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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Sie, was ich denke?«
    »Was?«
    »Ich finde, sie bezahlen uns nicht gut genug, um uns die Folgen solch einer Entscheidung ausbaden zu lassen. Ich meine, für so etwas bekommen doch der Chef und unser strenger General Martin ihr Geld. Wenn ich Sie wäre, würde ich zu ihnen gehen und ihnen all das schildern und abwarten, was sie dazu sagen.«
    George ließ sich schwer wie ein Kohlensack auf einen Stuhl fallen, er schien entmutigt. »Ach, Tommy, sagen Sie bloß nicht, Sie meinen, ich rede Unsinn?«
    »Nein, ich denke, Sie haben recht. Ich glaube, Hawkin ist der Mann, der weiß, was mit Alison geschehen ist. Aber ich weiß nicht, ob jetzt die rechte Zeit ist, Druck zu machen, und ich will ihn nicht verlieren, weil wir zu scharf auf ihn sind. George, wir sind zu nah an diesem Fall dran. Wir haben beinahe sieben Wochen bei jedem Atemzug, sogar im Schlaf und im Traum daran gedacht. Wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Gehen Sie und reden Sie mit dem strengen Martin. Wenn die Sache schiefgeht, dann können sie den Fall wenigstens nicht nur uns um die Ohren hauen.«
    Georges Lachen klang bitter. »Glauben Sie das wirklich? Tommy, wenn es schiefläuft, werden wir in Derby für den Rest unserer Laufbahn den Verkehr regeln dürfen.«
    Clough zuckte die Schultern. »Dann sollten wir schon sicher sein, daß wir es richtig machen.«

2
    C lough brachte Hawkin ins Vernehmungsbüro, wo George bereits wartete. Er saß am Tisch und las aufmerksam in einer Akte. Als Hawkin hereinkam, schaute George nicht einmal auf. Er machte einfach weiter und runzelte die Stirn, weil er so konzentriert arbeitete. Es war der erste Schachzug eines sorgsam durchdachten und abgestimmten Vorgehens. Schweigend bedeutete Clough Hawkin, er solle sich George gegenüber hinsetzen. Hawkin tat mit zusammengepreßten Lippen und ausdruckslosem Blick, wie ihm geheißen wurde. Clough packte einen Stuhl und drehte ihn um, so daß er zwischen Hawkin und der Tür stand. Er setzte sich rittlings darauf und legte sein Notizbuch auf die Lehne. Hawkin schnaubte heftig durch die Nase, sagte aber nichts.
    Schließlich schloß George die Akte, legte sie ordentlich vor sich auf den Tisch und sah Hawkin ruhig an. Er betrachtete den teuren Mantel, den er über dem Arm hängen hatte, das maßgeschneiderte Tweedjackett über dem Rollkragenpullover aus feiner Wolle und die übereinandergeschlagenen Beine in hellen, cremefarbenen Hosen. Er hätte ein Monatsgehalt gewettet, daß Hawkin einen Batzen seines Erbes darauf verwendet hatte, sich seinen Country-Squire-Look als Sonderposten bei Austin Reed zu kaufen. Der Stil schien fehl am Platze bei einem Mann, der aussah, als gehöre er in den billigen, dunkelblauen Anzug eines Bankangestellten. »Nett von Ihnen, Mr. Hawkin, daß Sie hergekommen sind«, sagte George in einem Tonfall, der nicht wie eine freundliche Begrüßung klang.
    »Ich hatte sowieso vor, heute nach Buxton zu kommen, es war also keine große Mühe«, erwiderte Hawkin langsam. Er schien vollkommen gelassen, sein kleiner, dreieckiger Mund war beherrscht und offenbar kurz davor, zu lächeln.
    »Trotzdem erkennen wir es an, wenn die Bevölkerung ihrer Pflicht nachkommt, der Polizei zu helfen«, sagte George scheinheilig. Er nahm seine Zigaretten heraus. »Sie rauchen, nicht wahr?«
    »Danke, Inspector, aber ich bleibe lieber bei meinen eigenen«, sagte Hawkin und lehnte die angebotene Packung Gold Leaf mit leichtem Spott ab. »Wird dies hier lange dauern?«
    »Das hängt von Ihnen ab«, raunzte Clough hinter Hawkins rechter Schulter.
    »Ich muß sagen, der Ton Ihres Sergeants gefällt mir nicht«, sagte Hawkin verärgert.
    George starrte Hawkin an und sagte nichts. Als der Ältere sich auf seinem Stuhl zurechtsetzte, sagte George steif und offiziell: »Ich muß Ihnen einige Fragen im Zusammenhang mit dem Verschwinden Ihrer Stieftochter, Alison Carter, am elften Dezember letzten Jahres stellen.«
    »Natürlich. Warum sonst sollte ich hiersein? Es ist ja wohl kaum wahrscheinlich, daß ich in etwas Kriminelles verwickelt bin, oder?« Hawkin lächelte selbstzufrieden, als wisse nur er um ein Geheimnis, das kein anderer erraten könne.
    »Während ich letzte Woche weg war, riefen Sie uns an, weil Sie dachten, Sie hätten Alison auf dem Foto von einem Fußballspiel in der Zeitung gesehen.«
    Hawkin nickte. »Leider hatte ich unrecht. Aber ich hätte schwören können, daß sie es war.«
    »Und natürlich haben Sie das Auge eines Fotografen für solche Dinge. Sie

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