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Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
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gelegt. Mit seinen Stiefeln. Ich stehe und schau auf ihn runter. Er ist so schön.
    »Zieh dich aus, wenn du willst.« Sagt er, und ich stehe nur da. Und er steht auf. »Dann nicht«, sagt er und will an mir vorbei. - Er bleibt stehen. Zu dicht. Ich fall an seine Brust.
    Die ist so breit und warm. Aber die gehört mir nicht. Er faßt unter meinen Rock. Wirft mich aufs Bett. Da liege ich. Ich höre, wie er seine Hose aufmacht. Und warte, daß etwas passiert. Da macht er seine Scheiß-Hose wieder zu.
    Und ich hör, wie er die Tür zuschlägt.
    TOM fährt mal los
    Das war an einem Montag. Tom stand auf, so gegen 11 Uhr, und ging ins Büro seines Chefs. Toms Chef war ungefähr in Toms Alter, so um die Dreißig, und in der Firma sagten alle du zu ihm. Das war lässig, täuschte Gleichberechtigung vor. Aber alles in allem war Toms Chef einfach nur ein Arschloch. Und Tom ging da rein und zog sich die Hosen runter und zeigte seinem Chef seinen Hintern. Das war nicht radikal originell, aber darum ging es Tom auch gar nicht. Er wollte irgendwie nur einen sauberen Abgang. Der Chef, das Arschloch, versagte Tom sogar das. Er guckte auf den Arsch und sagte, Sie haben da ein paar unangenehme Pickel. Danach ging Tom nach Hause. Hat ein paar Sachen gepackt. Die, die noch übrig waren, nachdem er alle An-züge weggeworfen hatte. Und die Krawatten. Und die Bu-dapester. Und mit dem, was übrig war, und das war wenig, ist er losgegangen. Stand an so einer Straße rum und versuchte ein Auto anzuhalten. Das dauerte ganz schön lange, bis so ein Auto hielt. Aber Tom war das egal. Er hatte es nicht eilig, sagen wir mal. Das Auto fuhr mit Tom in die Schweiz, und die ganze Zeit saß er stumm hinten in dem Auto drin und wartete auf irgendein Gefühl. Da kam aber erst mal nichts, bis in die Schweiz war es eben nur so, daß er hinten in einem Auto saß. Sie fuhren so die Nacht durch. Und am Morgen stand Tom an einer Raststätte in der Schweiz. Und in der Schweiz sehen Raststätten manchmal aus wie ganz schöne Hotels. Tom dachte sich, sieht aus, wie ein Hotel, diese Tanke. Tom guckte die Berge an. Es roch nach fremd und nach Benzin. Raststätten riechen immer definitiv nach Urlaub. Und Tom stieg dann in einen Laster. Er fühlte immer noch nicht speziell was, er guckte sich die Berge an, und irgendwann schlief er ein. Am Abend waren sie schon tief in Frankreich. Der nächste Laster fuhr mit Tom über die Grenze nach Spanien. Und dann war Tom lange genug Laster gefahren. Er nahm sich ein Hotelzimmer. Badete. Und setzte sich auf den kleinen Balkon. Unten war ein Dorfplatz. Vor einer Kneipe saßen ein paar alte Männer herum. Tom saß auf dem Balkon. Und er lächelte. Solange, daß es fast weh tat. So ungewohnt war dem Gesicht das.
    BETTINA sitzt vordem Cafe
    Junge Menschen sitzen in Gruppen vor einem Cafe. Dem Cafe. Da sitzt nicht irgendwer, sondern nur wer dazu-gehört. Ein Fotograf sitzt neben Bettina. Er hat sich eine Glatze geschnitten und versucht auszusehen, als wäre er ein echter Typ, Bettina hatte ihn gestern auf seiner Aus-stellung kennengelernt. In einem ganz kleinen Raum hingen große Fotos von Menschen beim Geschlechtsverkehr.
    Eine nackte Frau servierte Getränke, und der kleine Raum war voll mit Menschen, die alle irgendwie mit Zeitungen oder Werbung zu tun hatten. Die Männer hatten zu große T-Shirts an und manchmal Kappen auf. Alle trugen ihr Haar kurz und taten, als wären sie Anfang Zwanzig. Die meisten waren wohl auch Anfang Zwanzig. Die Frauen hatten zu enge T-Shirts an und Hosen, die auf den Hüften saßen und in jedem Fall eine häßliche Figur machten. Die Frauen hatten glatte Haare, waren so geschminkt, daß sie unge-schminkt aussahen, und jung waren sie auch. Alt gehört sich nicht.
    Alle Menschen in dem kleinen Raum gestern schienen zu leiden. Sie schauten sich gelangweilt die Fotos von den Nackten an. Alles schon gesehen. Und über die nackte Frau, die servierte, konnten sie noch nicht mal mehr lächeln. Das war einfach nur noch uncool. Der Fotograf hatte Bettina angesprochen. Und weil Bettina sich von fast jedem, der irgendwie lässig aussieht, ansprechen läßt, sitzt sie jetzt hier neben ihm auf dem Platz. Der Fotograf sagt gerade: Ich hab total häßliche Füße, guck mal. Und dann holt er einen seiner Füße aus einem Halbschuh. Bettina guckt den Fuß an und sagt: »Stimmt.« Der Fuß ist wirklich extrem häßlich.
    Ein weißes Teil mit schiefen Zehen und dunklen Haaren drauf. Dann schweigen sie wieder, und der

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