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Ein Ort wie dieser

Ein Ort wie dieser

Titel: Ein Ort wie dieser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-Aude Murail
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Cécile fuhr auf den Tchip-Burger-Typen ab. Bestimmt hatte Eloi schon eine Freundin. Oder mehrere. Aber das war ja kein Hindernis. Abgesehen davon, dass Cécile nie den kleinsten Vorstoß unternehmen würde. Warum? Weil sie endlos-krank-gehemmt war. Okay, sie hatte nicht das Geringste von einem Popstar. Aber Eloi war auch nur ein kleiner Blonder mit Käppi, und fertig. Gil lächelte sich selbst zu. Wie wäre es, wenn er sich mit Eloi anfreunden würde?
     
    Zur selben Zeit machte Eloi etwas durch, was die Tchip-Mitarbeiter eine Motivationssitzung nannten. Mit anderen Worten: Monsieur Louvier (alias
Die Firma
) hatte seine Angestellten versammelt, um sie zusammenzuscheißen. Mit wie immer hochgekrempelten Ärmeln, als wollte er sich persönlich ans Geschirrspülen machen, griff er eine junge Frau an: »Ich hab wohl geträumt, Samira! Ich habe gehört, wie du zu einem Gast gesagt hast: ›Ist das alles?‹ Dabei heißt es doch …«
    Er wandte sich an Xavier, den Teamleiter.
    »Darf es noch etwas sein?«, vervollständigte der junge Mann.
    »Und du hast Nuggets ausgegeben, die schon ewig aus der Fritteuse waren«, griff
Die Firma
erneut an.
    Samira deutete auf Xavier: »Xavier hat gesagt …«
    »Nein, nein!«, brüllte der Chef. »Es gibt Regeln. ›Xavier hat gesagt‹ ist nicht. Wir haben Regeln. Alles steht da. Schriftlich.«
    Er legte eine Hand auf einen zwei Kilo schweren Ordner, als wollte er einen Eid auf die Bibel ablegen.
    »Das QSS : Qualität, Schnelligkeit, Sauberkeit, Samira. Oder aber ich muss dich … Aber das täte ich ungern.«
    Xavier lachte feige.
    »Anstatt zu lachen, tätest du besser daran, mir zu erklären, wie das Team bei großem Andrang die Leistung steigern kann«, fuhr
Die Firma
fort. »Die Gäste müssen in weniger als anderthalb Minuten bedient werden. Ich habe bei Joelle und Pascal gestoppt. Und das ergibt …«
    Er sah auf einen Zettel: » 1 ’ 45 und 2  …«
    Er explodierte vor Empörung: »Zwei Minuten! Als ob die Gäste nichts anderes vorhätten als zu warten!«
    Mit nachdenklich-interessiertem Gesicht beobachtete Eloi seinen Chef. Ihre Blicke kreuzten sich. Louvier fühlte sich mit diesem Jungen unbehaglich. Er hatte ihm nicht viel vorzuwerfen. Eloi war tüchtig in der Küche und bediente die Gäste in maximal einer Minute zwanzig.
    »Ich erinnere dich an unsere Zwei-Meter-Regel, Eloi. Sobald ein Gast weniger als zwei Meter entfernt ist, lächelst du ihm zu.«
    Eloi warf ihm sein verführerisches Verkäuferlächeln zu. Das war ihm alles piepegal, aber er war schwer in die Enge zu treiben.
    »Und dann vergesst eines nicht«, schloss der Chef. »Es gibt genug junge Leute, die hier arbeiten wollen. Also, wenn ihr nicht zufrieden seid …«
    Er machte eine Geste, die besagte: »Und Tschüs!«
     
    Derart motiviert verließen die jungen Mitarbeiter den Besprechungsraum.
    »Samira!«, rief Xavier.
    Das junge Mädchen, das den Tränen nahe war, drehte sich zu ihrem Teamleiter um.
    »Cool, das Petzen«, sagte er halblaut. »Bevor du gehst, wischst du den ganzen Gästebereich. Danke.«
    Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Eigentlich hatte Samira Feierabend, aber sie begriff, dass es für sie besser war, nicht zu protestieren.
    Jetzt am Nachmittag war der Tchip Burger menschenleer. Da Elois Arbeitshose keine Tasche hatte, legte er die Hände an die Hüften und machte ein Gesicht, wie es jemand tut, der auf Gäste wartet. Aber er wurde von Xavier zur Ordnung gerufen: »Gehst du Samira helfen?«
    »Yeah, man.«
    Wenige Sekunden später schwang Eloi im ersten Stock den Schrubber und sang dazu auf eine bekannte Melodie von Georges Brassens
Mit meinem kleinen Besen stand ich da wie der Depp …
Plötzlich hielt er inne und lächelte. Gast in Sicht, in weniger als zwei Meter Entfernung. Es war Gil, der aus der Schule kam und sich gerade eine große Portion Pommes gegönnt hatte.
    »Ruhig hier«, sagte er und betrachtete den leeren Raum.
    Während er weiter seine Pommes aß, kam er mit Schritten, die von seiner tiefsitzenden Jeans eingeschränkt wurden, auf Eloi zu.
    »Ist dein Job hier gut? Ich würd mir gern ’n bisschen was dazuverdienen …«
    Eloi breitete die Arme aus, in einer Hand noch den Schrubber: »Willkommen in der Hölle!«
    »Ach, übrigens: Als ich klein war, habe ich davon geträumt, Pommes in kochendes Fett zu werfen. Wird das gut bezahlt oder nicht?«
    »Nicht.«
    Gil runzelte die Stirn. Dieser Typ irritierte ihn.
    »Und warum machst du das dann?«
    »Weil mein

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