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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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der
alte
Squire nicht. Wir sind oft zusammengesessen und haben geredet, er und ich. Wir sagten oft, wenn er mal nicht mehr da wäre, würde die halbe Geschichte des Tals mit ihm verschwinden. Er war immer hinter mir her, daß ich alles aufschreiben sollte, aber das war mir zuviel.«
    »Aber so wußten Sie, wo das Buch zu finden war?«
    »Stimmt. Oft haben wir dagesessen und das Buch angeschaut, der alte Squire und ich. Ich habe es sofort gefunden.«
    »Warum haben Sie die alte Bleimine nicht früher der Polizei gegenüber erwähnt?« fragte Stanley scheinbar ganz nebenbei.
    Sie kratzte sich mit einem knotigen, arthritischen Finger an der Schläfe. »Ich weiß eigentlich nicht. Ich vergesse manchmal, daß nicht jeder das Tal so gut kennt wie ich. Ich habe seitdem oft wach gelegen und mich gefragt, ob es für die arme Alison einen Unterschied gemacht hätte, wenn ich die Bleimine an dem Abend, als sie verschwand, Inspector Bennett gegenüber erwähnt hätte.« Sie seufzte. »Es ist eine furchtbare Last für mich.«
    »Ich habe keine Fragen mehr an Sie, Mrs. Lomas, aber mein Kollege Mr. Highsmith wird Sie zu einigen Dingen fragen müssen. Würden Sie also hier warten?« Stanley verbeugte sich leicht vor der Matriarchin, bevor er sich setzte.
    Diesmal wartete Highsmith ein paar Augenblicke, bevor er sich erhob. »Mrs. Lomas«, begann er. »Es muß schwer für Sie sein, den Neffen Ihres alten Freundes hier auf der Anklagebank zu sehen.«
    »Ich dachte nie, daß ich einmal froh sein würde, daß Squire Castleton tot ist«, sagte sie mit leiser Stimme. »Das hier hätte sein Herz gebrochen. Er liebte Alison, als wäre sie seine eigene Enkelin.«
    »Wirklich. Wenn ich Sie mit ein paar Fragen belästigen dürfte, wäre ich sehr dankbar.«
    Sie schaute auf, und George, der hinten im Gerichtssaal saß, erhaschte das böse Funkeln in ihren Augen. Er zuckte zusammen. »Fragen sind keine Belästigung für mich«, sagte sie bissig. »Die Wahrheit sagen und den Teufel beschämen. Ich habe nichts zu befürchten von Ihren Fragen, also fragen Sie nur.«
    Highsmith schien momentan erstaunt. Ihre fügsamen Antworten auf Stanleys Fragen hatten ihn nicht auf eine Ma Lomas in Kampfeslaune vorbereitet. »Wie können Sie sicher sein, daß es Mr. Hawkin war, den Sie an jenem Nachmittag übers Feld gehen sahen?«
    »Wie kann ich sicher sein? Weil ich ihn gesehen habe. Weil ich ihn kenne, wie er aussieht, wie er geht, die Kleider, die er trägt. Es gibt niemand in Scardale, mit dem man ihn verwechseln könnte«, erwiderte sie empört. »Ich mag zwar alt sein, aber blöd bin ich nicht.«
    Ein Kichern ging durch die Reihen der Journalisten, und die Abordnung aus Scardale erlaubte sich ein knappes Lächeln. Ma würde diesem Londoner Rechtsanwalt zeigen, wo es langging.
    »Das ist offensichtlich, Madam«, kam Highsmiths knappe Antwort.
    »Sie brauchen mich nicht Madam zu nennen, Junge. Ma tut’s schon.«
    Highsmith blinzelte heftig. Die Spitze seines Bleistifts brach auf dem Notizblock in seiner Hand ab. »Dieses Buch im Arbeitszimmer des Gutshauses – Sie sagten, Sie wußten genau, wo Sie danach suchen mußten?«
    »Gut behalten, Junge«, sagte Ma grimmig.
    »Es war also da, wo es hätte sein sollen?«
    »Wo sonst hätte es sein sollen? Natürlich war es da, wo es hätte sein sollen.«
    Highsmith stürzte sich auf diese Aussage. »Niemand hatte es also herausgenommen?«
    »Das kann ich nicht wissen, oder? Wie sollte ich? Es wäre nicht schwer gewesen, es an den richtigen Platz zurückzustellen – die Regale sind voll. Wenn man ein Buch herausnimmt, hinterläßt es eine Lücke. Man stellt es also an denselben Platz zurück. Ganz automatisch«, sagte sie verächtlich.
    Highsmith lächelte. »Aber es gab kein Anzeichen, daß jemand das getan hatte. Danke, Mrs. Lomas.«
    Der Richter beugte sich vor. »Sie sind jetzt frei, zu gehen, Mrs. Lomas.«
    Sie wandte sich mit einem boshaft triumphierenden Lächeln zu Hawkin. George war erleichtert zu sehen, daß sie den Geschworenen den Rücken zuwandte. »Ja, ich weiß«, sagte sie. »Das ist mehr, als der hier von sich sagen kann, nicht?« Sie schritt durch den Saal wie die königliche Hoheit, die sie in ihrem Dorf war, und nahm auf einem für sie freigehaltenen Stuhl in der Mitte ihrer Familie Platz.
    Der nächste Tag verging mit einer Menge verschiedener Spezialisten, die zu besonderen Fakten aussagen konnten. Hawkins Schneider war von London heraufgekommen, um zu bestätigen, daß das in der

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