Ein nasses Grab
sich der Fortschritt der Arbeiten nicht unbedingt, doch der kleine Baumeister versicherte ihm, dass alles nach Plan liefe.
Dalziel spazierte noch ein bisschen herum und kehrte schließlich vor das Haus zurück, von wo aus er auf den See hinausblickte.
Von einem See konnte eigentlich kaum die Rede sein, bemerkte er jetzt, wo das sinkende Hochwasser langsam wieder dessen normale Ausdehnung erkennen ließ. Doch konnte er sich als nützliche Beigabe zum Restaurant erweisen, wenn man wusste, wie man sich seiner am besten bediente. Mittels einer schwimmenden Bar vielleicht. Oder mit Gondeln.
Er lachte in sich hinein. Wie leicht man in Versuchung kam rumzuspinnen wie die Insassen dieser Klapse.
Plötzlich zerfetzte eine dumpfe Explosion seine Gedanken. Kreischend flogen Vögel aus den Bäumen und vom Wasser auf. Nur ein Paar erhob sich nicht, sondern lag da und befleckte das Wasser mit einer Farbe, so leuchtend wie die seiner Schnäbel.
Hinter der kleinen Insel, die Dalziel erst vor zwei Tagen auf der Suche nach Nigel inspiziert hatte, tauchte der Entenkahn auf. Das Gewehr am Bug rauchte noch, und Tillotson winkte triumphierend, als er sah, dass er Publikum hatte.
»Toll«, sagte eine Stimme hinter Dalziel. »Bleigefüllte gebratene Ente zum Abendessen.«
»Die Viecher werden untergehen, noch bevor er bei ihnen ist«, meinte Dalziel,
»Sie haben mich vorhin gesucht«, sagte Uniff.
»Eigentlich nicht«, antwortete Dalziel. »Ich hab nur in Ihrem Zimmer rumgeschnüffelt.«
»He, Mann«, sagte Uniff und grinste unter seinem verfilzten Bart hervor. »Sie sind zu ehrlich, um ehrlich zu sein. Was haben Sie gefunden?«
»Ich sag Ihnen lieber, was ich
nicht
gefunden hab. Ich hab keine Seriennummer auf Ihrer Kamera gefunden, und auch nicht die schmutzigen Bildchen, die Sie mir gezeigt haben.«
»Schmutzig? Die waren wirklich nicht schmutzig. Mann, ich könnte Ihnen Bilder zeigen, da würden Sie nicht mehr wissen, ob Sie Männchen oder Weibchen sind!«
»Das bezweifle ich. Ihre Schwester hat gesagt, sie hat dafür Modell gestanden. Sie lügt.«
Plötzlich richtete Uniff sich kerzengerade auf, legte seine linke Hand auf die Hüfte und stieß die andere vorwärts, als führe er ein Schwert.
»Ihr bezichtigt meine Schwester der Lüge, Sir? Potzblitz, Ihr besudelt die Ehre unserer Familie. En garde!«
Der Wechsel des Akzents gelang ihm hervorragend, um einiges besser als sein amerikanischer Tonfall.
»Ich habe Sergeant Cross gebeten, in Epping nachzufragen«, sagte Dalziel. »Annie Greave hatte diese Tätowierung auf der Innenseite ihres Schenkels.«
»So ’n kluger Junge aber auch«, sagte Uniff in gewohnter Manier. »Na und?«
»Warum hat Mavis gelogen?«, überlegte Dalziel. »Wissen Sie, was ich mich wirklich frage, Mr. Uniff? Warum haben Sie’s plötzlich so mit der Angst gekriegt, nachdem Sie mir diese Bilder gezeigt hatten?«
»Wie ich schon sagte, Sie sind das Gesetz.«
»Und dass Sie das ja nicht vergessen! Nein. Es gibt zwei mögliche Antworten. Erstens: Sie machten sich Sorgen, dass Annie sich verplappern könnte, wenn wir sie aufgreifen. Sollte Ihr und Berties Wort gegen das von Annie stehen, dann wäre es nicht besonders hilfreich, wenn sich herausstellen würde, dass sie Sie gut genug kannte, um Ihnen Modell zu stehen. Also weg mit allen Fotos. Zweitens: Hätten Sie gewusst, dass Annie wie Gretel allein im Wald lag, ganz kalt unter einem Haufen Laub, dann wären Sie natürlich noch weniger scharf darauf gewesen, dass ich da eine Verbindung finde.«
»Was wollen Sie damit sagen, mein Freund?«, fragte Uniff unbehaglich.
»Ich bin nicht Ihr Freund, mein Freund«, sagte Dalziel. »Und Sie brauchen auch keinen Dolmetscher. Ich weiß nicht, wann Sie gestern von der Bildfläche verschwunden sind, aber ich weiß, wann Sie wiedergekommen sind. Leere Straßen, ein schneller Wagen. In fünf Stunden hätten Sie locker nach Epping und wieder zurück fahren können.«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich nach Geschäftsschluss weitergebechert habe.«
»Das sagen hier alle«, spottete Dalziel. »Ich sag Ihnen noch was anderes, und gratis dazu, wo ich heute schon einen meiner großzügigen Tage hab. Sie können an einer in Metall geprägten Nummer rumfeilen, bis Sie selbst zu Staub zerfallen, wir haben Geräte in unseren Labors, die kitzeln sie raus wie die Windpocken.«
»Mann, ich zittere«, sagte Uniff. »Was soll’s denn werden – der Gummiknüppel oder die Wasserfolter?«
Er klang, als hätte er sich
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