entscheidung würde treffen müssen. Ja, wahrscheinlich hatte er bereits an diesem Nachmittag eindeutige Schritte in Richtung einer Entscheidung unternommen. Würde er sein Berufsgewissen in diesem Augenblick auf seine Reinheit prüfen, fiele das Urteil wahrscheinlich noch einigermaßen positiv aus, abgesehen von diesen kleinen veränderlichen Nebelzonen, die stets an der Peripherie herumwirbelten. Die Dinge, von denen er wusste, dass sie relevant waren, hatte er an Balderstone und Cross weitergegeben. Und die, von denen er nur vermutete, dass sie es waren, hatte er noch nicht bewusst zu unterschlagen beschlossen.
    Idealerweise würden Balderstone und Cross alles allein herausfinden, ohne Anleihen nehmen zu müssen bei dem Spezialwissen, das er sich als Gast des Hauses erworben hatte. Doch sie fühlten sich berechtigt, so wie er es an ihrer Stelle auch getan hätte, an seinem Wissen teilzuhaben. Der einzige Ausweg aus dieser unheilvollen Lage wäre, Lake House zu verlassen, doch das konnte sich als ebenso schmerzhaft erweisen, wie zu bleiben.
    Die Befragungen hatten, wie beinahe alle halboffiziellen Veranstaltungen in diesem Haus, in Herries Wohnzimmer stattgefunden. Da der Alte jedoch oben den Schlaf der Bezechten schlief, waren keine empörten Ausbrüche zu erwarten gewesen.
    An der Tür traf er auf Nigel.
    »Alles klar?«, fragte Dalziel leutselig.
    Der Junge antwortete nicht, sah ihn aber mit einem Gesichtsausdruck an, der ebenso

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