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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Stunde hindurch saß der Doktor allein wach und beobachtete am Federbarometer die Geschwindigkeit des Fahrzeuges. Dann sprang er auf und brachte den Steuerhebel in die Nullstellung.
    »Hallo, Kallmann, werden Sie munter und machen Sie ein neues ergiebiges Frühstück zurecht. Wir sind mit zwei Stunden Verfrühung an der Grenze der Atmosphäre angekommen und wollen nach zwei Stunden untertauchen.«
    »Warum sind wir früher zurückgekommen als wir dachten?«
    »Weil … davon sprechen wir später, wenn wir wieder auf festem Boden sind, lieber Kallmann. Übrigens ist es jetzt Zeit, daß wir nach unten gehen.«
    Ein Druck am Höhensteuer und die Schwerkraft wurde für fünf Sekunden nicht mehr aufgehoben. Die fünf Sekunden genügten, um das Fahrzeug aus der Ruhe auf eine Geschwindigkeit von fünfzig Metern in der Sekunde zu bringen. Kilometer um Kilometer wurde durchmessen. Schon wurden Einzelheiten des Geländes sichtbar. Hans Kallmann rieb sich die Augen. »Etwas merkwürdig kommt mir die Gegend vor. Etwas chinesisch oder indisch, wenn ich offen reden soll.«
    Auch Professor Dernberg betrachtete die Gebäude durch sein Fernglas, während Hans Kallmann in zehn Kilometer Höhe sein Fahrzeug zum Stillstand brachte.
    »Kein Zweifel, Doktor, das ist ein Stück von China, was wir da unter uns haben. Ihre Meridiane scheinen sich ein wenig verwickelt zu haben.«
    »Der Schaden läßt sich verbessern«, entgegnete Hans Kallmann und drehte sein Seitensteuer, so daß bei völlig aufgehobener Schwerkraft alle Flächen nach Osten strahlten.
    Mit einer gleichmäßigen Beschleunigung von fünf Metern in der Sekunde begann das Fahrzeug nach Westen zu fliegen.
    »In zwei Stunden können wir den Meridian von München haben«, sagte der Professor.
    Und um diese Zeit hatten sie ihn wirklich. In sausendem Flug war das südliche Rußland unter ihnen dahingezogen. Mit Kanonenkugelgeschwindigkeit waren sie noch über das Kaspische Meer gegangen und hatten dann erst die Geschwindigkeit gemäßigt. Noch eine kleine Richtigstellung um hundert Kilometer nach Norden und bekanntes Gelände winkte ihnen entgegen.
    Der letzte Abstieg begann. Die ersten fünf Kilometer wurden schnell durchfahren, die nächsten drei nur noch mit halber Eisenbahngeschwindigkeit, und dann ließen sie das Fahrzeug ganz langsam sinken.
    »Ich weiß, was mir fehlt«, sagte Hans Kallmann und schraubte die Bolzen eines Fensters auf. »Frische Luft, frische Erdenluft.«
    Die Scheibe bewegte sich in ihren Angeln, und würzige Höhenluft drang in das Gemach.
    Die Meßinstrumente waren wieder aufgetaut und arbeiteten zuverlässig.
    »Nur noch fünfhundert Meter von der Erde entfernt. Ich möchte gleich aus dem Fenster springen«, rief Hans Kallmann.
    »Tun Sie es nicht, Verehrtester, fünfhundert Meter sind immerhin fünfhundert Meter.«
    Schon war das Fahrzeug auf hundert Meter Höhe gefallen, und Hans Kallmann mäßigte die Fallgeschwindigkeit Stufe um Stufe. Die grüne Ebene wuchs ihnen entgegen, dann ein leichtes Scharren, Kratzen und Aufsetzen, und das Fahrzeug stand sicher auf festem Boden. Während Doktor Reinhard an das Höhensteuer ging und alle strahlenden Flächen nach oben drehte, schraubte Hans Kallmann rasch die Tür auf und lief dem Kommerzienrat Eggers frohlockend entgegen. Die Probefahrt des Radiowagens war glänzend gelungen.

Schätze der Tiefe
    Erschienen im Neuen Universum , Band 40, 1923
    »Also«, sagte Professor Meißner, der als Volkswirtschaftler einen geachteten Namen hatte, »in spätestens siebenhundert Jahren sind die englischen Kohlenschätze, in fünfzehnhundert Jahren die deutschen abgebaut. Der Himmel mag wissen, wie wir dann ohne Kohle weiterkommen. Vielleicht daß man dann in Mittelafrika und China neue große Abbaustätten findet, aber dann wird wohl auch politische Macht und Kultur zu jenen Stätten hinwandern.«
    Der Ingenieur Rudolf Engelhardt hatte bisher den Erörterungen des Professors ruhig zugehört. Jetzt nahm er seinerseits das Wort: »Wie tief, Herr Professor, liegen die tiefsten Kohlen?«
    »Etwa zwölfhundert Meter, mein Freund.«
    »Gut, und wir wissen, daß diese Kohlen niedergebrochene alte Wälder sind. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß heißer Schlamm diese Wälder vor langer, langer Zeit begrub und daß der Schlamm im Laufe der Jahrhunderttausende zu Kohlenschiefer erhärtete.«
    Der Ingenieur fuhr bei diesen Worten mit der Feuerzange in den Ofen und fischte ein Stück glühenden Schiefergesteins zwischen den

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