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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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unserem Klima durch eine künstliche Strahlung zu erzwingen? Es sind noch viele Fragen; schwer, die Antwort darauf zu finden.
    Den Anfang des Weges wenigstens, der zu diesem Ziel führt, glaube ich entdeckt zu haben. Alles Wissenswerte darüber« – wieder ließ er die Hand auf das vor ihm liegende Schriftstück sinken – »habe ich hier aufgezeichnet. Mögen es meine Nachfolger versuchen, den von mir beschriebenen Weg bis zum glücklichen Ende weiterzugehen. Mehr als eines Mannes Kraft, mehr als ein Menschenalter mögen dafür vielleicht nötig sein. Die feste Hoffnung nehme ich mit mir, daß der Weg gefunden, jenes herrliche Ziel erreicht wird.«

Professor Belians Tagebuch
    Erschienen im Neuen Universum , Band 54, 1937
    Durch die endlose Wasserwüste des Pazifiks pflügte sich ein schnittiges kleines Segelboot seinen Weg. Mit halbraumem Achterwind lief es wohl acht Knoten in der Stunde, den Kurs nach Westen gerichtet.
    Ein roter Schein brach am Horizont empor und nahm schnell zu. Schon verblaßten die Gestirne am Firmament, und glühend hob sich der Sonnenball aus der stahlblauen Flut. Seine Strahlen spielten um den weißen Bootsrumpf und ließen das Gold der Lettern erglänzen, die am Vordersteven den Namen ›Möwe‹ zeigten. In wenigen Minuten vollzog sich der Übergang von der Nacht zum hellen Tag, zum zwanzigsten Tag dieser Reise.
    Der Mann am Steuer der ›Möwe‹ warf einen Blick in Wind und Wetter, dann machte er die Ruderpinne mit einer Seilschlaufe fest und verschwand unter Deck, um seine beiden Kameraden zu wecken.
    Es war der Maschinistenmaat Klaus Jensen, der jetzt seine Fahrtgenossen, den stud. techn. Fritz Bergmann und den Jungmatrosen Heinz Gerlach, in einer etwas rauhen Weise aus Morpheus’ Armen riß, wie man poetisch wohl zu sagen pflegt. Klaus Jensen, von der friesischen Wasserkante, war ein Seemann mit Leib und Seele und mit seinen vierundzwanzig Jahren ein Hüne von Gestalt, dem das blühende Leben aus den Augen strahlte. Diese abenteuerliche Fahrt von dem peruanischen Hafen Callao her über fünftausend Kilometer in einem Boot, das in der Unermeßlichkeit des Weltmeers schließlich doch nur eine Nußschale war, hätte er um keinen Preis missen mögen. Mit Wonne war er darauf eingegangen, als ihm Fritz Bergmann in Deutschland vor einem halben Jahr den Vorschlag machte.
    Fritz Bergmann, zwanzigjährig, etwas kleiner und schlanker als Klaus, erschien jetzt angekleidet auf Deck.
    »Höchste Zeit, Fritz«, rief ihm Klaus zu, »du mußt das Besteck nehmen. Wir müssen erst mal wieder genau wissen, wo wir sind, sonst rutschen wir bei dem guten Wind am Ende noch an deiner Zauberinsel vorüber.«
    Fritz Bergmann postierte sich breitbeinig auf dem Verdeck und zielte mit dem Sextanten nach der Sonne. Danach kamen jene fünf Minuten des Tages, während deren die beiden andern immer wieder mit Hochachtung zu ihm aufblickten, die Minuten, während deren er über astronomische Tabellen gebeugt saß und aus der gemessenen Sonnenhöhe den Standort der ›Möwe‹ ermittelte.
    Die Rechnung war beendet. Bei hundertzweiundvierzig Grad siebzehn Minuten westlicher Länge und zwanzig Grad dreizehn Minuten südlicher Breite markierte Fritz den Standort des Bootes auf der Seekarte und schrieb das Datum daneben. Dann griff er in die Brusttasche und brachte einen Brief zum Vorschein. Zerknittert war dessen Umschlag und durch Ölflecke und Seewasserspuren unansehnlich geworden. Die Briefmarken auf ihm zeigten, daß er vor sieben Monaten in Kanada zur Post gegeben war. Die Anschrift in etwas flackrigen Zügen, jetzt kaum noch zu lesen, war an Herrn stud. techn. Fritz Bergmann in Hamburg gerichtet. Auf diesen Brief hin hatte Fritz Bergmann vor einem halben Jahr Studium Studium sein lassen, hatte seine Freunde Klaus Jensen und Heinz Gerlach zusammengetrommelt und war mit ihnen auf die weite Reise gegangen, erst mit einem Trampdampfer von Hamburg um das Kap Hoorn herum nach Callao und dann weiter mit der ›Möwe‹, die er billig in Callao erstanden hatte, über den Pazifik.
    Fritz Bergmann zog ein Schreiben aus dem Umschlag und breitete es auf der Seekarte aus. Zwei Stellen darin waren mit Rotstift unterstrichen, einmal ein kurzer, fast wie ein Ruf um Hilfe klingender Satz: »Fritz, ich brauche dich«, und dann eine Ortsangabe: »Hundertzweiundvierzig Grad fünfundvierzig Minuten westlicher Länge und zwanzig Grad dreizehn Minuten südlicher Breite.« Er blickte auf diese Zahlen und verglich sie mit seiner letzten

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