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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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Doch dann wurde sie plötzlich ganz still. Fasste sich wie in Trance an den Hinterkopf. Die Beule war nicht mehr zu ertasten. „Aber warum sollte ich mich denn nicht erinnern?“
    „Nun, wie ich den Arzt verstanden habe, tritt bei einer leichten Gehirnerschütterung in der Regel nur eine vorübergehende Gedächtnisstörung auf. Bestimmte unangenehme Erlebnisse hingegen, an die sich die Betroffenen nicht erinnern wollen, können auch eine länger währende Amnesie auslösen und dann …“
    „Ich will selbst mit dem Arzt sprechen!“, fiel Kit ihm aufgeregt ins Wort. Entschlossenheit lag in ihrem Blick. Aber auch Angst. Für einen Sekundenbruchteil hatte sie vorhin das Gefühl gehabt, nicht mehr atmen können. Nur eine einmalige Sache? Kit glaubte es nicht. Sie hatte die dumpfe Ahnung, dieses Gefühl seit langer Zeit zu kennen. Und es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, ob das, was Dumont angedeutet hatte, der Wahrheit entsprach: Sie musste selbst ihren behandelnden Arzt fragen.
    Kurz entschlossen richtete sie sich auf und schwang die Beine aus dem Bett.
    „ Parbleu! Sind Sie jetzt völlig wahnsinnig geworden?“ Dumont versuchte, Kit am Aufstehen zu hindern. Unwillig schob sie seine Hand zurück.
    „Lassen Sie mich!“, fauchte sie. „Und tun Sie bitte nicht immer so, als könnte ich nicht selbst die Verantwortung für mich übernehmen, sonst …“
    Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment ging die Zimmertür auf, und die Schwester betrat mit dem Frühstückstablett den Raum. „Sie sind ja ganz blass, Madame. Ist Ihnen nicht gut?“ Die junge Marokkanerin stellte das Tablett ab und musterte ihre Patientin besorgt. „Der Doktor ist noch nicht da, aber er hat versprochen, nach dem Frühstück zu kommen. Vielleicht trinken Sie jetzt erst mal ein schönes Glas heißen Tee.“
    Der Duft nach frischer Minze, süßem Honig und noch warmen Croissants veranlasste zumindest Kits Magen, sich daran zu erinnern, dass sie schon eine ganze Weile nichts mehr zu sich genommen hatte. Fast ein wenig erleichtert ließ sie sich zurück in die Kissen sinken und rang sich ein Lächeln ab. „Es geht schon wieder. Ich bin wohl doch noch nicht so fit, wie ich dachte.“
    Die Schwester musterte sie noch forschend und ging dann zur Tür. „Aber Sie versprechen mir, dass Sie brav im Bett bleiben und Ihr Frühstück aufessen!“
    „Dafür werde ich schon sorgen.“ Dumont nickte der Schwester zu und erhob sich, um Kit ein Glas dampfenden Tees aus einer Silberkanne einzuschenken. „Sie erlauben doch, dass ich Ihnen Gesellschaft leiste, oder?“
    „Tun Sie sich keinen Zwang an“, antwortete sie betont frostig. Gleichzeitig aber musste sie sich zerknirscht eingestehen, dass die Fürsorge ihres Retters sie vielleicht vor weiteren unangenehmen Erfahrungen bewahrt hatte. „Ich meine, Sie haben mich aus einer ziemlich misslichen Lage befreit, und ich will nicht undankbar sein – schließlich bezahlen Sie das hier alles ja auch.“
    „Zerbrechen Sie sich darüber mal nicht mehr Ihren hübschen Kopf“, entgegnete er. Dann brach er ein Stück von einem knusprigen Croissant ab und träufelte einen Löffel goldgelben Honig darauf. „Hier, probieren Sie das.“ Er verzog keine Miene, strahlte nur Ruhe aus.
    Kit schwankte immer noch zwischen Verärgerung und Dankbarkeit.
    „Na, was ist?“, hakte er nach und beugte sich zu ihr hinüber. „Oder soll ich Sie vielleicht füttern?“
    „Unterstehen Sie sich!“ Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu und riss ihm das Stückchen fast aus der Hand. Der Kerl war wirklich unmöglich!
    Um ihm keine Gelegenheit zu geben, sie noch einmal in diese Situation zu bringen, verspeiste sie rasch ihr Croissant und gleich darauf sogar noch ein zweites.
    „Was ist jetzt? Haben Sie sich endlich entschieden?“, begann er auf einmal und erhob sich. „Ich habe gleich einen dringenden Termin und wüsste gern vorher, ob Sie mein Angebot annehmen.“
    Kit atmete tief ein. Was sollte sie tun? Woher sollte sie wissen, ob dieser Fremde ihr den edlen Retter nicht nur vorspielte, um sie in Sicherheit zu wiegen? „Tut mir leid, ich fühle mich …“
    Ihre Hand, mit der sie sich fahrig eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, zitterte plötzlich so stark, dass auch Dumont es bemerkte.
    „Warum erschrecken Sie derart vor mir?“ Sein Blick war forschend, aber nicht einschüchternd, wie Kit bemerkte.
    „In Ihrer Angst erinnern Sie mich an einen kleinen Vogel, den ich vor ein paar Monaten gefunden habe. Er

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