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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Firmament sichtbar. »Nun, wie gefällt Ihnen die Reise?« fragte Hans Kallmann seine Begleiter.
    »Nicht übel«, entgegnete der Professor.
    Doktor Reinhard aber legte sein Notizbuch auf den Tisch und begann: »Wir sind vor sieben Stunden aufgestiegen. Während der ersten drei Stunden sind wir mit guter Eisenbahngeschwindigkeit gereist und bei vierhundert Kilometern aus der Atmosphäre herausgegangen. Seit vier Stunden fahren wir mit über fünf Meter Sekundenbeschleunigung und haben augenblicklich eine Geschwindigkeit von zweiundsiebzig Kilometern in der Sekunde. Ich schlage vor, daß wir diese Fahrt noch fünf Stunden fortsetzen. Unsere Geschwindigkeit wird während dieser dreihundert Minuten um weitere neunzig Kilometer zunehmen.
    Wir werden genau zwölf Stunden nach unserer Abreise eine Sekundengeschwindigkeit von hundertzweiundsechzig Kilometern haben. Nach unserer Formel ergibt sich die von uns während dieser Zeit zurückgelegte Strecke zu 1,7 Millionen Kilometer. Zu jenem Zeitpunkt wird die Erde uns ihre entgegengesetzte Seite zeigen Von diesem Zeitpunkt ab müssen wir alle unsere Manöver nach rückwärts machen, das heißt wiederum mit einer Beschleunigung von fünf Metern in der Sekunde nach unten gehen und diese Fahrt genau sieben Stunden hindurch innehalten, dann mit guter Eisenbahngeschwindigkeit in die Atmosphäre tauchen und nach einigen Korrektionen auf unserem alten Landungsplatz niedergehen. Die Reise während der nächsten zwölf Stunden wird uns wenig Neues bieten, aber für unsere erste Fahrt, für unsere Werkstättenfahrt sozusagen, dürfen wir nicht mehr wagen. Was mich angeht, so werde ich jetzt ein kleines Schläfchen unternehmen.«
    Der Vorschlag des Doktors fand Beifall. Eine eigenartige Müdigkeit und Abgespanntheit hatte sich der Reisenden bemächtigt, so daß Hans Kallmann sogar die kräftige Weckeruhr, die er mitgenommen hatte, auf ein Uhr, die Stunde ihres Aufstieges und damit auch diejenige ihrer Umkehr stellte, bevor er sich selbst im Lehnstuhl niederließ.
    Das schrille Läuten des Weckers rief Hans Kallmann aus schwerem Schlaf. Er brauchte mehrere Sekunden, um sich völlig zu ermuntern, und legte dann das Höhensteuer in die entgegengesetzte äußerste Stellung. Sämtliche strahlende Flächen waren jetzt gegen die bisherige Fahrtrichtung gedreht. Schon während der Bewegung des Hebels ging Hans Kallmann ein eigenartiges Gefühl durch den Körper. Die lastende Schwere wich von ihm, und jetzt war er beinahe federleicht geworden. Nur noch wenige Gramm betrug sein Körpergewicht. Verwirrt und erschöpft schritt er oder, richtiger gesagt, schwebte er zu seinem Sessel zurück und suchte wieder eine bequeme Ruhe stellung …
    Noch immer strahlte das Tagesgestirn hell und unverändert in den Raum. Aber wo Hans Kallmann die Erde vermutete, war nur noch ein winziger Mond zu sehen, ein Gestirn, das nicht mehr wie gewöhnlich etwa der Mond Kürbisgröße, sondern kaum Apfelgröße aufwies. Der Mond selbst aber, das war vielleicht jener hellglänzende Stern, der unmittelbar neben dieser unirdisch kleinen Erde stand.
    Während sich der Abstieg in derselben Linie mit gleichmäßiger Verzögerung vollzog, wie der Aufstieg mit gleichmäßiger Beschleunigung vor sich gegangen war, spürte Hans Kallmann ein Gefühl unendlicher Einsamkeit und Verlassenheit. Erst jetzt kam ihm voll zum Bewußtsein, daß er mit seiner Maschine als ein winziges Stäubchen eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt im Weltraum dahintrieb. In einer Entfernung, für die sogar das Licht fünf Sekunden benötigte.
    Sinnend und nachgrübelnd saß er in seinem Sessel, bis ihm die Augen wieder zufielen.
    Doktor Reinhard wurde langsam munter. Einige Sekunden besann er sich, dann sprang er auf und blickte nach der Uhr.
    »Alle Wetter, beinahe zehn Stunden geschlafen und …« Er strich sich über die Stirn, sprang auf, riß den Steuerhebel wieder auf die volle Höhenstellung und sprach erst dann seinen Satz zu Ende …
    »Beinahe an einem Rechenfehler zerschellt. Die Schwerkraft, die uns beim Aufstieg gebremst hat, mußte uns ja beim Abstieg auch beschleunigen. Wir sollten noch volle vier Stunden fallen, und schon sieht die Erde verdächtig groß aus.«
    Eine Viertelstunde saß Doktor Reinhard über dem Notizbuch und reihte Formel an Formel. Dann atmete er erleichtert auf.
    »Es geht eben gerade noch. Wir können unseren Sturz bis zur Atmosphäre hin gerade wieder auf Eisenbahngeschwindigkeit abbremsen.«
    Eine halbe

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