Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Was immer mit Alison geschehen ist, sie wußte, mit wem sie es zu tun hatte.«
    Montag, 16. Dezember 1963, 7 Uhr 40
    Die gute Laune, die George für einen weiteren Tag ergebnislosen Suchens Auftrieb gegeben hatte, verflüchtigte sich mit der Montagsausgabe der
Daily News
. Diesmal hatte Don Smarts treu ergebene Hellseherin ihn auf die Titelseite gebracht:
    VERMISSTES MÄDCHEN :
FRANZÖSISCHE HELLSEHERIN GIBT SENSATIONELLE HINWEISE
     
    Exklusivbericht unseres Mitarbeiters
     
    Die Ermittlungen im Fall der dreizehnjährigen Alison Carter nahmen heute eine sensationelle Wendung, als eine Hellseherin der Polizei wichtige Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort gab.
    Madame Colette Charest machte ausführliche Angaben über Alisons Verbleib, nachdem diese vor fünf Tagen aus dem kleinen Weiler Scardale in Derbyshire verschwand.
    Von ihrer Wohnung in Lyon, Frankreich, aus sprach Mme. Charest über die Ergebnisse, die sie mit Hilfe einer detaillierten amtlichen Landkarte der Gegend, eines Fotos des hübschen blonden Mädchens und anhand von Zeitungsausschnitten der
News
erarbeitet hat.
     
     
    Beeindruckendes Talent
     
    Die Angaben wurden gestern abend an Detective Chief Inspector M. C. Carver weitergegeben, der die Untersuchungskommission des mysteriösen Falls leitet. Er sagte: »Wir können es uns nicht leisten, irgendwelche Hinweise unbeachtet zu lassen. Ihre Darstellung ist eindrucksvoll.«
    Mme. Charest hat die französische Polizei mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten, mit denen sie schon verschiedentlich bei Fahndungen behilflich war, in Erstaunen versetzt.
    Die siebenundvierzigjährige französische Witwe sagte, sie habe Alison mit einem Mann, den sie kannte, durch einen Wald gehen »sehen«. Er war zwischen 35 und 45 Jahre alt und dunkelhaarig.
    Sie sagte, Alison hätte bei einem Wasserlauf auf den Mann gewartet, sei traurig gewesen und habe Angst gehabt.
     
     
    Alison lebt
     
    Am interessantesten dürfte sein, daß Mme. Charest auf ihrer Überzeugung beharrte, Alison sei noch am Leben und in Sicherheit. »Sie wohnt in einer Stadt in einem Reihenhaus aus Backstein an einem Hügel.
    Sie kam dort in einem transporterähnlichen, kleineren Fahrzeug an. Es war Nacht, und sie hat seit ihrer Ankunft das Haus nicht verlassen. Sie kann sich nicht frei bewegen, hat aber keine Schmerzen.
    In der Nähe des Hauses ist ein Schulhof. Sie kann die Kinder spielen hören, und das macht sie traurig.«
    In den Tälern und dem Moor um Scardale haben unterdessen die Freiwilligen ihre unermüdliche Suche zusammen mit der Polizei und der Bergwacht fortgesetzt.
    Hunde und Suchhaken wurden eingesetzt, um die ausgedehnten Moorflächen einschließlich der Teiche und Quellen abzusuchen.
    DCI Carver sagte: »Wir dehnen die Suchaktion so weit wie möglich aus.
    Die Mitarbeit der Öffentlichkeit ist erstaunlich, aber uns fehlen nach wie vor sichere Erkenntnisse darüber, wohin Alison ging, als sie am Mittwoch nachmittag mit ihrem Hund ihr Elternhaus verließ.
    Vielleicht können diese neuen Hinweise dem Gedächtnis des einen oder anderen nachhelfen. Wir möchten, daß uns jeder, der vielleicht etwas weiß, dies mitteilt, so unbedeutend es auch scheinen mag.«
    »Was für ein Spiel treibt Carver eigentlich?« sagte George schimpfend zu Anne. »So etwas sollten wir überhaupt nicht unterstützen. Wir werden uns nicht mehr zu helfen wissen vor bescheuerten Hellsehern, die uns aus dem ganzen Land überrennen.«
    Anne strich ruhig Butter auf ihren Toast und sagte: »Wahrscheinlich haben sie ihm das Wort im Mund verdreht.«
    »Da hast du vermutlich recht«, gab George zu. Er faltete die Zeitung zusammen, schob sie seiner Frau über den Tisch zu und stand auf. »Ich muß jetzt gehen. Ich kann nicht sagen, wann ich zurück sein werde.«
    »Versuch doch, zu einer einigermaßen vernünftigen Zeit heimzukommen, George. Ich will nicht, daß du dich daran gewöhnst, dauernd und jederzeit bei der Arbeit zu sein. Ich will nicht, daß unser Kind aufwächst, ohne zu wissen, wer sein Vater ist. Ich habe gehört, wie die anderen Polizistenfrauen über ihre Männer reden. Es ist fast so, als redeten sie über ferne Verwandte, die sie nicht besonders mögen. Es hört sich an, als wäre das Zuhause für diese Männer nur ein Ort, wo man hingeht, wenn die Pubs und Clubs alle schon zugemacht haben. Die Frauen sagen, sogar die Ferien seien stressig. Jahr für Jahr ist es, als seien sie mit einem Fremden zusammen, der sich die ganze Zeit nur Sorgen macht und

Weitere Kostenlose Bücher