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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Auf Superintendent Martins Anordnung hin war er am vergangenen Freitag wieder nach Buxton zurückgebracht worden. Auch die Arbeit der Suchtrupps war praktisch am selben Tag beendet worden. Es gab kein Gelände mehr, das man nicht schon abgesucht hatte.
    George trat in die kalte Abendluft hinaus. Das Dorf schien merkwürdig unberührt von dem, was geschehen war. Kein äußeres Zeichen wies darauf hin, daß sich irgend etwas geändert hatte, außer dem Poster aus der Zeitung, das an die Rückwand der Telefonzelle geklebt war. Die Häuser standen immer noch zusammengekauert um die Dorfwiese. Lichter brannten hinter Vorhängen, ab und zu unterbrach das Bellen eines Hundes die Stille. Allerdings war an keinem der Fenster ein Weihnachtsbaum zu sehen. Auch keine Stechpalmenkränze an den Haustüren von Scardale. Aber George war sich nicht sicher, ob es in anderen Jahren in Scardale welche gegeben hatte.
    Er und Clough standen an die Motorhaube des Zephyrs gelehnt und rauchten schweigend. Nach einigen Augenblicken erschien ein gelber Lichtkegel vor der Tür von Tor Cottage. Ma Lomas’ unverkennbare Umrisse hoben sich vor dem Licht im Haus ab. Dann verschwand der Lichtschein so schnell, wie er aufgetaucht war. George blinzelte heftig, da er im Dunkeln nicht genau sehen konnte. Die alte Frau war plötzlich bei ihnen, fast bevor er begriffen hatte, daß sie nicht wieder hineingegangen war.
    »Haben Sie kein Zuhause, wo Sie hingehen können?« fragte sie.
    »Er hat Dienst«, sagte George.
    »Und was ist Ihre Ausrede?«
    »Weihnachten ist für Kinder, so sagt man doch, oder? Und da gibt es ein Kind, an das ich einfach immer denken muß.«
    »Bei Gott, ein Polizist mit Herz«, sagte Ma verächtlich. Sie machte ihren weiten Mantel auf und nahm eine Flasche mit dem klaren Schnaps, von dem sie schon früher einmal getrunken hatte, aus der Innentasche. Aus einer anderen Tasche zog sie drei dicke Gläschen hervor. »Ich dachte, Sie würden vielleicht gern was gegen die Kälte trinken.«
    »Das wäre eine wahrhaft christliche Tat«, sagte Clough.
    Sie sahen zu, wie sie die Gläschen auf die Motorhaube stellte und drei großzügige Portionen einschenkte. Andächtig gab sie jedem ein Glas und hob ihres dann zum Anstoßen.
    »Auf was trinken wir?« fragte George.
    »Wir stoßen darauf an, daß genug Beweise gefunden werden«, sagte sie mit einer Stimme, die kälter war als die Nachtluft.
    »Ich würde lieber darauf trinken, daß wir Alison finden«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Sie Alison finden könnten, hätten Sie sie mittlerweile gefunden. Wo immer er sie hingebracht hat, ihr kann jetzt nur noch ein glücklicher Zufall helfen, und wir können nur noch hoffen, daß Sie es schaffen, ihn dafür büßen zu lassen.«
    »Haben Sie da an jemand Bestimmten gedacht?« fragte Clough.
    »An denselben wie Sie, würd mich jedenfalls nicht wundern«, sagte sie trocken, drehte sich zum Gutshaus um und hob ihr Glas. »Auf die Beweise.«
    George trank einen Schluck aus seinem Glas und wäre fast erstickt. »Ungefähr neunzigprozentiger Alkohol, würde ich sagen«, keuchte er, als er wieder sprechen konnte. »Heiliger Strohsack, was ist das für ein Zeug? Raketentreibstoff?«
    Die alte Frau kicherte. »Unser Terry nennt es Höllenfeuer. Es ist destilliert aus Holunderblüten und Stachelbeerwein.«
    »Aber wir haben keine Brennerei gefunden, als wir das Dorf durchsucht haben«, bemerkte Clough.
    »Nein, wohl nicht.« Sie leerte ihr Glas. »Also, was jetzt? Wie kriegen Sie ihn?«
    George zwang sich, den Rest des feurigen Trunks hinunterzukippen. Als er der Sprache wieder mächtig war, sagte er: »Ich weiß nicht, ob wir das können. Aber davon abgesehen, gebe ich nicht auf.«
    »Sehen Sie zu, daß Sie das nicht tun«, sagte sie grimmig. Sie streckte die Hand aus und sammelte die leeren Gläser ein, kehrte ihnen dann den Rücken und verschwand in ihrem Häuschen.
    »Jetzt hat man uns aber mal Bescheid gesagt«, sagte Clough.
    »Und Ihnen auch eine verdammt schöne Weihnacht.«
    * * *
    Am ersten Montag im Februar saß George um acht Uhr an seinem Platz. Einige Minuten später klopfte Tommy Clough an die Tür und hielt in seiner großen Hand zwei dampfende Becher Tee. »Wie war das Wetter?« fragte er.
    »Besser, als man erwarten konnte«, sagte George. »Es war kalt, aber die Sonne schien jeden Tag. Uns macht die Kälte eigentlich nichts aus, wenn’s nur trocken bleibt, und Norfolk ist flach, da konnte Anne meilenweit gehen.«
    Clough

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