Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
zuverlässigen Merkstein, daß wir im Namen der Erde auf dem Mars gelandet sind, und kehren dann sofort zur Erde zurück, um von dort aus mit neuen und reicheren Mitteln eine zweite Expedition zu unternehmen.«
    »Wenn dem so ist, haben Sie unbedingt recht«, erwiderte Monsieur Durand. »Dann müssen wir zurück, aber vorher wollen wir ein Denkmal unserer Anwesenheit errichten. Ich denke, wir machen es folgendermaßen: zunächst wollen wir die genaue geographische Breite und Länge unserer Landungsstelle ermitteln und auf unseren Marskarten eintragen. Das ist sowieso nötig, da unsere Astronomen mir eine genaue Tabelle mitgegeben haben, aus welcher ich für jeden Ort der Marsoberfläche die besten Abfahrtszeiten zur Erde entnehmen kann.«
    Nach diesen Worten verließen die beiden Reisenden wiederum das Raumschiff, und Doktor Müller begann mit dem Sextanten zu arbeiten. Es folgte eine kurze Rechnung. Dann markierte er einen Punkt der vor ihm liegenden Marskarte und trug die genauen Längen- und Breitengrade in das auf der Karte bereits befindliche Gradnetz ein. Weiter begann er in einer umfangreichen Tabelle zu blättern und bemerkte nach einem Blick auf die Uhr: »Wir haben noch sechs Stunden achtzehn Minuten und zehn Sekunden Zeit. Wenn wir dann mit voller Abarie abfahren, erreichen wir die Erdscheibe in guter glatter Fahrt. Jetzt wollen wir an den Merkstein gehen. Zunächst eine kleine Steinpyramide vor dieser glatten Felswand und auf diese Pyramide die Flaggen unserer beiden Länder. Weiter aber irgendeine allgemeinverständliche Zeichnung auf diese glatte Feldswand.« Nach diesen Worten begannen die beiden Feldsteine zusammenzuschleppen, und im Laufe einer Stunde war eine zwei Meter hohe Pyramide errichtet, von deren Spitze luftig die Fahnen Deutschlands und Frankreichs im Wind flatterten. Danach ging Doktor Müller in das Raumschiff zurück, um in Kürze mit verschiedenen Ölfarbentöpfen und Pinseln wiederzukehren.
    »Ich denke«, begann er, »zunächst einmal malen wir unser Sonnensystem mit seinen Planeten und Planetoiden an diese Felswand. Wenn wir dann den Erdplaneten mit den Fahnen Deutschlands und Frankreichs schmücken und eine schöne knallrote Routenlinie von der Erde zum Mars und wieder zurück aufmalen, werden auch weniger intelligente Marsianer begreifen, daß hier jemand von der Erde zu Besuch gewesen ist.« Seinen Worten ließ der Doktor alsbald die Tat folgen.
    »Nun könnten wir noch etwas Mathematisches dalassen«, meinte jetzt Monsieur Durand. »Mein Landsmann Laplace hat bereits vor dreihundert Jahren vorgeschlagen, in den Steppen Sibiriens in ungeheuren Abmessungen aus starken Lampen die Figur des pythagoräischen Lehrsatzes zusammenzusetzen. Jedes vernunftbegabte Wesen, so meinte er, muß den Sinn dieser Zeichnung verstehen.«
    »Das können wir ja sofort machen«, stimmte Doktor Müller bei, und unter seinen kunstfertigen Fingern entstand alsbald ein anschauliches Bild des Pythagoras.
    »Geben wir ihnen noch etwas zu«, fuhr er dann fort und malte weiter den Satz von den gleichen Scheitelwinkeln, die drei Kegelschnitte, den Satz des Apollonius und einige andere Dinge, welche auch unseren Lesern aus dem Mathematikunterricht her sattsam bekannt sein dürften.
    »Nun wird es aber Zeit zum Einsteigen«, mahnte schließlich Monsieur Durand. »Wir haben nur noch eine halbe Stunde Zeit. Außerdem haben wir auf dem Mars unsere Fahnen zurückgelassen. Da wollen wir der alten Mutter Erde von unserem Ausflug wenigstens einen Strauß frischer marsianischer Gebirgsblumen mitbringen.« Dementsprechend wurde gehandelt, und nach zehn Minuten betraten die Reisenden, reiche Girlanden und Sträuße in den Händen, ihr Raumschiff, um alles zur Reise fertig zu machen. Rastlos schritt der Zeiger der Uhr vorwärts, und schon nahte die Sekunde der Abfahrt. In diesem Augenblick brach ein Lebewesen, etwa einem riesigen Urwaldbären vergleichbar, durch das Dickicht und trollte auf das Raumschiff zu.
    »Es ist gut, daß uns das Tier nicht überraschte, als wir waffen- und wehrlos mit unserer Malerei beschäftigt waren«, meinte Monsieur Durand.
    »Hoffentlich leckt uns dieser unangenehme Zeitgenosse nicht die frische Farbe ab«, sagte Doktor Müller und ließ im selben Augenblick, da die Abfahrtssekunde gekommen war, den abarischen Hebel spielen. Dicht vor der Nase des staunenden Meister Petz stieg das Raumschiff in die Höhe und nahm seinen Kurs mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei geographischen Meilen in der

Weitere Kostenlose Bücher