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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Er hat recht schlechte Erfahrungen mit seinen lieben Mitmenschen gemacht. Mir ist bekannt, daß ihm einmal eine wertvolle Entdeckung oder Erfindung – du kannst es nehmen, wie du willst – gestohlen worden ist. Jahrelang war er deswegen verbittert. Dann glückte ihm etwas anderes, was ihm den Nobelpreis für Physik eintrug. Und dann – eine gewisse Großzügigkeit wirst du ihm nicht absprechen können –, dann nahm er diesen Preis und sein eigenes, gar nicht geringes Vermögen, legte den größten Teil davon in Maschinen und Apparaten für die Erforschung eines neuen großen Problems an und ging damit – es ist schon einige Jahre her – in die Einsamkeit, um ungestört und unbestohlen arbeiten zu können.«
    »Achtung! Bucht an der Küste!« schrie Heinz vom Vordersteven her. Klaus kniff die Augen zusammen.
    »Da scheint Gelegenheit zum Landen zu sein. Wollen’s mal versuchen.«
    Klaus brachte die ›Möwe‹ noch näher an den Strand. Hier öffnete sich eine schmale, dreieckige Bucht. Mit gedrosseltem Motor fuhr das Boot in sie hinein, während Heinz wieder loten mußte. Immer enger traten die beiden Ufer zusammen, zunächst noch flach und sandig, dann steiler und von einem üppigen Pflanzenwuchs bedeckt. Nun waren sie noch dreißig, kurz danach kaum zehn Meter voneinander entfernt. Fritz ließ einen Eimer über Bord, zog ihn mit Wasser gefüllt wieder empor und kostete davon. »Süßwasser, Herrschaften! Gut trinkbar! Wir sind auf dem Fluß.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die er bei der Aufnahme des letzten Bestecks vor einigen Stunden neu auf die Ortszeit der ›Möwe‹ gestellt hatte. »Rund zwölf Uhr mittags! Heinz, schreib in unser Logbuch, daß die ›Möwe‹ um zwölf Uhr mittags die Insel erreicht hat!«
    »Die Insel, jawohl! Aber den Herrn Professor haben wir noch nicht«, warf Klaus dazwischen.
    »Dafür aber noch sechs Stunden Helligkeit, mein lieber Klaus. Die werden uns hoffentlich reichen, um ihn zu finden.«
    Der strahlende Sonnenschein machte einer grüngoldenen Dämmerung Platz, während das Boot seinen Weg flußaufwärts verfolgte. Hoch über ihm vereinigten die Palmen und Tropenbäume von beiden Ufern her ihre Wipfel und bildeten ein Zeltdach, in dessen Schatten es dahinglitt. Doch nicht lange hielt diese Märchenstimmung an. Schon wurde es weiter vorn wieder licht. Der schmale Flußlauf erweiterte sich zu einem kleinen See, und das Rauschen eines Wasserfalls drang herüber. In steilem Sturz fiel das Wasser vom Berghang in die Tiefe zu dem See herab.
    »Da! Dort! Da muß es sein!« kam es gleichzeitig von drei Lippenpaaren. Dicht am Ufer erhob sich ein Wohnhaus, in leichtem Bungalowstil aus Bambusrohr und breiten Palmblättern errichtet. Daneben, unmittelbar an dem Wassersturz, stand ein zweites Gebäude. Eine Art Landungssteg war davor in das Wasser gebaut. Die ›Möwe‹ hielt darauf zu. Langsamer lief die Schraube und begann dann rückwärts zu schlagen. Das Boot stand vor dem Steg. Mit einem Satz sprang Heinz vom Vorderdeck an Land und schlug das Tau der ›Möwe‹ um einen Pflock. Die lange Reise war beendet. Ihr Ziel hatten sie erreicht. Würden sie auch den finden, den zu suchen sie ausgezogen waren?
    Zu dritt betraten sie das Wohnhaus. Auf einem Ruhelager waren Decken und Kissen noch ungeordnet, als ob es ein Schläfer vor kurzem verlassen hätte. Ein Schreibtisch war mit allerlei Papieren, Zeichnungen und Berechnungen bedeckt, und in einem Schrank hingen verschiedene Kleidungsstücke. Es war außer Zweifel, daß sie sich in der Behausung Professor Belians befanden.
    Aber wo steckte der Professor selber und wo sein Assistent Doktor Schaffer, mit dem zusammen er seinerzeit über das große Wasser gefahren war? Sie schritten zu dem andern, höher am Wasserfall gelegenen Gebäude. Es war verschlossen, doch seine Tür leistete einem kräftigen Schulterdruck von Klaus keinen ernsthaften Widerstand. Wie ein breiter Lichtbalken fiel der Schein der schon tiefer stehenden Sonne durch die aufgestoßene Tür in das Innere und spielte über Maschinen und Apparate von eigenartigem Aussehen.
    Dort, an einem Ende des großen, saalartigen Raumes, das war auf den ersten Blick zu erkennen, stand eine elektrische Kraftanlage, eine Wasserturbine, die Klaus mit Kennermiene auf fünfhundert Pferdekräfte schätzte. Mit ihr war eine Dynamomaschine gekuppelt. An der Wand daneben befand sich eine große Schalttafel. Schwieriger war schon zu bestimmen, was dann mehr in der Mitte des Raumes

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