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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. Das hatten sie nun gemeinsam.
    Er schluckte seinen Ärger hinunter und sagte ruhig: »Ich werde ihn der Vergewaltigung anklagen, Sir. Für den Anfang. Das sollte uns genug Freiraum geben, die Staatsanwaltschaft zu fragen, wie die Möglichkeiten einer Mordanklage ohne Leiche sind.«
    Ein Moment benommenen Schweigens folgte. »Vergewaltigung?« Ungläubigkeit ließ das Wort noch länger klingen.
    »Wir haben Fotos als Beweismittel, Sir. Glauben Sie mir, sie sind knallhart und stichhaltig. Also, wenn Sie mich entschuldigen, Sir. Ich muß jetzt gehen. Ich werde in etwa einer halben Stunde im Büro sein und Ihnen dann das Beweismaterial vorlegen.« George legte leise den Hörer auf und drehte sich um, wo Bob Lucas in der Tür des Arbeitszimmers stand. » DCI Carver möchte, daß wir nach Buxton zurückkommen«, sagte er. »Und ich muß diese Umschläge mitnehmen. Kann ich es Ihnen überlassen, für die Nacht eine Wache vor der Dunkelkammer zu organisieren?«
    »Ich erledige das, Sir. Nur noch kurz: Wir haben jedes Buch im Arbeitszimmer durchgesehen, und es sind nirgends Fotos zu finden. Wir werden aber weitersuchen. Viel Glück mit Hawkin.« Sein Kopf mit den glatten Haaren nickte kurz und fürsorglich. »Wollen wir hoffen, daß er es Mrs. Hawkin nicht so schwer macht und sich entschließt, ein Geständnis abzulegen.«
    »Irgendwie glaub ich das nicht, Bob«, sagte Clough von der Flurtür her. »Der ist viel zu großspurig dazu.«
    »Das bringt mich auf etwas: Sie will nicht, daß wir sie weiter Mrs. Hawkin nennen. Ich denke, wir sprechen sie mit Mrs. Carter an«, seufzte George. »Sagt es weiter.« Er strich sich über sein immer noch nasses Haar. »Also dann, gehen wir und geben wir’s dem Scheißkerl.«

4
    D ie Fotos brachten Carver zum Schweigen. George schätzte, es war nicht das letzte Mal, daß sie diese Wirkung haben würden. Carver starrte sie an, als könne er die Bilder irgendwie auslöschen und sie durch die Postkartenidylle von Scardale ersetzen, die Hawkin in den Geschäften der Gegend verkaufte. Dann wandte er sich plötzlich ab. Er zeigte auf ein Blatt Papier. »Nadens Privatnummer. Er wird dabeisein wollen, wenn Sie den Gefangenen vernehmen.« Er stand auf und nahm seinen Mantel vom Haken an der Wand hinter seinem Schreibtisch.
    »Sie bleiben nicht zur Vernehmung, Sir?« fragte George bestürzt.
    »Es war von Anfang an Ihr Fall. Sie sollten ihn zu Ende bringen«, sagte Carver distanziert. »Tun Sie es, Sie und Clough.«
    »Aber Sir«, begann George. Er wollte sagen, daß er noch nie etwas so Schwerwiegendes übernommen, noch nie eine Vernehmung geleitet hatte, wo es so wenig gab, worauf er sich stützen konnte, und daß es Carvers Aufgabe als Detective Chief Inspector sei, die Situation in die Hand zu nehmen. Er verstummte, als er begriff, daß Carver seine Schäfchen ins trockene bringen wollte für den Fall, daß die Anklage sich als unhaltbar erwies. Da wollte er nicht dabeisein.
    »Aber was?«
    »Nichts, Sir.«
    »Worauf warten Sie also? Ich kann mein Büro nicht abschließen, wenn mein Mitarbeiter mittendrin steht, oder?«
    »Tut mir leid, Sir.« George nahm den Zettel von Carvers Schreibtisch. Er wandte ihm den Rücken zu und ging ins große Büro hinaus. »Sergeant«, rief er Clough zu, »schnappen Sie sich Ihren Mantel. Lassen Sie uns gehen.«
    Überrascht tat Clough, was ihm gesagt wurde. Carver sah ihn böse an. »Wohin gehen Sie denn? Sie haben einen Gefangenen, den sie verhören und dem sie sein Vergehen zur Last legen müssen.«
    »Ich rufe Mr. Naden an und bitte ihn, in einer Stunde hierzusein. Dann nehme ich Sergeant Clough zu einem anständigen Essen mit mir nach Hause. Wir haben beide seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, und für eine wichtige Vernehmung brauchen wir mehr als Nikotin und Koffein, um uns bei Kräften zu halten, Sir«, sagte George seelenruhig.
    Carver erwiderte spöttisch: »Hat man Ihnen das an der Universität beigebracht?«
    »Nein, Sir, das ist etwas, was ich von Superintendent Martin gelernt habe. Er sagt, man sollte nie seine Truppen mit hungrigem Magen in die Schlacht schicken.« George lächelte. »Also, wenn Sie uns entschuldigen, Sir, wir haben noch Arbeit.« Er wandte sich ab und ergriff den Hörer. Er fühlte, wie sich Carvers Blick in seinen Rücken bohrte, während er wählte. »Hallo? Mr. Naden? Hier Detective Inspector Bennett von der Kriminalpolizei in Buxton. Ich habe vor, Ihren Klienten in einer

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