EIN NEUER ANFANG IN HOLLYWOOD
gelassen.
„Ich könnte dir erzählen, was sie …“
„Danke, nein“, unterbrach er sie brüsk. Auf diese Geständnisse aus zweiter Hand konnte er gut und gern verzichten. Eine schlüssige Erklärung konnte es nicht geben, und eine Entschuldigung kam ein Vierteljahrhundert zu spät. Was geschehen war, war geschehen. Es ließ sich nicht mehr ändern.
„Dev, wenn du ihr nur mal richtig zuhören würdest …“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Lassen wir das Thema. Was war jetzt die Überraschung?“
Sichtlich enttäuscht seufzte sie auf, legte das Messer beiseite, sah ihn an und zwang sich zu einem Lächeln. „Also, wir waren fast fertig, nur die Pediküre fehlte noch. Da haben wir dann zufällig ein Gespräch von zwei Frauen mitbekommen. Was sage ich, Frauen, zwei richtige Giftspritzen. Die fühlten sich unbeobachtet und sind mächtig über deine Mom und auch über dich und mich hergezogen.“
Mit zusammengebissenen Zähnen lauschte Dev Vals Erzählung. Sicher, Klatsch gab es in Hollywood immer, aber dass Val und seine Mutter so etwas gewissermaßen live mit anhören mussten, gefiel ihm überhaupt nicht. In diesem Moment fiel ihm gar nicht auf, dass er innerlich Partei für die beiden ergriff.
Je mehr Val ihm erzählte, desto beunruhigter wurde Dev. Begriff sie denn gar nicht, was sie angerichtet hatte?
„Na ja“, fuhr sie fort, „nachdem ich den beiden so richtig die Meinung gegeigt hatte, sind sie verschwunden. So schnell konnte man gar nicht gucken. Ich war so stolz auf mich, dass deine Mom und ich anschließend essen gegangen sind, um es zu feiern.“
Ungläubig sah er sie an. „Zu feiern? Bist du verrückt geworden?“
„Aber Dev …“
„Zum Donnerwetter, Val, kapierst du nicht, dass du es damit noch viel schlimmer gemacht hast?“
10. KAPITEL
Sabrina öffnete die Eingangstür zum Herrenhaus der Hudsons, trat ein und blieb unsicher im Flur stehen, als ob sie erwartete, dass der Butler oder die Haushälterin Hannah sie hinauswerfen würden. Doch natürlich würde das nicht geschehen. Es war ja nicht so, dass Markus sie des Hauses verwiesen hatte. Sie war aus freien Stücken gegangen, weil sie wusste, dass sie beide Zeit brauchen würden, um ihren Fehltritt zu verarbeiten.
Sie hatte Vals couragiertes Auftreten gegenüber den beiden Klatschtanten nicht nur bewundert, es hatte ihr auch Mut gegeben. Mut, selbst eine Konfrontation zu wagen. Schließlich konnte sie nicht den Rest ihres Lebens in einem Hotel verbringen. Und im Herzen wohnte sie immer noch hier. Im Herrenhaus. Zusammen mit Markus.
Ob es nun richtig oder falsch war – sie musste zurück nach Hause kommen. Musste herausfinden, ob es noch eine Ehe gab, um die es sich zu kämpfen lohnte.
Leise schloss sie die Tür. Tief holte sie Luft, um sich für das Kommende zu wappnen, und ließ die Atmosphäre der großen Eingangshalle auf sich wirken. Wie sehr sie das alles vermisst hatte! Aber jetzt ist es hier so still, dachte sie. Früher, vor all den Jahren, hätte ich viel darum gegeben, mal ein, zwei Stunden solche Ruhe zu genießen.
Damals war hier alles voller Leben gewesen. Kinderlachen, Getrampel. Insgeheim wünschte sie sich, noch einmal die junge Ehefrau von damals zu sein – nur mit dem Wissen und den Erkenntnissen von heute. Aber nein, das ist Unsinn, schalt sie sich. Wenn alles anders gelaufen wäre, hätte ich ja Bella nicht bekommen, und auf die könnte ich nie im Leben verzichten. Vor allem jetzt nicht, wo sich unser Verhältnis wieder verbessert hat.
Gerade erst vor einer Stunde hatte sie mit ihr telefoniert. Natürlich war noch nicht alles wieder im Reinen, aber Sabrina wusste jetzt: Auf lange Sicht war ihre Liebe zueinander stark genug, die einst begangenen Fehler zu überwinden.
Nach dem Gespräch mit Bella war Sabrina klar geworden, dass sie herkommen musste, um ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. In diesem Haus hatte sie gelebt, ihre Kinder großgezogen. Es war ein Teil von ihr.
Und der Mann, der hier wohnte, bedeutete ihr noch mehr. Viel, viel mehr.
„Ich war so dumm“, sagte sie halblaut zu sich selbst, „so unendlich dumm.“
„Nein.“
Erschrocken zuckte sie zusammen. Markus stand in der Wohnzimmertür. Sein Gesicht war angespannt, aber seine Augen – die Augen, die sie so gut kannte – drückten tiefes Bedauern aus. Das erschütterte sie so sehr, dass sie lautlos aufschluchzte.
Zwar hatte sie sich eingeredet, dass es an der Zeit wäre – Zeit, ein klärendes Gespräch mit ihm zu
Weitere Kostenlose Bücher