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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Dunkelkammer versteckte befleckte Hemd zu einer Bestellung gehörte, die der Angeklagte weniger als ein Jahr zuvor nach Maß hatte anfertigen lassen. Ein Verkäufer der Drogerie Boots sagte aus, daß er Philip Hawkin zwei Rollen Heftpflaster verkauft hatte, von genau der Sorte, die sowohl an der Schnauze von Alisons Hund gefunden worden war und mit der auch der Schlüssel an die Rückseite der Schublade in Hawkins Arbeitszimmer angeklebt war.
    Ein Spezialist für Fingerabdrücke berichtete, daß Abdrücke von Philip Hawkin auf den Fotos und den Negativen im Safe gefunden wurden. Aber es waren keine Abdrücke an dem Webley-Revolver, und es war unmöglich gewesen, auf dem antiquarischen Buch Abdrücke zu finden.
    Der letzte Zeuge des Tages war der Experte für Feuerwaffen. Er bestätigte, daß eine der Kugeln in der Höhle klar als .38er Kaliber identifiziert werden konnte und aus der Waffe abgefeuert wurde, die Ruth Carter in der Dunkelkammer ihres Mannes gefunden hatte.
    Bei all diesen Zeugenaussagen stellte Highsmith wenige Fragen, außer wenn er zu zeigen versuchte, daß es zu allen Aussagen, die die Anklage machen ließ, alternative Erklärungen gab. Jedermann, so argumentierte er, hätte sich ein Hemd verschaffen können, das Hawkin gehörte. Man hätte es sogar von der Wäscheleine beim Gutshaus stehlen können. Hawkin hätte eventuell das Heftpflaster nicht für sich, sondern im Auftrag für jemand anderen gekauft haben können. Natürlich waren seine Abdrücke auf den Bildern und den Negativen – die Polizei hatte sie in einem Vernehmungsbüro vor ihm auf den Tisch geworfen, bevor sie in Plastikhüllen gesteckt worden waren und bevor sein Anwalt überhaupt bei der Polizeiwache angekommen war. Und die einzige Person, die eine Verbindung zwischen der Waffe und Hawkin herstellte, war natürlich seine Frau, die so verzweifelt nach einer Erklärung für das Verschwinden ihrer Tochter suchte, daß sie sogar bereit war, sich gegen ihren Mann zu wenden.
    Die Geschworenen saßen gelassen da und ließen nichts von ihrer Meinung zu diesem Auftritt erkennen. Am Ende des dritten Tages vertagte man die Verhandlung bis zum nächsten Morgen.
     
    Am Freitag morgen stand ein Artikel im
Daily Express
, der eine quälende Lektüre für George war.
    Polizeihunde
bei Suche nach vermißtem Jungen eingesetzt
     
    Acht Polizeibeamte mit zwei Diensthunden suchten heute Bahnlinien, Parks und verlassene Gebäude nach dem kurzsichtigen Schüler Keith Bennett ab, der schon seit fast drei Tagen zu Hause vermißt wird.
    Ein Polizeibeamter sagte: »Wenn wir ihn heute nicht finden, wird die Suche verstärkt. Wir wissen einfach nicht, was mit ihm geschehen ist. Wir vermuten noch keine Gewalt, können aber keinen Grund für sein Verschwinden finden.«
    Der zwölfjährige Keith aus der Eston Street, Chorlton-on-Medlock, Manchester, verschwand am Dienstag abend, als er auf dem Weg zu seiner Großmutter war. Er wohnt in einer Gegend von Manchester, wo bereits mehrere Morde und Vermißtenfälle vorkamen.
     
     
    Ein häusliches Kind
     
    Die Brille mit den dicken Gläsern, eines davon zerbrochen, ließ er zu Hause zurück.
    Keiths Mutter, Mrs. Winifred Johnson, 30, die noch fünf Kinder hat und ihr siebtes in zwei Wochen erwartet, sprach heute unter Tränen von ihrem verschwundenen Sohn.
    Sie sagte: »Er hat noch nie so etwas getan. Er ist ein Junge, der sonst sehr häuslich ist. Er kann ohne seine Brille kaum sehen.«
    Seine Großmutter, Mrs. Gertrude Bennett, 63, aus der Morton Street, Longsight, Manchester, erklärte: »Wir können vor Sorge um ihn weder essen noch schlafen oder überhaupt irgend etwas tun.«
    Das Suchteam der Polizei besteht aus einem Sergeant, fünf Constables und zwei Diensthundeführern. Sie suchen eine große Fläche innerhalb einer Meile um Keiths Zuhause ab.
    George starrte auf die Zeitung. Der Gedanke an eine weitere Mutter, die das durchstand, was Ruth Carter erlebt hatte, war eine Qual für ihn. Aber in einem Winkel seines Bewußtseins konnte er nichts anderes denken, als daß dies zu keinem opportuneren Zeitpunkt hätte kommen können. Wenn jemand von den Geschworenen diese Zeitung las, konnte Winifred Johnsons qualvolle Not Ruth Carters Leid nur unterstreichen und jeder Neigung, Hawkin zu glauben, entgegenwirken. Scham überkam ihn plötzlich. Wie konnte er so gefühllos sein? Wie konnte er auch nur daran denken, das Verschwinden eines anderen Kindes auszunutzen? Von sich selbst angeekelt, zerknüllte er die

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