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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hätten nicht erwartet, sich zu irren«, fuhr George fort.
    »Sie haben vollkommen recht, Inspector.« Hawkin warf ihm ein kurzes, herablassendes Lächeln zu und holte seine Zigaretten heraus. Er schien jetzt entspannter, so wie George es erwartet hatte.
    »Sie haben also die Ähnlichkeit gesehen, und nicht Ihre Frau?«
    Jetzt drehte Hawkin richtig auf. »Meine Frau hat viele gute Eigenschaften, Inspector, aber bei uns bin ich derjenige, der auf Dinge aufmerksam wird.« Als hätte er sich plötzlich an den Grund der Befragung erinnert, setzte er eine salbungsvolle Miene auf. »Außerdem, Inspector, müssen Sie wissen, daß meine Frau das Interesse für die Welt da draußen verloren hat, seit Alison aus unserem Leben gegangen ist. Sie bringt es gerade noch fertig, ein halbwegs normales häusliches Leben aufrechtzuerhalten. Darauf bestehe ich natürlich. Es ist das beste für sie, die Gedanken auf gewohnte Dinge wie Kochen und Haushalt zu richten.«
    »Das ist ja sehr rücksichtsvoll von Ihnen«, sagte George.
    »Dieses Foto war im
Sunday Sentinel
, ist das richtig?«
    »Genau, Inspector.«
    George schaute etwas skeptisch drein. »Welche Zeitungen haben Sie abonniert?«
    »Wir hatten immer den
Express
und die
Evening News
. Und sonntags den
Sentinel
. Wegen des Presserummels nach Alisons Verschwinden habe ich natürlich, solange Sie noch Ihre täglichen Pressekonferenzen abhielten, dafür gesorgt, daß wir alle Zeitungen bekamen. Na ja, irgend jemand muß ja aufpassen, daß sie nicht alles durcheinanderbringen, oder? Ich wollte nicht, daß sie Dinge über uns schreiben, die nicht wahr sind. Und ich wollte vorgewarnt sein. Ich wollte nicht, daß Ruth sich aufregt, weil irgendeine taktlose Person ihr ohne Vorwarnung erzählen würde, was in den Zeitungen stand. Deshalb habe ich mich darum gekümmert, daß ich wußte, was los war.« Er klopfte lächelnd die Zigarettenasche ab. »Furchtbare Leute, diese Reporter. Ich weiß nicht, wie Sie es über sich bringen, mit ihnen umzugehen.«
    »Wir müssen in unserem Beruf mit allen möglichen Leuten umgehen«, fertigte Clough ihn unverschämt ab.
    Hawkin schürzte die Lippen, sagte aber nichts. George beugte sich leicht vor. »Sie lesen also die
Evening News

    »Habe ich Ihnen doch gesagt«, antwortete Hawkin ungeduldig. »Natürlich bekommen wir sie erst am nächsten Morgen, aber es ist die einzige Zeitung, die sie vor dem Frühstück bringen können, daher muß ich mich mit ihrer provinziellen Sicht der Welt zufriedengeben.«
    George öffnete seine Akte und nahm eine Klarsichthülle heraus, die einen Zeitungsausschnitt enthielt. Er schob sie über den Tisch. »Dann werden Sie sich an diesen Artikel erinnern.«
    Hawkin griff nicht nach dem Ausschnitt. Nur seine Augen bewegten sich und huschten über die gedruckten Zeilen. Die Asche seiner Zigarette wurde länger und krümmte sich unter ihrem eigenen Gewicht. Schließlich hob er den Blick zu George und sagte langsam und bedächtig: »Ich habe diesen Artikel bis zum heutigen Tag noch nie gesehen.«
    »Das ist doch ein merkwürdiger Zufall, meinen Sie nicht?« sagte George. »Ein verschwundenes Mädchen, jemand von der Familie findet eine Ähnlichkeit mit ihr auf dem Foto in einer Menschenmenge bei einem Sportereignis, aber alle Hoffnungen werden zerschlagen, als sich das als tragischer Irrtum erweist. Und dieser Artikel erscheint in einer Zeitung, die an sechs Tagen der Woche in Ihr Heim geliefert wird.«
    »Ich sagte Ihnen schon, ich habe diesen Artikel noch nie gesehen.«
    »Er ist schwer zu übersehen. Er war auf Seite drei der Zeitung.«
    »Niemand liest die
Evening News
von vorn bis hinten. Ich muß den Artikel übersehen haben. Wieso sollte er für mich überhaupt interessant gewesen sein?«
    »Sie sind der Stiefvater eines jungen Mädchens«, sagte George ruhig. »Ich stelle mir vor, daß Geschichten über Teenager für Sie sehr interessant sein mußten. Schließlich ist es ja eine relativ neue Erfahrung für Sie. Sie müssen doch das Gefühl gehabt haben, daß Sie eine Menge zu lernen hatten.«
    Hawkin drückte seine Zigarette aus. »Alison war Ruths Angelegenheit. Es ist Aufgabe der Mutter, sich um die Kinder zu kümmern.«
    »Aber Sie hatten das Mädchen offensichtlich sehr gern. Ich habe ihr Zimmer gesehen, vergessen Sie das nicht. Schöne Möbel, neuer Teppich. Sie haben für sie an nichts gespart, nicht wahr?« fuhr George unbeirrt fort.
    Hawkin runzelte irritiert die Stirn, bevor er antwortete. »Das Mädchen hatte

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