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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zu sehen war.
    »Irgendeine ausgefallene Pumpe muß das Ding doch sein«, meinte Fritz.
    Klaus nickte. »Stimmt auffallend! Scheint mir eine Gasverflüssigungsanlage zu sein, und zwar eine bessere Sorte. Verstaubt ist der Kram, man kann ja seinen Namen drauf schreiben!«
    Von der Pumpenanlage erstreckte sich die Apparatur noch weiter bis an das andere Ende des Saales, aber hier standen die drei Freunde trotz aller Fachkenntnisse vor einem unlösbaren Rätsel.
    »Alle Achtung vor dem Glasbläser, der das gemacht hat!« meinte Fritz.
    »Wenn ich nur den Schimmer einer Ahnung hätte, was es sein soll!« knurrte Klaus. »Elektromagnetwicklungen in Dewarsche Flaschen eingebaut? Begreife nicht, was sich der Herr Professor Doktor Belian dabei gedacht haben mag. Wenn er da wäre, möcht’ ich ihn wohl danach fragen.«
    »Aber er ist ja nicht da!« fiel Fritz ihm ins Wort. »In den Häusern hier steckt er bestimmt nicht, vielleicht irgendwo auf der Insel. Wir werden ihn suchen müssen und wenn wir gezwungen wären, die ganze Insel umzukehren und hinter jeden Baum und Strauch zu kriechen.«
    »Aber nicht mehr heute«, sagte Klaus phlegmatisch. »Die Sonne steht dicht am Horizont. In einer halben Stunde haben wir Nacht.«
    Sie verließen das Maschinenhaus und kehrten zu ihrem Boot zurück. Heinz machte sich in der Kombüse zu schaffen, in der es bald erfreulich brutzelte und duftete. Fritz stand auf dem Landungssteg und blickte nach dem anderen Ufer, als ihn Klaus plötzlich bei der Schulter packte.
    »Sieh da, Fritz! Da, neben dem Wasserfall, da hat sich eben etwas bewegt! Da kommt jemand!«
    Fritz kniff die Lider zusammen, um bei der schnell einfallenden Dämmerung besser sehen zu können.
    »Ja, du hast recht! Da hat sich etwas bewegt. Ah! Sieh mal! Ah!«
    Der Ausruf des Staunens war berechtigt. Dort oben, wo sie jemand zu sehen geglaubt hatten, war ein helles Licht aufgeflammt. In schneller Folge schlossen sich diesem ersten Licht viele andere an. Wie eine beleuchtete Straße zog es sich von dem oberen Wasserfall zu dem Bungalow hin, und nun fiel auch helles Licht aus dessen Fensteröffnungen, während draußen die Nacht niedersank.
    »Hm!« sagte Fritz, »hm, hm!«
    »Ich will einen Besen verschlucken«, rief Klaus, »wenn das nicht Onkel Belian ist. Der hat da an dem oberen Fall eine Lichtmaschine in Betrieb gesetzt und kommt jetzt mit Festbeleuchtung nach Hause. Na, die Überraschung, wenn er uns hier findet!«
    In der Tat konnten sie bald beobachten, wie eine Gestalt den beleuchteten Weg von den Fällen her herabstieg. Immer näher kam der Wanderer. Nun war auch schon zu sehen, daß er eine Art von Ranzen auf dem Rücken hatte und in der Rechten ein Netz trug, an dem er schwer zu schleppen schien. Jetzt überschritt er den Platz vor dem Wohnhaus und verschwand im Gebäude.
    »Na also«, triumphierte Klaus, »da ist er ja! Jetzt hin zu ihm!«
    In dem Bungalow saß ein alter Mann am Schreibtisch und blätterte in Papieren, während er ab und zu nach einer Schale mit saftigen tropischen Früchten griff. Das Haupthaar, schon mehr weiß als grau, fiel ihm bis auf die Schultern, und auch der volle Bart schien lange Zeit mit keinem Schermesser in Berührung gekommen zu sein. Die Zeit hatte ihre Runen in seine hohe Stirn gezeichnet, unter der ein Paar Augen groß, klar und gütig strahlten. An den Füßen trug er Sandalen eigener Fertigung. Die leichte leinene Tropenkleidung, stellenweise zerfasert, war offensichtlich schon viele Male durch das Waschfaß gegangen.
    Die Gedanken des Einsamen wanderten zurück in jene Zeit, da er noch kühne Pläne gehegt hatte, da er ausgezogen war in die Einsamkeit, um hier fern von allem Treiben der Menschen seine Entdeckung auszubauen und der Menschheit damit ein Geschenk von unerhörter Größe zu machen.
    Wie anders war es gekommen! Der einzige Mensch, auf dessen Mithilfe er bei seinen Arbeiten angewiesen war, dem er volles Vertrauen geschenkt hatte, der hatte ihn verlassen. Der Mann, auf dessen Treue er gebaut hatte, war fahnenflüchtig geworden. Für unmöglich hätte er es gehalten, bis der böse Tag kam, an dem das Unmögliche Wirklichkeit wurde, wo er allein auf der Insel stand. Verschwunden der Mann, den er so viele Jahre mit Stolz seinen Jünger nannte, verschwunden mit dem Boot, das die einzige Verbindung zwischen dem einsamen Eiland und der übrigen Welt bildete. Von ihm gegangen, heimlich, treulos, ohne ein Wort des Abschieds. Einsam, kaum fähig, ohne Hilfe seine Arbeiten

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