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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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schnurrend setzte sich das Induktorium in Betrieb.
    Bläulich leuchtete das Rohr auf.
    »Wasserstoff?« sagte Doktor Reinhard in fragendem Ton.
    »Jedenfalls verdächtig«, erwiderte Dernberg und zog ein Taschenspektroskop aus dem Koffer. Er hielt das Messingrohr vor das Auge und betrachtete die leuchtende Glasröhre.
    »Hm, hm, so ungefähr dachte ich es mir … Stark ausgeprägtes Wasserstoffspektrum. Kräftiges Stickstoffspektrum … Schwaches Sauerstoffspektrum.«
    Der Professor schaltete das Induktorium aus, nahm die Röhre heraus und beklebte sie mit einem Papierschild, auf dem er eine Notiz machte: Atmosphärenprobe in fünfundsechzig Kilometer Höhe. Als er das Rohr in den Koffer legte, zeigte der Höhenmesser bereits fünfundsiebzig Kilometer, und unaufhaltsam stieg Kallmanns Fahrzeug weiter empor. Indessen musterte dieser die Landschaft unten. Sie war bereits in eine einzige silbergraue Fläche verschwommen. Silbrig schien alles, auch das Licht im Fahrzeug selbst. Hans Kallmann blickte sich prüfend um.
    »Ich weiß nicht, irre ich mich, aber ist die Sonne hier viel weißer, als unten auf der Erde?«
    »Sie irren sich nicht«, erwiderte Professor Dernberg, während er sich anschickte, eine zweite Röhre an den Stutzen anzuschließen. »Wir sind in neunzig Kilometer Höhe. Nur noch etwa drei Prozent der Atmosphäre hat die Sonne zu durchdringen, um zu uns zu kommen. Da werden ihr weniger blaue Strahlen entzogen, sie sieht weißer aus, während sie auf der Erdoberfläche mehr gelblich getönt erscheint und sogar dunkelrot wird, wenn sie dicht über dem Horizont steht und ihre Strahlen viele hundert Meilen der dichten Luft in niedrigeren Schichten durchdringen müssen.«
    In hundert Kilometer Höhe und bei einer Temperatur von hundertzehn Grad Kälte machte Professor Dernberg die zweite Atmosphärenprobe. Der Wasserstoff beherrschte jetzt das Spektrum. Sauerstoff und Stickstoff waren nur noch schwach vertreten.
    Hans Kallmann warf einen Blick auf den Geschwindigkeitsmesser.
    »Sagen Sie einmal, meine Herren, wie lange soll dieses Schneckentempo eigentlich so weiter gehen? Wir reisen mit spärlichen zweiundsiebzig Kilometern in der Stunde.«
    »Nur noch ein bis zwei Stunden, bester Kallmann«, unterbrach ihn Professor Dernberg. »Nur eben so lange, bis wir aus der Atmosphäre heraus sind. Wir befinden uns ja in einem für den Wissenschaftler ungemein interessanten Gebiet. Das Grenzgebiet der Atmosphäre ist für mich wenigstens interessanter als der leere Weltraum. Und bis jetzt haben die Atmosphärenproben meine Lehren bestätigt. Aber die Grenze, Kallmann, wie sieht die Grenze aus? Wie scheidet sich der Gasmantel, der unsere Erde umgibt, vom leeren Planetenraum?«
    Während Professor Dernberg sich anschickte, eine dritte Rohrprobe zu nehmen, betrachtete Doktor Reinhard das Thermometer. Sein Zeiger hatte den Stand von hundertzwanzig Grad Kälte erreicht.
    »Ich kann es Ihnen vorher sagen, Professor«, erwiderte der Doktor. »Das Thermometer trügt nicht. Noch ein Temperaturgefälle von etwa zwanzig Grad und wir sind den Sauerstoff los. Denn bei hundertvierzig Grad Kälte und einem Druck von einer Atmosphäre wird Sauerstoff flüssig. Flüssiger Sauerstoff aber muß wie ein Stein nach unten fallen. Einigen wir uns meinetwegen auf hundertsechzig Grad. Dann sind Sie den Sauerstoff los, und bei Temperaturen unter zweihundert Grad haben Sie nur noch Wasserstoff und allenfalls etwas Helium in der Atmosphäre.«
    In einer Höhe von hundertdreißig Kilometern war die Temperatur auf hundertsechzig Grad gefallen. In dieser Höhe nahm Professor Dernberg seine sechste Röhrenprobe, und das Spektrum zeigte keine Spur von Sauerstofflinien.
    Hans Kallmann benutzte die Zeit, um durch ein stark vergrößerndes Zeissglas die Landschaft unter sich zu betrachten.
    »Wir treiben merklich nach Westen ab«, sagte er nach einiger Zeit.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Doktor Reinhard trocken. »Wir drehen uns jetzt in hundertfünfzig Kilometer Abstand nicht mehr ganz so schnell von Westen nach Osten, wie die Punkte der Erdoberfläche unter uns. Infolgedessen bleiben wir hinter diesen Punkten zurück, werden scheinbar nach Westen vertrieben.«
    Professor Dernberg machte Atmosphärenproben, Doktor Reinhard beobachtete die Meßinstrumente, und Hans Kallmann rauchte eine Zigarette. Geraume Zeit herrschte Schweigen, bis Hans Kallmann wieder das Wort nahm.
    »So viel ich weiß, hat man aus trigonometrischen Bestimmungen ermittelt, daß

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