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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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diesbezüglich auch nichts anbrennen ließ.
    Kit stöhnte innerlich auf. Ein Mann, der solche Macht besaß, war sicher auch unberechenbar. Vielleicht hatte er ja längst beschlossen, ihr genau dies zu demonstrieren. Dafür bot sie ihm in seinem Haus eigentlich die ideale Gelegenheit. Dennoch: Musste sie ihm nicht trotzdem vertrauen, nach allem, was er schon für sie getan hatte? Ihr Verstand sagte ihr, dass sie es sollte, ihr Gefühl allerdings war anderer Meinung.
    Unauffällig beobachtete sie ihn von der Seite. Selbst wenn er lächelte, wirkte er gefährlich. Extrem, dachte Kit, wobei sie wieder dieser Schauer überlief.
    „Sind Sie etwa wütend auf mich, kleine Catwoman? Ihre Wangen glühen so.“ Er nahm kurz den Blick von der Straße und grinste Kit an.
    Sie hatte schon ihren Mund zum Protest geöffnet, als ihr auf einmal ein Bild wie ein Blitz durch den Kopf schoss. Was hatte er eben zu ihr gesagt? „Haben Sie mich gerade Catwoman genannt?“
    „Ja, warum? Mögen Sie das nicht?“ Dumont nahm wieder etwas Gas weg. „ Alors, wie Sie wirklich heißen, konnten Sie mir ja noch nicht verraten, und …“
    „Ich … nein, es ist nur so, dieser Name erinnert mich an etwas. Ich weiß nur nicht, an was.“ Kit blinzelte irritiert. Aber das Bild war schon wieder weg.
    „Nun, Ähnlichkeit mit einer Katze haben Sie. Ihre Erinnerung muss Sie da nicht getäuscht haben.“ Er musterte Kit wieder mit diesem Blick. „Die Form Ihrer Augen und die Art, wie Sie Ihre Krallen ausfahren, wenn Sie wütend sind – oh, là, là! – wie eine kleine Raubkatze. Die ich allerdings noch nie habe schnurren hören.“ Wieder trat dieses amüsierte Funkeln in seine Augen. „Also – falls Sie tatsächlich eine Katzenfrau sein sollten, müssten Sie das wohl noch lernen. Ich liebe es übrigens, wenn Katzen schnurren.“
    „Was wollen Sie mir damit erklären?“, fragte Kit aufgebracht.
    „Oh, auch wenn Sie das jetzt vielleicht schockiert, Cat woman, es macht mir langsam Spaß mit Ihnen.“
    „Aber sagten Sie nicht, Sie machen keine Witze mit Engländerinnen? Und Sie könnten Sie auch nicht ausstehen?“
    „ C’est la vie. Ausnahmen bestätigen die Regel“, erwiderte er samtig und grinste. „Und außerdem: Warum sollte es mir keinen Spaß machen, mich mit Ihnen zu unterhalten?“
    Kit hatte es die Sprache verschlagen. Verlegen lächelnd unterbrach sie den Blickkontakt zu Dumont und gab vor, sich auf die Umgebung zu konzentrieren.
    Hohe Palmen flankierten ihren Weg und bisweilen auch spitz aufragende Zypressen. Und auf den Gehwegen sah Kit Geschäftsleute in Businessanzügen ebenso wie Berber und Araber in ihren typischen Kapuzenmänteln. Manche Frauen trugen Schleier oder Kopftücher. Luxuskarossen fuhren neben alten Taxis, zwischen die sich bisweilen das eine oder andere Kamel drängte. Esel, Fahrräder wurden als Transportmittel genutzt und brachten die Menschen zu ihren strahlend weiß getünchten Häuser. Manche wiesen noch alte Hufeisenbögen auf, andere waren im unteren Teil mit Kachelmosaiken verziert und hatten Orangenbäume im Garten, deren Duft Kit in die Nase strömte.
    Überwältigt von den vielen Eindrücken ließ sie den Kopf auf die Rückenlehne sinken. Das Land war so faszinierend neu für sie mit seinen Kontrasten – sie musste als Touristin hierhergekommen sein. An solch wunderbare Bilder wie hier könnte sie sich doch erinnern, wenn sie diese schon einmal gesehen hätte. Und überhaupt …
    Gedankenverloren fuhr Kit mit Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand über den Ringfinger ihrer linken Hand, der ihr auf einmal merkwürdig nackt vorkam. Fast, als würde dort etwas fehlen.
    War das möglich?
    Angestrengt runzelte sie die Stirn.
    „Was ist los?“
    Kit zuckte erschrocken zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Dumonts forschender Blick schon eine Weile auf ihr ruhte. Sogar die Stadtgrenze hatten sie inzwischen passiert und befanden sich jetzt auf einer Landstraße.
    „Haben Sie sich wieder an etwas erinnert?“
    „Nicht direkt.“ Sie fasste sich an die Stirn und schloss einen Moment die Augen. „Das Bild verschwand sofort wieder. Es war zu kurz, ich konnte es nicht richtig erkennen.“
    Gerard warf ihr noch einen forschenden Blick zu, dann zeigte er plötzlich nach vorn. „Sehen Sie mal da! Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?“, fragte er und fuhr an den Straßenrand.
    Stumm schüttelte Kit den Kopf. Sie war viel zu überrascht von dem, was sich vor ihren Augen abspielte: Direkt gegenüber

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