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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Sternschnuppen in zweihundert Kilometer Höhe zu leuchten beginnen. Also muß dort noch Atmosphäre sein, denn nur durch die Reibung in der Atmosphäre werden solche Trümmer des Weltraumes ja glühend und unseren Augen sichtbar.«
    »Trümmer, vor denen der Himmel unser Fahrzeug behüten möge«, warf Doktor Reinhard ein. »Alles andere können wir berechnen. Aber solch ein Steinsplitter, der uns in den Weg kommt, entzieht sich jeglicher Berechnung.«
    Professor Dernberg und Hans Kallmann machten bedenkliche Gesichter.
    »Schöne Aussichten, Doktor, die Sie uns da machen.«
    Doktor Reinhard zuckte mit den Achseln.
    »Da ist nichts dagegen zu machen. Wir müssen uns auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung verlassen, der zufolge ein solches Zusammentreffen zu den größten Unwahrscheinlichkeiten gehört. Ich glaube, wir brauchen uns nicht zu fürchten.«
    Der Höhenmesser zeigte jetzt auf zweihundertfünfzig Kilometer. Ein atmosphärischer Druck am Barometer war mit Sicherheit nicht mehr abzulesen. Wenn er überhaupt noch vorhanden war, mußte er unter einem Zehntelmillimeter liegen. Das Thermometer war längst unter zweihundert Grad gesunken, und die Probe, die Professor Dernberg in der fünfzehnten Röhre nahm, enthielt nur noch reinen Wasserstoff. Die Reisenden waren jetzt einige Stunden unterwegs, und Hans Kallmann machte den Vorschlag, zu frühstücken. Doch sein Vorschlag wurde von den beiden anderen Teilnehmern der Fahrt nicht angenommen. Zu begierig waren diese beiden, die Grenze der Atmosphäre genau zu studieren. Nur nach langem Widerstreben willigten sie ein, daß Hans Kallmann die Geschwindigkeit des Fahrzeugs von zwanzig auf fünfzig Meter in der Sekunde erhöhte.
    Der Reihe nach waren die Thermometer eingefroren. Bei vierzig Grad Kälte hatte das Quecksilberthermometer, bei hundertzehn Grad das Weingeistthermometer und bei hundertfünfzig Grad das Luftthermometer versagt. Aber Doktor Reinhard, dieser hervorragende »Thermometerologe«, wie Hans Kallmann sich auszudrücken beliebte, hatte vorgesorgt. Noch befand sich ein Heliumthermometer außenbords in Betrieb, auf das man sich bis zweihundertsiebzig Grad Kälte sicher verlassen konnte, und schließlich hatte der Doktor ein Metallthermometer mitgenommen, das im Laboratorium aber auch nur bis zur Temperatur des flüssigen Wasserstoffes, das heißt bis zu zweihundertfünfzig Grad Kälte geprüft werden konnte. Der Doktor meinte aber, daß es bis zum absoluten Nullpunkt, das heißt bis zu zweihundertdreiundsiebzig Grad Kälte richtig zeigen werde.
    In einer Höhe von dreihundertzwanzig Kilometern sanken das Heliumthermometer und das Metallthermometer auf zweihundertzweiundsechzig Grad Kälte. Die äußeren Barometer zeigten keinen Luftdruck mehr. In dieser Höhe nahm Professor Dernberg seine fünfundzwanzigste Röhrenprobe und setzte die Röhre an das Induktorium. Als er den Apparat in Betrieb setzte, blieb die Röhre dunkel. Nur gegenüber der Kathode leuchtete ein Glasfleck grünlich auf. Aber er mußte die größte Spannung des Induktoriums auf die Röhre geben, um diese Erscheinung hervorzurufen. Aus der Geißlerschen Röhre war eine Röntgenröhre geworden, und zwar eine äußerst harte. Die Lichterscheinungen bewiesen, daß der atmosphärische Druck in der Röhre, und dementsprechend auch in der äußeren Umgebung, weniger als ein zehntausendstel Millimeter Quecksilbersäule betrug. Eine spektroskopische Beobachtung zeigte Spuren von Wasserstoff und Helium.
    Als das Fahrzeug die Höhe von vierhundert Kilometern durchfuhr, zeigte das Metallthermometer zweihundertzweiundsiebzig und neun Zehntel Grad Kälte. Das Heliumthermometer war unbeweglich geworden, offenbar eingefroren. Die Röhre, die Professor Dernberg mit der Außenwelt verband und danach an das Induktorium brachte, blieb vollkommen dunkel. Es herrschte das absolute für die Elektrizität undurchdringliche Vakuum in ihr.
    Der Professor ließ sich auf einen Sessel nieder.
    »Wir sind aus der Atmosphäre heraus. Bei dreihundertfünfzig Kilometern hat die Röhre den letzten Lichtschimmer gegeben. Dort war wohl schon die Grenze.«
    Hans Kallmann erhob sich und trat an den Hebel des Höhensteuers.
    »Dann gestatten die Herren wohl endlich, daß wir dieses schleichende Tempo mit einem anderen, für Weltraumreisende angemesseneren, vertauschen?«
    Er brachte den Hebel in die äußerste Stellung und gab dem Fahrzeug eine Beschleunigung von fünf Metern in der Sekunde. Sein eigenes Gewicht verdoppelte sich

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