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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aber ich glaube, kaum jemand wird um ihn trauern.«
    »Wir sollten eigentlich gar niemanden zu betrauern haben«, sagte Kathy mit einer Stimme, die George einen brennenden Schmerz zufügte. »Als Ma Lomas mit ihrer Schwarzseherei angefangen hat, daß wir alle Schlimmes durchmachen würden, weil Fremde ins Tal gerufen wurden, hab ich gedacht, sie tut mal wieder des Guten zuviel wie immer. Aber da war etwas dran, was sie gesagt hat. Ihr habt Alison nicht finden können, und jetzt ist noch einer von unserer Familie tot.«
    »Wenn ihr ihn mehr wie einen von euch behandelt hättet, wäre er vielleicht noch lebendig«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. George drehte sich um und sah Philip Hawkin. Er hatte keine Ahnung, wie lange Hawkin an der halboffenen Tür gestanden hatte. Aber er hatte offenbar das meiste des Gesprochenen gehört. »Sie haben ihn aus dem Dorf gejagt, und dann hat ihn die Gestapo zurückgejagt«, fuhr er fort. »Ach Gott, die Dummheit der Leute. Er war offensichtlich ganz harmlos. Er war doch nie gewalttätig; hat nie, soweit ich weiß, auch nur gegen irgendein weibliches Wesen die Hand erhoben. Ich kann nichts dafür, aber der arme Tropf tut mir leid.«
    »Sie müssen doch erleichtert sein, daß es nicht Alisons Leiche war«, sagte Clough und ging über Hawkins Ärger hinweg.
    »Natürlich, wem würde es nicht so gehen? Aber ich muß sagen, daß ich von Ihnen und Ihren Männern enttäuscht bin, Inspector. Zweieinhalb Tage, und nichts über Alison erfahren. Sie sehen ja, wie erschüttert meine Frau ist. Ihr Versagen wird für sie zur Qual. Können Sie nicht zusätzlich etwas unternehmen? Ihre Phantasie walten lassen? Gründlicher suchen? Wie steht es mit der Hellseherin, die von der Zeitung eingeschaltet wurde? Könnten Sie nicht beachten, was sie geäußert hat?« Er stützte sich mit den Fäusten auf den Tisch, auf seinen blassen Wangen waren zwei rote Flecken. »Es ist eine furchtbare Belastung für uns, Inspector. Wir erwarten keine Wunder, wir wollen nur, daß Sie Ihre Arbeit tun und herausfinden, was mit unserer Kleinen passiert ist.«
    George strengte sich an, seine Frustration hinter einer Maske dienstlicher Gelassenheit zu verbergen. »Wir tun unser Bestes, Sir. Gegenwärtig gehen neue Suchtrupps los. Wir haben Hunderte von Freiwilligen aus Buxton, Stoke, Sheffield und Ashbourne, außerdem die Leute von der Gegend hier. Wenn sie da draußen gefunden werden kann, dann werden wir sie finden, das verspreche ich Ihnen.«
    »Ich weiß«, sagte Ruth leise. »Phil weiß, daß Sie Ihr Bestes tun. Es ist nur … die Ungewißheit. Es ist eine Qual.«
    George nickte verständnisvoll. »Wir werden Sie informieren, wenn wir etwas Neues wissen.«
    Als er draußen über die Wiese ging und tief einatmete, stach die rauhe Winterluft in seine Lunge wie mit Messern. Tommy Clough mußte fast rennen, um mit ihm Schritt zu halten, und sagte: »Irgend etwas kommt mir an Philip Hawkin faul vor.«
    »Seine Antworten klingen alle falsch. Wie wenn jemand eine Fremdsprache spricht, die er in der Abendschule gelernt hat. Man macht vielleicht die Grammatik richtig, und die Aussprache ist korrekt, aber man wird nie als Muttersprachler angesehen werden, weil die beim Sprechen nie nachdenken müssen.« George warf sich auf den Beifahrersitz seines Wagens. »Aber nur daß er hier nicht reinpaßt, macht ihn noch nicht zum Kidnapper oder zum Mörder.«
    »Trotzdem …« Clough ließ den Motor an.
    »Trotzdem müssen wir uns jetzt der Pressekonferenz stellen. Der Polizeichef wird jemanden dafür festnageln wollen, und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß Carver seinen Gegenschlag schon unter Dach und Fach hat.« George lehnte sich zurück und steckte sich eine Zigarette an. Er schloß die Augen und fragte sich, warum er sich für die Arbeit bei der Polizei entschieden hatte. Er hätte mit seinem abgeschlossenen Jurastudium in eine gemütliche Anwaltssozietät in Derby gehen und als Rechtsreferendar arbeiten können. Jetzt wäre er dann wahrscheinlich dabei, Partner für etwas Friedfertiges wie Eigentumsübertragungen oder Testamentsangelegenheiten zu werden. Der Gedanke stieß ihn meistens ab. Aber heute morgen war er seltsam verlockend.
    Er machte die Augen auf, und eine lange Kette von Männern kam im Abstand von jeweils einer Armeslänge durch das Tal auf sie zu. »Die finden ja doch nichts außer dem, was die früheren Suchtrupps verloren haben«, sagte er bitter.
    »Sie werden hier im Tal die nehmen, die

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