Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
gut Anklage wie Furcht sein konnte, dann ging er weiter. Dalziel schaute ihm beunruhigt nach.
    Im Zimmer saßen Balderstone und Cross und tranken Tee.
    Den muss Bonnie gemacht haben, dachte Dalziel mit absurdem Besitzerstolz. Sie war die Einzige im Haus, die auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, es den Polizisten behaglich zu machen.
    »Fertig?«, fragte Dalziel mit einem Blick auf den Stapel Aussageformulare, die neben der Teekanne auf dem Tisch lagen.
    »Ja, Sir«, antwortete Balderstone.
    »Eine fehlt aber«, sagte Dalziel.
    »Was?«
    »Meine.« Er zog aus seiner Innentasche einen doppelt gefalteten Bogen Kanzleipapier und legte ihn zu den anderen.
    »Ich war auch hier, vergessen Sie das nicht.«
    »Wir haben es nicht vergessen, Sir«, sagte Balderstone.
    »Also, dann erzählen Sie mir, was es Neues gibt.«
    »Na ja, nicht viel, Sir«, antwortete Cross. »Soweit wir das bis jetzt überblicken, wurde Annie Greave gestern Nachmittag um halb drei hier zuletzt gesehen. Und zwar von Mrs. Fielding. Danach kann sie also jederzeit ihre Sachen gepackt und das Haus verlassen haben. Wir haben bei Taxiunternehmen, Bus- und Bahnkartenschaltern nachgefragt, aber noch kein Glück gehabt. Natürlich könnte sie auch ein vorbeifahrendes Auto mitgenommen haben.«
    »Und wo hätte das vorbeifahren sollen?«, fragte Balderstone. »Die Straße vor der Einfahrt, das ist die von Low Fold nach High Fold, steht zum größten Teil noch dreißig Zentimeter unter Wasser.«
    »Ja, Sir«, sagte Cross. »Also ist sie entweder zu Fuß nach Low Fold gegangen und hat dort einen Bus genommen, woran sich aber niemand erinnert. Oder es hat sie jemand aus dem Haus mitgenommen, der es jetzt nicht zugibt. Das könnte kurz vor der Feier gewesen …«
    »Nein«, unterbrach ihn Dalziel. »Ich bin zwischen Viertel nach zwei und Viertel vor drei vom Dorf zurückmarschiert, und da sind mir keine Autos vom Haus her entgegengekommen. Und als ich ankam, waren alle hier im Zimmer versammelt.«
    »Außer Papworth«, sagte Cross tadelnd. »Aber die anderen waren alle hier, bis das Gelage losging. Ab ungefähr vier Uhr weiß keiner mehr so genau, wer was wann und wo getan hat.«
    Dalziel hatte das Gefühl, dass beide ihn vielsagend ansahen. Seine Schultern hoben sich zu einem kleinen, untypischen Achselzucken à la française.
    »Es würde sich doch«, sagte Balderstone, »bestimmt niemand zieren zuzugeben, dass er sie bis, sagen wir, Orburn oder noch ein Stückchen weiter mitgenommen hat. Darum glaube ich, wir müssen uns damit abfinden, dass niemand das getan hat. Daraus ergibt sich aber eine viel wichtigere Frage: Könnte es sein, dass jemand sie, tot oder lebendig, bis nach Epping mitgenommen und es während der bekannten Dauer seiner Abwesenheit wieder hierher zurück geschafft hat? Die Antwort ist: nur zwei Personen. Papworth und Uniff. Beide machen verdächtig vage Angaben. Uniff will uns den Namen des Pubs nicht sagen, in dem er angeblich nach der Sperrstunde noch weitergetrunken hat, und Papworth will uns den Namen der Frau nicht sagen, die er angeblich gebumst hat. Wie’s aussieht, haben beide ein sehr hoch entwickeltes Ehrgefühl. Jetzt wollte ich nicht gleich schweres Geschütz auffahren …«
    »Warum nicht?«, unterbrach ihn Dalziel. »Dann sollen sie uns kein schweres Geschütz geben, wenn sie nicht wollen, dass wir es auffahren. Na egal, das ist Ihre Sache. Aber eines kann ich Ihnen sagen, in meinem Revier bräuchten wir nicht erst zu fragen. Wir wüssten, um welches Pub und um welche Frau es sich handelt.«
    Cross und Balderstone wechselten einen Blick angesichts dieser vermessenen und ungebührlichen Behauptung.
    Dalziel sah sie finster an und entdeckte in sich den Wunsch, sich mit ihnen zu überwerfen, um dann diese Verstimmung das Band der Zusammenarbeit durchschneiden zu lassen.
    »Natürlich gehen wir die Sache auch von dieser Seite an, Sir«, sagte Balderstone ruhig. »Aber es gibt eben noch eine andere Möglichkeit, und die ist in Anbetracht der uns vorliegenden Aussagen auf keinen Fall zu unterschätzen – dass Mrs. Greave nämlich mit einem der Besucher weggefahren ist.«
    »Besucher?«
    »Die Leute, die zur Preisverleihung hier waren. Sie erinnern sich nicht zufällig, wann sie aufbrachen, Sir?«
    »Nein«, sagte Dalziel und schüttelte langsam seinen riesigen Schädel. »Bis auf Arkwright waren die schon alle weg, als ich herunterkam.«
    »Nach Ihrem … Gespräch mit Mrs. Fielding«, sagte Balderstone mit einem

Weitere Kostenlose Bücher