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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manolo Link
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diesem Weg. Ein jeder geht ihn auf seine eigene Weise. Ja, er muss und kann nur diesen einen, seinen Weg gehen. Niemand kann den Weg für einen anderen gehen. Niemand kann von seinem Weg abweichen, auch wenn er schon mal in Sackgassen umherirrt. Er muss ihn gehen, bis er sein Ziel erreicht. Dieses Ziel ist Gott. Gottes Reinheit, die nichts als Liebe beinhaltet. Ich fühlte diese Liebe. Mein Herz fühlte sich riesengroß und warm an. So, als wenn jemand ein sanftes Feuer in ihm entfacht und es gereinigt hätte. Mein Herz fühlte sich rein und neugeboren an. Ich fühlte mich losgelöst von dieser Erde, die ich beschritt. Losgelöst - und doch musste ich weiterhin auf ihr wandeln, leben und meinen Weg fortsetzen. Ich wusste nicht, was sich noch alles in meinem Leben ereignen würde, sollte und musste. Mir wurde klar und klarer, dass ich immer wieder loslassen und Vertrauen zu mir, meinem Lebensweg und zu meiner Vorsehung entwickeln musste.
    Mit dieser Erkenntnis setzte ich einen Fuß vor den anderen. Es kam mir so vor, als wenn ich in eine nicht endende Weite gehen würde. In eine Weite ohne Ende und ohne Anfang. Wo war der Anfang, wo das Ende, wo die Mitte? Wer war ich, wer bin ich, wer werde ich sein? Wer sind wir, warum sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Unwichtige Fragen, dachte ich. Vertrauen haben, dass wir dort, wo wir hingehen, am richtigen Ort sind. Dass wir dort, wo wir hingehen, hingehen sollen, um unsere Bestimmung zu erfüllen. Es gibt Gründe, weshalb wir diesen oder jenen Weg beschreiten, diesem oder jenem Menschen begegnen, ihn grüßen, mit ihm reden, ihn segnen und ihn in Frieden seines Weges ziehen lassen. Wir sind in ihm, er ist in uns, wir sind in allen, in allem. Er ist wir und wir sind er. Wir sind - das reicht voll und ganz aus. Wir sind - wir leben und wir leben bis in alle Ewigkeit, bis wir nur noch aus Liebe bestehen.
    Wir benötigen so wenig für unser Glück. Viele Dinge, die wir Menschen für wichtig erachten, sind von einer Belanglosigkeit, dass wir, wenn wir uns dessen bewusst wären, lediglich darüber lachen würden. Was ist wichtig? Was ist bedeutsam im Leben? Das »ich«? Das »ego«? Wenn wir »ich« und »ego« klein schreiben, bekommt es schon eine völlig andere Wertung. Mit diesen beiden Worten fangen die meisten Probleme an. Ich will! Ich muss! Ich kann! Ich, Ich, Ich... Wenn wir allerdings zuerst an unsere Mitmenschen denken und ihnen genau das zugestehen, was wir für unseren Wohlstand, unser Glück beanspruchen, dann erhalten wir vielerlei Segnungen, die uns die Glückseligkeit bringen, die wir so sehr herbei wünschen. Lediglich wir selbst sind in der Lage, uns glücklich zu machen. Ein sicherer Weg zum Glück ist, unsere Liebe, die unerschöpflich in uns sprudelt, weiterzugeben.
    Unerwartet trat Angelika an meine Seite, die in der Herberge in einem anderen Raum übernachtet und anscheinend länger als ich geschlafen hatte. Nach einer kurzen Unterhaltung wanderte sie schnellen Schrittes weiter. Ich musste an meine verstorbene Frau denken und schickte ihr Liebe, Licht und Segen. Die Begegnung mit Angelika war schon sonderbar. Diese Ähnlichkeit und dann auch noch der gleiche Name.
    In Hontanas, dem ersten Ort, den ich nach einigen Kilometern erreichte, ging ich in eine Bar. Während ich Kaffee trank, sah ich immer wieder Bilder vom Templerkreuz, dem Markusevangelium, San Bol und Angelika. Ich musste an die Seiten aus der Bibel denken. Tags zuvor hatte es heftig geregnet, Gewitterschauer waren niedergegangen, die Erde war nass, der Weg matschig. Wie konnte es sein, dass die Bibelseiten trocken waren? Wieso waren sie in deutscher Sprache? Weshalb habe gerade ich sie gefunden? Wieso das Markusevangelium, mit diesen speziellen Worten? Wieso? Aber ich wollte ja nicht alles hinterfragen, fiel mir ein. Und so ließ ich diese Gedanken wieder los. Wenn ich Antworten finden sollte, dann würden sie irgendwann in mein Leben treten. Und wenn nicht, dann war es auch gut so.
    Nach einem zweiten Kaffee zog ich los. Die Landschaft wechselte ihr Gesicht, wurde zu wüstenartiger verdorrter Erde. Ich mochte die Eintönigkeit und wanderte alleine meines Weges. Alleine zu gehen reinigte meine Gedanken und brachte Klärung. Manchmal bekam ich Antworten auf Fragen. Hin und wieder erhielt ich gar Antworten, ohne überhaupt eine Frage gestellt zu haben. Nach einigen zähen Kilometern stand ich vor den Ruinen des Klosters San Antón aus dem 12. Jh., das vom Heiligen San Antón gegründet

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