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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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von heute morgen genausowenig wie Ihnen, aber ich kann daran nichts ändern.«
    »Sehen Sie sich mal an, wie sie aussieht«, sagte Diane und zeigte mit dem Kopf zu Ruth hin. »Sie denken nicht daran, wie das auf sie wirkt. So was dürfte nicht sein.«
    George preßte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Schließlich sagte er: »Das ist einer der Gründe, weshalb ich heute morgen zu Ihnen gekommen bin, Mrs. Hawkin.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Ruth und ihrer Schwester gegenüber. »Ist Ihr Mann da?«
    »Er ist nach Stockport gefahren«, sagte Ma verächtlich. »Er braucht Chemikalien für seinen Fotokram. Natürlich kann er kommen und gehen, wie es ihm paßt. Nicht wie manche, die in Scardale geboren und aufgewachsen sind.« Ihre Worte hingen wie ein hingeworfener Fehdehandschuh in der Luft.
    George nahm ihn nicht auf. Seine Rolle bei Peter Crowthers Tod belastete sein Gewissen schon genug, auch ohne daß Ma Lomas’ spitze Zunge ihn beschimpfte. Er nickte nur bestätigend und sprach weiter. »Ich wollte Ihnen beiden sagen, daß wir die Suche nach Alison fortsetzen werden. Aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich Ihnen verschweigen würde, daß es immer unwahrscheinlicher wird, sie noch lebend zu finden.«
    Ruth schaute auf. Ihr Gesicht war eine reglose Maske der Resignation. »Sie glauben, das ist mir neu?« sagte sie müde. »Ich habe nichts anderes erwartet, seit der Minute, als ich merkte, daß sie weg war. Ich kann das ertragen, weil ich muß. Was ich nicht aushalten kann, ist, nicht zu wissen, was mit meinem Kind geschehen ist. Ich verlange nur, daß Sie herausfinden, was ihr passiert ist.«
    George holte tief Luft. »Glauben Sie mir, Mrs. Hawkin, ich bin entschlossen, das zu tun. Sie haben mein Wort, daß ich Alison nicht aufgeben werde.«
    »Schöne Worte, Junge, aber was bedeuten sie?« Ma Lomas’ sarkastische Stimme machte der gerührten Stimmung ein Ende.
    »Sie bedeuten, daß wir weitersuchen werden. Es bedeutet, wir stellen weiterhin Fragen. Wir haben das Tal schon von einem Ende zum anderen und auch das umliegende Land abgesucht. Wir haben Staubecken überprüft, und Taucher haben den Scarlaston untersucht. Und wir haben nicht mehr gefunden als das, was wir schon in den ersten vierundzwanzig Stunden entdeckt hatten. Aber wir geben nicht auf.«
    Ma lachte prustend vor sich hin, ihre Nase und das Kinn stießen fast zusammen, als sie das Gesicht verzog. »Wie können Sie hier sitzen und Ruth in die Augen sehen und sagen, Sie haben das Tal abgesucht? Sie sind nicht einmal in der Nähe der alten Bleimine gewesen.«

14
    Montag, 16. Dezember 1963, 9 Uhr 06
    V erwirrt sah George, wie seine Überraschung sich auch auf den Gesichtern ihm gegenüber spiegelte. Ruths Augenbrauen zogen sich zusammen, als sei sie nicht sicher, recht gehört zu haben. Diane schien verdutzt. »Welche alte Bleimine, Ma?« fragte sie.
    »Na, du weißt doch, oben im Scardale Crag.«
    »Das hör ich zum ersten Mal«, sagte Kathy und klang etwas beleidigt.
    »Moment mal, bitte«, unterbrach George. »Wovon sprechen Sie eigentlich? Um welche Mine geht es?«
    Ma stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Wieviel klarer soll ich’s noch sagen? Innen im Scardale Crag ist eine alte Bleimine. Tunnel und Gruben und alles mögliche. Nichts Großartiges, aber sie ist dort.«
    »Wie lang ist es her, seit dort zuletzt gefördert wurde?« fragte Clough.
    »Wie soll ich das wissen?« wehrte sich die alte Frau. »Nicht, seitdem ich auf der Welt bin, das ist sicher. Soweit ich weiß, ist sie da, seit die Römer hier waren. Sie haben in der Gegend Blei und Silber aus dem Boden geholt.«
    »Ich hab nie von einer Bleimine im Felsen gehört«, beharrte Diane. »Und ich hab von klein auf hier gelebt.«
    Nur mit Mühe widerstand George dem Impuls, die Frauen anzuschreien.
    »Wo ist diese Bleimine genau?« fragte er. Seine Stimme war so schneidend, daß Clough froh darüber war, nicht der Angesprochene zu sein. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß George zu solcher Schärfe fähig war, aber es gab Clough die Gewißheit, auf das rechte Pferd gesetzt zu haben.
    Ma Lomas zuckte die Schultern. »Wie soll ich das wissen? Wie gesagt, zu meiner Zeit ist dort nie etwas abgebaut worden. Ich weiß nur, daß man irgendwo hinter dem Wäldchen reingehen kann. Dort war früher ein Bach. Aber er ist schon lange eingetrocknet, schon als ich noch ein kleines Mädel war.«
    »Es könnte also gut sein, daß überhaupt niemand weiß,

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