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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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im gleichen Augenblick. Mit Gewalt fühlte er sich nach unten gerissen und erreichte mühsam einen Sessel. Sämtliche radioaktiven Flächen des Fahrzeuges strahlten jetzt nach unten und übten eine entsprechende Triebkraft auf das Fahrzeug aus.
    Es fuhr mit fünfzig Metern Sekundengeschwindigkeit, als Hans Kallmann den Hebel anrückte. Nach einer Minute war zu dieser Grundgeschwindigkeit eine Beschleunigung von dreihundert Metern hinzugetreten. Nach zehn Minuten sauste das metallische Haus mit einer Geschwindigkeit von drei Kilometern in der Sekunde, das heißt mit dreifacher Kanonenkugelgeschwindigkeit nach oben. Nach einer halben Stunde waren aus den drei Kilometern bereits neun geworden. Das Fahrzeug vermochte jetzt in der Stunde mehr als zweiunddreißigtausend Kilometer zurückzulegen.
    »Nette Geschwindigkeit«, sagte Doktor Reinhard. »Zehnmal so schnell wie ein Kruppsches Geschoß.«
    »Für den Weltraum viel zu langsam«, entgegnete Hans Kallmann. »Bitte rechnen Sie es sich doch selber aus. Die nächste harmlose Vorortstation, der Mond, ist dreihunderttausend Kilometer von der Erde entfernt. Wir würden bei dieser Geschwindigkeit zehn Stunden brauchen, um ihn zu erreichen. Von Planeten wage ich erst gar nicht zu reden. Und jetzt, meine Herren, wollen wir frühstücken, so weit das bei dieser doppelten Schwere möglich ist.«
    Die Viertelstunden verstrichen darüber. Sogar mit dem eigenartigen Zustand der Gewichtsverdoppelung fanden die Reisenden in ihren bequemen Korbsesseln sich ab. Als nach dem Frühstück der Rauch der Zigaretten und Zigarren sich im Raum kräuselte, herrschte eine eigenartige träumerische Stimmung.
    »Sonnenschein und Sternenschimmer nebeneinander«, sagte Hans Kallmann mit stillem Lächeln.
    »Sonnenschein und Erdschein, aber der Mondschein wird auch bald kommen«, unterbrach ihn der Doktor.
    Seit das Fahrzeug aus der Atmosphäre hinausgetreten war, hatte die Umgebung eine eigenartige Veränderung erfahren.
    Zunächst wurde seitlich, auf der der Sonne abgewandten Seite des Gehäuses, tiefschwarzer Sternenhimmel mit einzelnen funkelnden Sternen sichtbar. Und dann breitete sich dieser Sternenhimmel nach allen Seiten hin aus. Mit einem Male rief der Doktor: »Seht nur die Erde an.«
    Während bisher unter ihnen bis in unermeßliche Fernen hin die Erdoberfläche sich erstreckt hatte, war die Erde jetzt zu einer runden Scheibe zusammengeschrumpft. Zu einer Scheibe, die zwar immer noch den dritten Teil des Raumes ausfüllte, aber doch schon mit Sicherheit selbst als gewölbtes Gebilde, als Kugel, zu erkennen war.
    Jetzt nahm Doktor Reinhard Notizblock und Bleistift vor. »Also die Sache ist einfach. Die alte Formel lautet immer noch s = ½ J + 2 Darin bedeutet s die zurückgelegte Strecke, g die Beschleunigung in der Sekunde, in unserem Fall also fünf Meter, und t die Zeit, gemessen in Sekunden. Setzen wir in die Formel einmal den Abstand des Mondes von der Erde mit dreihundert Millionen Metern ein, so wird die Zeit t gleich elftau send Sekunden oder hundertachtzig Minuten …«
    Doktor Reinhard zog die Uhr.
    »Meine Herren, vor zwei Stunden haben wir die Atmosphäre verlassen und die beschleunigte Fahrt begonnen. Noch eine halbe Stunde und wir sind in Mondentfernung von der Erde.
    Ein Glück, daß der nützliche Trabant um einen vollen Viertelkreis vom Zenit unseres Aufstiegsortes entfernt war.« Professor Dernberg suchte den Horizont in der Richtung gegen die Sonne hin ab, wo der Mond stehen mußte. Da beim Aufstieg des Fahrzeuges Neumond herrschte, so war vorläufig nichts von diesem Gestirn zu erblicken. Doch der Professor ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Er wies auf einen bestimmten Punkt an dem sternschimmernden Firmament. »Dort muß er stehen, und nach der hundertachtzigsten Minute werden wir vielleicht etwas sehen.«
    »Es lebe die hundertachtzigste Minute«, sagte Doktor Reinhard. »Jetzt, meine Herren, müssen wir durch die Mondkimme gehen. Jetzt muß ein Streifchen seiner sonnenbestrahlten Seite sichtbar werden.«
    Schon bestätigten die Ereignisse seine Worte. An der Stelle, die der Professor vorher angedeutet hatte, wurde die feine Mondsichel sichtbar, kaum merklich in der Größe von der gewöhnlichen Monderscheinung verschieden. Nur der eine Umstand blieb erwähnenswert, daß diese Sichel zusehends an Breite gewann. Als eine Stunde verflossen war, war aus der Sichel bereits ein vollkommener Halbmond geworden. Nebeneinander waren jetzt Sonne, Mond und Erde am

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