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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dem Spektrum von Entwürdigung und Schmutz, das vor ihm ausgebreitet wurde. Als das letzte Foto vor ihm lag, räusperte er sich.
    »Sie haben sie getürkt«, sagte Hawkin. »Jedermann weiß, daß man Fotos fälschen kann. Meine Stieftochter ist verschwunden, und sie haben sie nicht finden können, und jetzt wollen sie mir das anhängen, damit sie besser dastehen.«
    »Wir haben auch die Negative«, sagte George mit tonloser Stimme.
    »Negative kann man auch fälschen«, erwiderte Hawkin hochnäsig. »Zuerst türkt man das Foto, dann fotografiert man es. Bingo, man hat ein Negativ, von dem man Abzüge machen kann.«
    »Leugnen Sie, daß Sie Alison Carter vergewaltigt haben?« fragte George ungläubig.
    »Ja«, sagte Hawkin bestimmt.
    »Wir haben auch ein blutbeflecktes Hemd sichergestellt, das in allen Einzelheiten identisch ist mit den Hemden, die Sie von einem Londoner Schneider nach Maß anfertigen lassen. Es war ebenfalls in Ihrer Dunkelkammer versteckt.«
    Hawkin schien endlich erschrocken. »Was?«
    »Das Hemd war vorn sehr stark mit Blut befleckt, vor allem die Ärmel und die Manschetten. Ich nehme an, wenn wir es untersuchen, wird es genau zu dem Blut passen, das wir zuvor an Alisons Unterwäsche gefunden haben.«
    »Was für ein Hemd? In der Dunkelkammer war kein Hemd«, rief Hawkin, beugte sich vor und stieß die Zigarette in die Luft, um das Gesagte zu unterstreichen.
    »Dort wurde es gefunden. Zusammen mit der Waffe.«
    Hawkins Augen wurden immer größer. »Was für eine Waffe?«
    »Ein Webley-Revolver .38 Kaliber. Genau wie der, der dem Nachbarn Ihrer Mutter vor zwei Jahren gestohlen wurde.«
    »Ich habe keinen Revolver«, schwadronierte Hawkin. »Sie machen einen großen Fehler, Bennett. Sie mögen denken, Sie kommen damit durch, daß Sie mir das anhängen, aber Sie sind nicht so clever, wie Sie denken!«
    Georges Lächeln war so eisig wie der Wind, der draußen pfiff. »Sie sollten wissen, daß ich beabsichtige, diese Erkenntnisse dem Oberstaatsanwalt in dem festen Glauben vorzulegen, daß er uns erlauben wird, Sie des Mordes anzuklagen«, fuhr er unerbittlich fort.
    »Das ist ein Skandal!« explodierte Hawkin. Er drehte sich auf dem Stuhl zur Seite und richtete seine Wut gegen seinen Anwalt. »Sagen Sie ihnen doch, sie können das nicht machen. Sie haben doch nur ein paar gefälschte Bilder. Sagen Sie es ihnen!«
    Naden sah aus, als wünschte er, er sei zu Hause geblieben. »Ich muß Ihnen raten, nichts mehr zu sagen, Mr. Hawkin.« Hawkin machte den Mund auf, um zu widersprechen. »Nichts mehr, Mr. Hawkin«, wiederholte Naden mit einer Härte in der Stimme, die ganz im Gegensatz zu seinem jovialen Äußeren stand. »Mr. Bennett, mein Mandant wird zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Aussagen machen, noch wird er Ihre Fragen beantworten. Und ich benötige ein Gespräch mit meinem Mandanten unter vier Augen. Ansonsten werden wir uns morgen früh vor den Richtern sehen.«
    * * *
    George saß da und starrte auf die Schreibmaschine. Er mußte einen Bericht über den Vergewaltigungsvorwurf für den Inspector der Schutzpolizei schreiben, der die Angelegenheiten mit dem Friedensgericht erledigte. Es war ein einfaches Gesuch um weiteren Verbleib in Untersuchungshaft, aber da Alfie Naden den Squire von Scardale vor der lokalen Prominenz verteidigen würde, wollte George absolut nichts riskieren. Dabei war es nicht besonders hilfreich, daß sein Kopf vor Schmerzen fast zersprang, so daß er kaum der Versuchung widerstehen konnte, ein Auge zuzumachen, um sie etwas zu lindern.
    Er seufzte und zündete sich noch eine Zigarette an. »Gründe gegen eine Freilassung auf Kaution«, murmelte er.
    Ein durchdringendes Klopfen an der Tür. So spät am Abend war es wahrscheinlich jemand von der Nachtschicht, der sich seiner erbarmte und ihm eine Tasse Tee brachte. »Herein«, rief er.
    Superintendent Martin, der Polizeichef, stieß die Tür auf; statt der Uniform trug er einen tadellosen Smoking. »Ich hoffe, ich störe nicht?« fragte er.
    »Sie sind eine willkommene Unterbrechung, Sir«, erwiderte George und meinte es ehrlich.
    Martin setzte sich George gegenüber und holte einen silbernen Flachmann aus seiner Gesäßtasche. »Haben Sie etwas, woraus man trinken könnte?« fragte er.
    George schüttelte den Kopf. »Nicht einmal eine schmutzige Tasse. Tut mir leid.«
    »Macht nichts. Dann machen wir es eben wie im Schützengraben«, sagte Martin, trank einen Schluck aus der Flasche, wischte die Öffnung ab und gab die

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