Ein Ort für die Ewigkeit
konnte vorn auch kein Blut herausspritzen. Und wenn sie festgehalten wurde, wären die Spritzer nach hinten als größere Blutflecken vom Hemd aufgesaugt worden.«
Highsmith erholte sich schnell. »Sie können also nur eine Variante unter allen denkbaren Szenarien dieses mutmaßlichen Mordes finden, die das Fehlen von Blut am Tatort erklären würde?«
»Immer von der Vermutung ausgehend, daß das Mädchen in der Höhle getötet wurde? Ja, ich kann nur eine Erklärung finden.«
»Eine Möglichkeit von Dutzenden, Hunderten gar. Das würde man also kein wahrscheinliches Szenario nennen?«
Hammond zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
»Danke, Professor Hammond.« Highsmith setzte sich. Er hatte mehr herausgeholt, als er erwartet hatte. Er traute sich zu, daß er die Geschworenen mit wissenschaftlichen Tatsachen verblüffen und so ratlos machen konnte, daß der Freispruch der einzig vernünftige Ausweg wäre.
»Hiermit ist der Fall für die Anklage abgeschlossen«, verkündete Stanley, als Professor Hammond seine Unterlagen einsammelte und den Zeugenstand verließ.
»Ich unterbreche die Sitzung bis nächste Woche«, verkündete Sampson.
Der Prozeß
4
Manchester Guardian
, Montag, 22. Juni 1964
Neuer Hinweis auf vermißten Jungen
Die Polizei änderte ihre Suche nach einem fast blinden Jungen, der seit fünf Tagen vermißt wird, nachdem einer seiner Schulfreunde ausgesagt hatte: »Er hatte irgendwo ein supergeheimes Versteck.«
Die Suche wurde von der Gegend um die Eston Street, Longsight, Manchester, wo Keith Bennett wohnt, auf ein nahe gelegenes Gebiet mit Feldern und Bäumen verlegt.
Ein Polizeisprecher sagte: »Der Junge hat vielleicht ein Versteck und könnte Essensvorräte haben. Wo immer sein Unterschlupf ist, er muß gut sein.«
Rußland gab zu, mit Satelliten im Weltall seine Feinde beobachten zu können; ein Herzanfall beendete Nehrus Führung in Indien; Rhodesiens neuer Führer Ian Smith drohte mit Säbelrasseln; The Searchers und Millie und die Four Pennies stritten sich um die Spitzenstellung in den Pop Charts. Aber George sah nur die Zeitungsberichte zu Philip Hawkins Prozeß. Er versuchte, die Zeitungen von Anne fernzuhalten, aber sie ging jeden Tag zum Zeitungshändler und kaufte sich alle selbst. Sie mußte mit den Frauen der anderen Polizeibeamten darüber sprechen; sie wollte hören, was man über ihren Mann sagte, um zu wissen, wie sie für ihn am besten zurückschlagen konnte, wenn jemand so töricht war und die Solidarität der unter Druck stehenden Polizei zu durchbrechen versuchte.
Der einzige Zeuge der Verteidigung außer Hawkin selbst war sein früherer Chef, der ihm ein untadeliges Zeugnis ausstellte. Er war nicht gerade leidenschaftlich an Hawkins Fall interessiert, bezeugte aber, daß er nie etwas gehört hatte, das gegen den früheren Zeichner sprach.
Als Hawkin in den Zeugenstand trat, war das Feuerwerk losgegangen. Am folgenden Morgen war in den Schlagzeilen zu lesen:
POLIZEI HAT MICH REINGELEGT ;
ANGEKLAGTER BEHAUPTET , BEWEISE SEIEN ERFUNDEN ;
LÜGEN , LÜGEN UND NOCH MAL LÜGEN ,
SAGT DER ANGEKLAGTE ;
ALISONS MÖRDER NOCH FREI ;
GERICHTSVERHANDLUNG GEHT WEITER .
George saß in seinem Büro und starrte erbittert auf die Worte, die er vor sich sah. Sie würden zwar schon morgen Einwickelpapier für Fish and Chips sein, aber etwas von dem Dreck würde hängenbleiben. Was immer nach dem Fall passieren würde, er wollte um eine Versetzung bitten.
Hawkin hatte nach allem, was man hörte, im Zeugenstand eine blendende Vorstellung gegeben und bei jeder Gelegenheit seine Unschuld beteuert. Highsmith hatte ihm viele dieser Gelegenheiten zugespielt. Für jedes Indiz gegen ihn hatte er eine Widerlegung gefunden, von denen einige überzeugender waren als andere. Er hatte seine Aussagen freimütig gemacht, sich an die Geschworenen gewandt und schien offen und aufrichtig.
Er hatte sogar den Besitz des Webley-Revolvers zugegeben, aber nicht, daß er ihn von Richard Wells gestohlen hatte. Seine Version war, daß er die Waffe von einem früheren Kollegen gekauft hatte, der inzwischen praktischerweise verstorben war. Er hatte immer ein Verlangen danach gehabt, einen Revolver zu besitzen, gestand er ziemlich beschämt. Der Mann hatte ihn zum Verkauf angeboten, bevor Hawkin überhaupt von dem Einbruch gehört hatte. Danach hatte er den Zusammenhang begriffen, aber Angst gehabt, sich zu melden, weil er dachte, er werde sonst vielleicht verdächtigt,
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