Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Zeitung und warf sie in den Papierkorb.
    An diesem Nachmittag, als er die Treppe zum Gerichtssaal hinaufging, sah er eine vertraute Gestalt an der Tür warten. In seiner makellosen Galauniform stand Superintendent Martin da und strich über seine weichen schwarzen Lederhandschuhe. Als George näher kam, schaute er auf. »Inspector«, grüßte er ihn mit unergründlichem Gesichtsausdruck. »Ich möchte Sie gerne kurz sprechen.«
    George folgte ihm einen Seitenkorridor entlang zu einem kleinen Zimmer, das nach Schweiß und Zigarettenrauch roch. Er schloß die Tür hinter sich und wartete.
    Martin zündete sich eine seiner Zigaretten ohne Filter an und sagte unvermittelt: »Ich möchte, daß Sie nächste Woche wieder im Büro in Buxton sind.«
    »Aber Sir …«, protestierte George.
    Martin hielt beschwichtigend eine Hand hoch. »Ich weiß, ich weiß. Die Staatsanwaltschaft wird ihre Darlegungen heute abschließen, und dann wird nächste Woche die Verteidigung drankommen. Und das ist genau der Grund, warum ich will, daß Sie in Buxton bleiben.«
    George hob den Kopf und starrte den obersten Vorgesetzten seiner Dienststelle an. »Dies ist mein Fall, Sir.«
    »Ich weiß. Aber Sie wissen genausogut wie ich, welche Richtung Highsmith bei der Verteidigung einschlagen wird. Er hat keine andere Wahl. Und ich werde nicht zulassen, daß einer meiner Leute im Saal sitzt und sich anhören muß, wie sein Charakter von einem gewieften Anwalt verleumdet wird, dem es gleichgültig ist, welchen Schaden er einem achtbaren Mann zufügt.« Verräterische Röte stieg an Martins Hals hoch. Er begann, auf und ab zu gehen.
    »Mit Respekt, Sir, ich kann alles ertragen, was Highsmith mir vorwerfen mag.«
    Martin blieb stehen und schaute George an. »Das glauben Sie wohl? Doch selbst wenn Sie das könnten, lasse ich es nicht zu, daß Sie der Presse auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sind. Wenn Sie von sich aus nicht willens sind, in Deckung zu gehen, dann sollten Sie es für Ihre Frau tun. Es wird schlimm genug sein, wenn sie die Berichte lesen muß, die Sie aller möglichen Untaten bezichtigen, ganz abgesehen von den Fotos, auf denen Sie sich aus Autos heraus- und wieder hineinstehlen, als seien Sie derjenige, der vor Gericht steht.«
    George strich sich mit der Hand über die Haare. »Ich habe noch Urlaub, der mir zusteht.«
    »Und ich gebe Ihnen keine Erlaubnis, ihn zu nehmen«, schnauzte Martin. »Sie werden Derby fernbleiben, bis der Prozeß zu Ende ist. Und das ist ein Befehl.«
    George wandte sich ab und zündete sich eine Zigarette an. Es war schwer, seine Verbannung nicht als die Rache der Götter für seine Reaktion auf Keith Bennetts Verschwinden zu sehen. »Lassen Sie mich wenigstens beim Urteilsspruch dabeisein«, murmelte er.
     
    Professor John Patrick Hammond trug seine Qualifikationen vor, die ihn zu einem der führenden Experten für Kriminaltechnik im Norden Englands machten. Sein Name stand in der öffentlichen Meinung ebenbürtig neben Bernard Spilsbury, Sydney Smith und Keith Simpson, also einer Gruppe von Männern, die man an den Fingern abzählen konnte. Sie hatten die Fähigkeit, mit Hilfe ihrer wissenschaftlichen Spezialkenntnisse aus einer Reihe verstreuter Spuren unwiderlegbare Schuldbeweise abzuleiten. Pritchard, vom Büro des Oberstaatsanwalts, hatte darauf bestanden, einen profilierten Experten mit diesem Fall zu betrauen. »Da wir so wenig haben, auf das wir uns stützen können, sollten wir es mit allen Mitteln verteidigen«, hatte er gesagt, und Superintendent Martin hatte zugestimmt.
    Hammond war ein kleiner, pedantischer Mann, dessen Kopf zu groß für seinen Körper war. Er kompensierte sein etwas lächerliches Äußeres durch eine salbungsvolle und gewichtige Art, sich zu geben. Geschworene waren immer von ihm begeistert, weil er die Fachsprache der Wissenschaft in die Sprache der Laien übersetzen konnte, ohne ihnen jemals das Gefühl zu geben, er spreche von oben herab. Stanley war vernünftig genug, seine Fragen auf ein Minimum zu beschränken, und erlaubte Hammond, selbst zu entscheiden, welche Erklärungen er geben wollte.
    Hammond sorgte dafür, daß die Geschworenen richtig verstanden, welchen Tatsachen eine Schlüsselfunktion zukam. Das Blut am Baum in dem Wäldchen, an der zerrissenen Wäsche in der Höhle und an dem befleckten Hemd stammte von einem weiblichen Wesen mit der Blutgruppe 0, die auch Alisons Blutgruppe war. Die große Menge Blut am Hemd deutete auf eine ernstzunehmende Wunde hin. Das

Weitere Kostenlose Bücher