Ein Ort für die Ewigkeit
blieb stehen und drehte sich halb um. »Es ist Wochenende, Inspector, und es kann doch nicht dringend sein, wenn Sie schon die Identität Ihrer Leiche kennen und noch dazu den Grund seines Hierseins.«
»So ist es, Sir. Aber dieser Tod steht mit einer größeren Ermittlung in Verbindung, und ich benötige den Bericht morgen. Es tut mir leid, wenn dadurch Ihre Pläne durcheinanderkommen, aber deshalb bezahlt Sie die Grafschaft ja so gut, Sir.« Georges Lächeln war freundlich, aber sein Blick hielt dem Blakes, ohne mit der Wimper zu zucken, stand.
Der Arzt knurrte mißbilligend. »Na gut. Aber wir sind hier nicht in Derby, Inspector. Wir sind eine kleine Gemeinde hier draußen. Die meisten von uns versuchen, das nicht zu vergessen.« Er ging rasch weg.
»Offenbar ist dies meine Woche der neuen Freundschaften«, bemerkte George, als er sich zu Clough umdrehte.
»Er ist ein fauler Hund«, sagte Clough unbekümmert. »Gut, daß jemand ihn mal daran erinnert, wer für seinen Jaguar und den Golfclub bezahlt. Man sollte doch meinen, daß er sich für die Identität der Leiche interessiert, die er sich gerade so ausführlich betrachtet hat, nicht? Heute nachmittag wird er an der Strippe hängen, um zu erfahren, welchen Namen er auf den Bericht schreiben soll, wette ich.«
»Wir werden Mrs. Hawkin die Neuigkeit überbringen müssen«, sagte George, »und zwar sofort, denn die Buschtrommeln sind bestimmt schon wieder im Einsatz. Sie wird bereits wissen, daß im Moor eine Leiche liegt, und das Schlimmste denken.« Er schüttelte den Kopf. »Schon ziemlich makaber, wenn der Tod des eigenen Bruders als gute Nachricht gilt.«
Kathy Lomas war gerade dabei, ihre Schweine zu füttern, und füllte die Tröge mit einer Mischung aus verwelktem Rübenkraut, Gemüseabfall und Speiseresten aus dem Dorf. Der Lärm von Schritten auf dem gefrorenen Boden machte sie aufmerksam, sie drehte sich um und sah Charlie Lomas über das hintere Feld laufen, als ob Höllenhunde hinter ihm her wären. Er wäre direkt an ihr vorbeigerannt, wenn sie nicht einen seiner wild herumfuchtelnden Arme gepackt hätte.
Der Schwung schleuderte ihn herum und ließ ihn an die Wand des Schweinestalls prallen, wo er direkt in den Stall hineingefallen wäre, hätte seine Tante ihn nicht hinten an seiner schweren Lederweste gepackt.
»Was gibt’s, Charlie?« verlangte Kathy zu wissen. »Was ist passiert?«
Atemlos beugte er, die Hände auf die Knie gestützt, den Oberkörper vor und rang nach Luft. Endlich gelang es ihm zu stammeln: »Der Hund vom alten Dennis Dearden hat eine Leiche auf einer seiner Schafwiesen gefunden.«
Kathys Hand flog an ihre Brust. »O nein, Charlie. Nein«, rief sie. »Das kann nicht stimmen. Nein, ich glaub’s nicht.«
Charlie stand jetzt halb aufgerichtet und stützte sich keuchend an der Wand ab. »Ich war unten am Scarlaston. Ich hab verbotene Fallen da unten und wollte sie wegnehmen, bevor die Suchtrupps von Denderdale bis hier raufkommen. Ich bin durch Carters Waldstück wieder zurückgekommen und hab zwei Polizisten darüber reden hören. Es stimmt, Tante Kathy, sie haben eine Leiche auf Dennis Deardens Acker gefunden.«
Kathy griff nach ihrem Neffen und hielt sich an ihm fest. Sie standen so da und hielten sich unbeholfen umfaßt, bis Charlie wieder zu Atem gekommen war. »Du mußt es Ruth sagen«, stieß sie schließlich hervor.
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich wollte es Ma sagen.«
»Ich komm mit dir«, sagte Kathy bestimmt, packte ihn am Arm und führte ihn über die hinteren Felder zum Gutshaus. »Diese Dreckskerle«, murmelte sie wütend, »wie können sie es wagen herumzutratschen, bevor jemand es für nötig gefunden hat, es unserer Ruth zu sagen. Also, ich denke nicht dran, darauf zu warten, bis sie sich endlich aufraffen, ihr die Nachricht zu bringen.«
Kathy zog Charlie, ohne anzuklopfen, in die Küche des Gutshauses. Ruth und Philip saßen am Küchentisch beim Frühstück. Sein Frühstück, bemerkte Kathy. Sie glaubte nicht, daß Ruth außer Zigaretten etwas anderes als Tee zu sich genommen hatte, seit Alison verschwunden war.
»Charlie hat euch was zu sagen«, verkündete sie knapp. Sie wußte um die Sinnlosigkeit, eine schlechte Nachricht zu beschönigen.
Charlie wiederholte stammelnd seine Worte und sah ängstlich zu Ruth hin. Hätte sie nicht schon gesessen, wäre sie zusammengebrochen. Das bißchen Farbe in ihrem Gesicht verschwand, und sie sah aus wie ein Modell aus
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