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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Eintragung auf der Seekarte.
    »Kurs genau auf West halten!« rief er Heinz zu, der jetzt am Steuer stand. »Herrschaften, die Breite haben wir auf die Minute genau. Achtundzwanzig Seemeilen vor uns im Westen muß die Insel liegen. Jetzt heißt’s aufpassen! In spätestens drei Stunden müßte sie sichtbar werden.«
    »Hoffen wir, daß der alte Herr ein richtiges Besteck genommen hat«, brummte Klaus Jensen vor sich hin, »sonst können wir uns hier zwischen den zehntausend Inseln totsuchen!«
    Die Stunden verstrichen, während der Rumpf der ›Möwe‹ unter dem Druck der prallen Segel mit unverminderter Geschwindigkeit die See durchschnitt.
    »Land voraus!« rief Heinz, der von allen die besten Augen hatte.
    »Ich sehe vorläufig erst mal Dunst über der Westkimme«, meinte Klaus, »aber vielleicht kann’s Land werden.«
    Und es wurde Land, während sich die Minuten zu Viertelstunden reihten. Erst war es noch ganz fern und blau verschwommen, dann wurde es immer schärfer und deutlicher. Hoch und immer höher hob sich die Silhouette einer Insel über den Horizont. Nun waren schon einzelne Bergspitzen zu unterscheiden, und jetzt konnte man bereits die charakteristischen Umrisse einzelner Palmen wahrnehmen. Dann stand schaumweiß und brüllend eine weitgestreckte Brandung vor ihnen. Die ruhige, glatte Fahrt auf offener See ging zu Ende. Der schwierigste Teil der ganzen Reise, die Landung in diesem gefährlichen Wasser, stand bevor.
    Schnell und scharf kamen die Kommandos von Klaus, und ebenso schnell wurden sie von Fritz und Heinz ausgeführt. Schon waren die Segel bis auf den kleinen Treiber am Klüver aus dem Wind genommen und wurden geborgen. Unter dem schwachen Druck des Treibers schob sich die ›Möwe‹ in mäßiger Fahrt näher an die Küste heran. Klaus stand am Ruder und starrte nach vorn.
    »Verwünschte Geschichte! Eine Korallenbarre, soweit man sehen kann! Da soll man das Boot heil durchbringen!«
    Er spähte nach rechts und nach links, ohne zu finden, was er suchte. Heinz kam ihm zu Hilfe.
    »Da drüben nach Steuerbord, Klaus, etwa dreihundert Meter von hier, da sieht’s ruhiger aus.«
    Klaus folgte der weisenden Hand mit den Augen und legte die Steuerpinne um. Die ›Möwe‹ bog nach rechts ab und lief parallel zu dem Brandungsstreifen im ruhigen Wasser. Jetzt hatte sie den Punkt erreicht, eine Stelle in dem schaumigen, brüllenden Streifen, kaum zwanzig Meter breit, wo die schwere Brandung eine Lücke zeigte. Fast ohne Fahrt schaukelte das Boot davor im freien Wasser. Klaus tauschte einen Blick mit den Gefährten.
    »Tja, dann helpt dat wohl nix«, murmelte er, »vorsichtig is de Modder mit der Porzellankiepe. Uplopen un steckenbliewen dörpen wir hier nich.«
    Heinz wurde mit einem Lot neben den Klüverbaum gestellt, und Fritz zog den Treiber weiter aus dem Wind, während Klaus das Boot auf die brandungsfreie Enge hinsteuerte.
    »Vier Faden! – Drei Faden! – Zwei Faden!« meldete Heinz beim Loten. »Anderthalb Faden! – Zweieinhalb Faden! – Drei Faden! – Vier Faden!«
    Dann war’s geglückt. Die Enge war durchfahren. Langsam trieb die ›Möwe‹ in dem stillen Wasser zwischen der Barre und dem Strand weiter.
    »Dat is mal gut gegangen.« Klaus atmete auf.
    »Jetzt kommt der zweite Teil der Tragödie«, sagte Fritz, »jetzt heißt’s einen Landungsplatz finden. Der Strand sieht sehr flach aus. Das Segel kann uns nicht mehr viel helfen. Aber wozu hat denn die ›Möwe‹ ihren Hilfsmotor?«
    Während Heinz das letzte Stück Leinwand einzog, machte sich Fritz daran, den Motor in Betrieb zu setzen. Unter dem Druck der kleinen Hilfsschraube gewann das Boot von neuem Fahrt und zog in mäßiger Eile zwischen Strand und Barre seine Bahn.
    »Es muß einen Fluß auf dieser Insel geben«, sagte Fritz, »und dieser Fluß muß zweifellos irgendwo in die See münden. Wenn wir die Flußmündung entdecken, dann haben wir erstens einen brauchbaren Landungsplatz, und zweitens sind wir auch auf dem besten Weg, meinen Oheim zu finden. Er schrieb mir, daß er seine Kraftanlage mit einer Wasserturbine betreibt.«
    »Nimm mir’s nicht übel«, meinte Klaus, »aber ich halte es für eine komplette Kateridee von dem Herrn Professor und Nobelpreisträger Doktor Belian, sich mit seinem ganzen Kram hier auf diese verlorene Insel zurückzuziehen. Wenn’s auch dein Onkel ist, es ist und bleibt – sagen wir, reichlich überspannt.«
    Fritz schüttelte den Kopf.
    »Du weißt nicht, Klaus, was ihn dazu bewogen hat.

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