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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Koksstücken heraus.
    »Sehen Sie, Herr Professor, wie man an dem glühenden Stück die einzelnen Schichten unterscheiden kann. Da muß sich ganz allmählich aus einer Schlammbrühe Schicht um Schicht niedergeschlagen haben. Ganz sicher ist dieser Schiefer neptunisches Gestein und in vorsintflutlichen Meeren schon einmal gelöst gewesen. Wo er aber vordem steckte, als unsere Erde noch ein paar hundert Grad auch an der Oberfläche warm war, das weiß man wohl kaum.«
    »Zugegeben, lieber Freund«, unterbrach ihn der Professor, »aber was wollen Sie damit eigentlich sagen?«
    »Ich will damit sagen, daß unser ganzer Kohlenbau sich in den obersten durch hundert Sintfluten verrührten und verwaschenen Schichten bewegt, während die wahren Schätze der Erde viel tiefer liegen. Und den Beweis will ich Ihnen in der Theorie sehr schnell erbringen. Nimmt man ein sogenanntes Erdmetall, beispielsweise Kalzium oder aber auch Natrium, Kalium, Lithium oder sonst eines, zweitens Kohlenstoff und drittens Sauerstoff, bringt man diese drei Elemente in einen geschlossenen Raum und beobachtet ihr Verhalten bei steigender Temperatur, so wird bei langsamer Erwärmung zuerst eine Verbindung zwischen dem Sauerstoff und dem Erdmetall eintreten. Es bildet sich Kalziumoxyd oder dergleichen. Treibt man die Temperatur bis auf Rotglut, so zeigt auch der Kohlenstoff Neigung zum Sauerstoff. Soweit noch überschüssiger Sauerstoff vorhanden ist, wird er sich mit dem Kohlenstoff zu Kohlensäure verbinden. Soweit aber der Sauerstoff bereits mit dem Metall verbunden ist, wird er bei diesem bleiben. Und nun treiben wir die Temperatur immer höher, über die Weißglut von tausend Grad und die Blauglut von zweitausend Grad hinaus bis auf dreitausend Grad. Da trennt sich der Sauerstoff sowohl vom Metall wie von der Kohle. Dieser Stoff, der bei geringen Temperaturen so begierig ist, chemische Verbindungen einzugehen, bleibt jetzt für sich. Dafür aber verschmelzen Metall und Kohle zu einem Karbid. Kalk und Kohle bilden Kalziumkarbid, Lithium und Kohle, Lithiumkarbid und so fort.«
    »Sie meinen also …«, sagte der Professor.
    »Ich meine, daß in größerer Tiefe auf der ganzen Erde unendliche Karbidvorräte lagern müssen und daß es eine Aufgabe der künftigen Technik sein muß, diese Schätze für die Menschheit genauso zu erschließen, wie heute die Kohlenschätze erschlossen sind. Ich nehme an, daß es eine Zeit gegeben hat, zu der die ganze Oberfläche des Erdballes ein flüssiges Karbidmeer bildete. Auf diesem schwammen teilweise leichtere Gesteinsplatten, teilweise war die Oberfläche frei. Ich nehme an, daß die Temperatur der Oberfläche allmählich sank. Als nun die helle Rotglut mit etwa sechshundert Grad Celsius erreicht war, begann auf der gasförmigen Atmosphäre der Erde, die damals aus Stickstoff, Kohlensäure und Wasserdampf bestand, der Stickstoff auf das Karbid zu wirken und verwandelte es an der Oberfläche in Zyanamid. Es spielte sich im großen derselbe Vorgang ab, den wir heut im kleinen Maßstab künstlich bei der Herstellung von Kalkstickstoff nachahmen. Wie tief diese Umwandlung eingedrungen ist, hängt von der Zeitdauer der Einwirkung ab. Jedenfalls ging auch die Abkühlung weiter, und eines Tages war die Temperatur unter hundert Grad gesunken, das erste tropfbar flüssige Wasser konnte sich bilden. Sobald aber der erste Regen auf die Metallzyanamidebenen fiel, setzte jene bekannte Reaktion ein, die diesen Stoff in einen lockeren überaus fruchtbaren Boden verwandeln mußte. Während die Schlacken, die Granite, Basalte und sonstigen plutonischen Gesteine vom Wasser unangegriffen blieben, bildete sich an allen anderen Stellen ein fruchtbares Beet, bereit, das erste Pflanzenleben aufzunehmen.
    Das ist meine Theorie, und wenn sie Ihre Zustimmung findet, Herr Professor, dann reden Sie freundlichst mit Ihren Millionären ein ernstes Wort, damit wir der Theorie die Praxis bald folgen lassen können.«
    Der Schacht ›Else-Tiefbau‹ schien dem Geheimen Kommerzienrat Großmann nach seiner Unterredung mit Professor Meißner für den Bohrversuch durchaus geeignet. Denn dieser Schacht hatte bereits seine Vorgeschichte, und der Geheime Kommerzienrat selbst dachte mit einer Mischung von Ärger und Enttäuschung an vergebliche Arbeiten und vergeudete Summen, sobald ›Else-Tiefbau‹ ihm durch irgendeinen Zufall ins Gedächtnis kam. Der Grund war folgender. Die Grube ›Else-Tiefbau‹ war so ziemlich abgebaut. Bis zu einer Tiefe von

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