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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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könnte, aber noch nicht fähig, sie nach Wunsch und Willen selbst hervorzurufen oder zu ändern.
    Durch die Arbeiten und Entdeckungen von Hans Kallmann hatte sich das Bild mit einem Schlage geändert. Jetzt war es möglich geworden, gewöhnliches Blei in seinen Molekülen derart zu erschüttern, daß es sich unter Abgabe ungeheurer Mengen strahlender Energie im Laufe weniger Wochen in reines Helium auflöste.
    Die Folgen dieser Entdeckung mußten auf die Praxis tief einschneidenden Einfluß ausüben. Ein Stückchen des so gewonnenen Materials, in einen Dampfkessel geworfen, lieferte hochgespannten Dampf für einen vierwöchigen Betrieb einer tausendpferdigen Dampfturbine. Es war nur nötig, immer wieder frisches Wasser nachzupumpen, um den Abgang auszugleichen. Es ließ sich voraussehen, daß die Kohlenförderung im Laufe des nächsten Jahres auf Null eingeschränkt werden konnte, sofern man nur genügend Blei herstellte, denn ein Gramm des radioaktiv gemachten Bleies entsprach hunderttausend Tonnen Kohle im Heizwert. Doch auch die Ausbeutung dieser weltbewegenden Erfindung überließ der Ingenieur gegen angemessene Beteiligung den geschickten Händen des Kommerzienrates. Alles dies war ihm ja nur ein Mittel auf dem Weg zum Ziel, und so finden wir ihn in dieser Zeit der Arbeiten und Zukunftshoffnungen wieder bei Professor Dernberg.
    »Es steht schlimm mit Ihnen, mein lieber junger Freund. Sie wollen also wirklich nicht von Ihrem Wahn, von der Aufhebung der Schwerkraft, ablassen? Ich habe Ihnen doch die Unmöglichkeit dieser Idee zur Genüge bei unserem letzten Zusammensein auseinandergesetzt.«
    Hans Kallmann hatte es sich in dem großen Lehnstuhl des Professors bequem gemacht.
    »Gestatten Sie gütigst, Herr Professor, daß ich nun auch ein paar Worte spreche. Sehen Sie, ich habe hier eine Bleiplatte. Ich halte sie in der Hand, und ich spüre deutlich den Druck der Schwerkraft. Sie gaben mir die Erklärung dafür. Es ist das Ätherbombardement aus dem Weltraum, das die Platte gegen die Erde hintreibt. Aus dem einfachen Grund, weil die Erde die Bleiplatte von der anderen Seite her gegen ein solches Bombardement schützt. Irgendwo im freien Weltraum würde das Bombardement auf beiden Seiten gleich stark sein …«
    »Sie haben meine Ausführungen richtig begriffen, mein lieber Kallmann.«
    »Gehen wir weiter, verehrtester Herr Professor. Wenn ich nun auf der unteren Seite dieses Bleiblockes ein kleines Ätherbombardement einrichte, das in seiner Gesamtwirkung jenem Weltraumbombardement die Waage hält, so wird die Summe aller Kräfte, die auf die Bleiplatte wirken, gleich Null und eine Wirkung der Schwerkraft ist nicht mehr zu beobachten.«
    Der Professor hielt sich die Ohren zu und sprang vom Stuhl auf.
    »Hören Sie auf, Verehrtester, ich weiß schon, was kommen wird. Ich will es Ihnen vortragen. Ein Körper, der von der Schwerkraft befreit ist, wird dem Gesetz der Trägheit folgen und von der Erdoberfläche tangential abfliegen. Da aber die Erdoberfläche sich unter ihm auf einer Kreisbahn dreht, so wird ein solcher Körper nach unserer Beobachtung eben einfach lotrecht in die Höhe zu steigen scheinen. Ein schöner Traum, nur werden wir ihn in der Wirklichkeit niemals erleben.«
    Hans Kallmann lächelte, ging zu seiner Handtasche und nahm einen anderen, etwas stärkeren Bleideckel heraus.
    »Sehen Sie, Herr Professor, dieser Bleideckel ist in Form eines flachen Napfes gegossen. In dem Napf bemerken Sie eine Schicht eines etwas helleren Metalles. Ich stelle den Napf hier vor Ihnen auf den Tisch …«
    »… wo selbst er stehenbleibt, weil das Ätherbombardement ihn mit Gewalt auf den Tisch festdrückt, sozusagen, festnagelt, wie es sich nach den Gesetzen der Physik auch gehört.«
    »Nicht nur das Ätherbombardement des Weltraumes, Herr Professor. Darüber hinaus auch noch das recht lebhafte Bombardement, das dieses helle Metall vollführt. Wenn Sie den Versuch mit der Waagschale machen wollten, würden Sie finden, daß dieser zweite Bleiteller mehr als doppelt so schwer ist als gewöhnliches Blei. Und nun … Ich will Ihnen die Waagschale ersparen und den Versuch einfacher machen. Sie sehen …«
    Hans Kallmann drehte den Bleiteller um, ließ ihn los, und im selben Augenblick fuhr dieser mit ziemlicher Geschwindigkeit gegen die Decke des Zimmers, an der er haften blieb.
    Der Professor starrte wie geistesabwesend zur Zimmerdecke empor.
    »Das verstehe ich nicht, Kallmann, wie haben Sie das

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