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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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daß es die Mine gibt«, sagte George und ließ die Schultern hängen. Was wie ein Faden ausgesehen hatte, den zu verfolgen sich vielleicht lohnen könnte, zerfiel ihm zusehends in der Hand, dachte er.
    »Also, ich weiß es ja zum Beispiel«, sagte Ma nachdrücklich. »Der Squire hat sie mir gezeigt. In einem Buch. Der alte Squire, meine ich. Nicht Philip Hawkin.«
    »Was für ein Buch?« fragte Ruth und zeigte erste Anzeichen lebhafterer Anteilnahme, seit die beiden Männer gekommen waren.
    »Ich weiß jetzt nicht mehr, wie es hieß, aber ich könnte es wahrscheinlich wiedererkennen«, sagte die alte Frau und schob ihren Stuhl vom Tisch weg. »Hat dein Mann etwa die Bücher des Squire weggeworfen?« Ruth schüttelte den Kopf. »Also, dann sehen wir doch mal nach.«
    Wenn Philip Hawkin nicht da war, war sein Arbeitszimmer so kalt wie der Flur. Ruth zitterte und zog den Morgenmantel enger um sich. Diane warf sich auf einen der Sessel und nahm eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an, ohne jemand anderem eine anzubieten; dann rollte sie sich in dem Sessel zusammen wie eine pummelige Tigerkatze mit einer Maus in der Pfote. Kathy spielte mit einem Paar Prismen auf dem Schreibtisch, die sie gegen das Licht hielt und hin und her drehte. Inzwischen betrachtete sich Ma genau die Regale, und George hielt die Luft an.
    Ungefähr in der Mitte des mittleren Regals zeigte sie mit einem knochigen Finger auf ein Buch. »Da«, sagte sie zufrieden.
»Ein Potpourri der wunderlichen Kuriosa im Tal des Scarlaston.«
George griff nach dem Band und nahm ihn herunter. Es war offensichtlich einmal ein schönes Buch gewesen, jetzt aber durch Alter und häufigen Gebrauch abgegriffen. Es war in rotes Maroquinleder gebunden, etwa fünfundzwanzig mal zwanzig Zentimeter groß und über zwei Zentimeter dick. Er legte es auf den Schreibtisch und schlug es auf.
    Ein Potpourri der wunderlichen Kuriosa des Tals des Scarlaston in der County von Derbyshire mit der Riesenhöhle und der mysteriösen Quelle des Flusses. Wie berichtet von Reverend Onesiphorus Jones. Herausgegeben von Messrs. King, Bailey & Prosser in Derby
, MDCCCXXII , las George. »1822«, sagte er. »Und wo ist die Sache über die Mine, Mrs. Lomas?«
    Ihre knotigen, rheumatischen Finger fuhren über die Stirnseite und schlugen das Inhaltsverzeichnis auf. »Ich weiß noch, es war irgendwo in der Mitte«, sagte sie leise. George beugte sich über ihre Schulter und überflog schnell das Inhaltsverzeichnis. »Ist es das?« fragte er und zeigte auf
Kapitel XIV  – Die geheimen Mysterien von Scardale Cragg. Der Mensch des Altertums im Tal. Katzengold und das Urmetall der Alchimisten
.
    »Ja, ich glaube schon.« Sie trat zurück. »Es ist sehr lange her. Der Squire hat immer gern mit mir über die Geschichte dieses Tals gesprochen. Seine Frau war eine Zugereiste, wissen Sie.«
    George hörte nur halb hin. Er blätterte in den gelblichen Seiten, die hier und da Flecken hatten, bis er zu dem gesuchten Teil kam. Er fand die Geschichte der Bleiförderung in Scardale mit fachkundigen Zeichnungen illustriert, denen jedoch jede künstlerische Qualität fehlte. Die Blei- und Eisenkiesadern wurden im späten Mittelalter entdeckt, aber erst im achtzehnten Jahrhundert vollständig abgebaut, als vier große Stollen und zwei Höhlen ausgegraben wurden. Die Flöze waren jedoch nicht so ergiebig, wie man geglaubt hatte, und irgendwann in den neunziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts hatte man das Bergwerk stillgelegt. Als das Buch geschrieben wurde, war die Mine schon mit einer Holzpalisade verschlossen.
    George deutete auf die Beschreibung. »Ist das hier genau genug, daß wir zu den Schächten finden können?«
    »Das würden Sie nie finden«, sagte Diane. Sie war aufgestanden und sah über seinen Arm ins Buch. »Ich kann Ihnen aber sagen, wer es könnte.«
    »Wer?« fragte George. Es konnte nicht schwerer sein, Blei aus dem Boden zu holen, als von den Einheimischen von Scardale Auskünfte zu bekommen, dachte er erschöpft.
    »Ich wette, unser Charlie könnte es«, sagte Diane, die von seiner Frustration überhaupt nichts merkte. »Er kennt das Tal besser als irgend jemand sonst. Und er ist kerngesund und geschickt. Wenn man irgendwo hochklettern oder in eine Höhle hinuntersteigen muß, dann ist er der Mann dafür. Den brauchen Sie, Mr. Bennett. Unseren Charlie. Das heißt natürlich nur, wenn er will, nachdem Sie ihn so behandelt haben.«
    Montag, 16. Dezember 1963, 11 Uhr 33
    Charlie

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