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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dem er sich sicher gefühlt hatte, ließ ihn trotz aller Drohungen zu dem Ort zurückkehren, wo man ihn abgewiesen hatte. Es war genau das, was George befürchtet hatte. Aber trotz seiner Bedenken hatte er Tommy Clough erlaubt, ihn zu überreden, Crowther freizulassen, weil es der bequemste Weg war, mit dem Problem fertig zu werden. Und dank dem Leiter der Kriminalpolizei und einer sensationshungrigen Regionalzeitung lag Peter Crowther nun steif gefroren auf einer Schafweide in Derbyshire.
    »Ihre Farm liegt ein bißchen abseits vom Weg von Buxton nach Scardale, oder?« fragte er. Es war das einzige Detail, das ihm einen Grund gab, Deardens Theorie zu Crowthers Tod anzuzweifeln.
    Dearden lachte leise in sich hinein. »Sie denken wie ein Autofahrer, Junge. Peter Crowther dachte wie einer vom Land. Gehen Sie mal und sehen sich eine topographische Karte an. Wenn Sie eine Linie von Scardale nach Buxton ziehen und dabei die schlimmsten Steigungen vermeiden würden, kämen Sie genau durch dieses Feld dort. Früher, bevor wir alle unsere Landrover hatten, kam mindestens einmal am Tag jemand aus Scardale über mein Land. Es ist allerdings auf Karten nicht als Fußweg eingezeichnet. Es ist kein Weg mit Durchgangsrecht. Aber alle aus der Gegend hier wissen, daß man das Vieh in Frieden läßt, es hat mich deshalb nie gestört und meinen Vater früher auch nicht, daß die Leute aus Scardale es als Abkürzung benutzt haben.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hab nie gedacht, daß das einem von ihnen den Tod bringen könnte.«
    George stand auf. »Danke für Ihre Hilfe, Mr. Dearden. Und für das warme Plätzchen. Wir werden noch einmal kommen, um die Aussage aufzunehmen. Und ich werde dafür sorgen, daß Ihnen jemand Bescheid gibt, wenn wir die Leiche entfernt haben.«
    »Das wäre mir recht.« Dearden folgte ihm hinaus bis zur Tür. Der alte Mann schaute an ihm vorbei den Weg hinunter auf einen braunen Jaguar, der mit zwei Rädern auf dem Seitenstreifen stand. »Das ist der Arzt«, sagte er.
    Bis George den Weg entlang und aufs Feld gegangen war, stand der Pathologe schon auf und wischte seinen Kamelhaarmantel ab. Er sah George neugierig durch die schweren, viereckigen Gläser seiner schwarzgeränderten Brille an. »Und wer sind Sie?« fragte er.
    »Das ist Detective Inspector Bennett«, schaltete sich Clough ein. »Sir, das ist Dr. Blake, der Rechtsmediziner. Er hat gerade eine vorläufige Untersuchung durchgeführt.«
    Der Arzt nickte kurz. »Also, er ist auf jeden Fall tot. Nach der rektalen Temperatur zu schließen, würde ich sagen, seit fünf bis acht Stunden. Keine Anzeichen von Gewalt oder Verletzungen. Wenn man betrachtet, wie er gekleidet ist – kein Mantel, nicht mal ein Regenmantel –, würde ich sagen, die wahrscheinlichste Todesursache ist Unterkühlung. Natürlich werden wir es nicht mit Sicherheit wissen, bevor der Gerichtsmediziner ihn auf dem Tisch auseinandergenommen hat, aber ich würde sagen, es ist eine natürliche Todesursache. Es sei denn, Sie hätten eine Möglichkeit gefunden, dem Wetter in Derbyshire den Mord anzulasten«, fügte er mit einem grimmigen Zucken der Mundwinkel hinzu.
    »Danke, Doc«, sagte George. »Also – wann? So etwa zwischen ein und vier Uhr morgens?«
    »Aha, hier haben wir also nicht nur ein gutaussehendes Gesicht? Ach, natürlich, Sie müssen ja der junge Akademiker sein, von dem wir alle schon soviel gehört haben«, sagte der Arzt mit herablassendem Lächeln. »Ja, Inspector, das stimmt. Wenn Sie erst einmal wissen, wer er ist, können Sie vielleicht sogar rauskriegen, warum er mitten in der Nacht mit einem Paar abgenutzter Schuhe, die kaum dem Wetter in der Stadt und viel weniger hier draußen standhalten konnten, im Moor von Derbyshire herumgeirrt ist.« Blake zog ein Paar dicke Lederhandschuhe an.
    »Wir wissen, wer er ist und was er hier wollte«, sagte George ruhig. Er war schon öfter von Experten von oben herab behandelt worden und würde sich von diesem hier auch nicht ärgern lassen, vor allem, da er nicht mehr als fünf Jahre älter sein konnte als er.
    Die Augenbrauen des Arztes hoben sich. »Oh, sehen Sie mal an, Sergeant, das perfekte Beispiel dafür, wie Bildung unsere Polizei im Kampf gegen das Verbrechen voranbringen wird. Na, dann überlasse ich Ihnen das Feld. Sie werden meinen Bericht Anfang nächster Woche haben.« Er trat mit einem flüchtigen Winken zur Seite und ging aufs Tor zu.
    »Eigentlich, Sir, hätte ich ihn gern morgen«, sagte George.
    Blake

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