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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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innerhalb von fünf Jahren. Die Lieferung des ersten Loses stand unmittelbar bevor, knapp fünftausend Stück, hübsch verpackt, samt Munition. Noch ein paarmal schlafen im Schwäbischen, dann ging es via Hamburg auf die weite Reise.
    »Dr.   Prinz sitzt ab jetzt jeden Morgen in der Direktorenrunde«, sagte Ebert. »Sie hat direkten Zugang zur Staatssekretärin und, wenn sie will, zum Minister.«
    Wegner presste die Lippen zusammen, kratzte sich die Brust. Es ist zu spät, dachte er, viel zu spät.
    Doch die Unruhe blieb.
    »Könnte es sein, dass sie etwas herausgefunden haben?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Ebert schnell.
    »Gibt es Unterlagen? Gesprächsaufzeichnungen? Beweise?«
    »Nur die Kopien, die ich damals für Sie gemacht habe.«
    Wegner nickte. Hatten ein hübsches Feuerchen im Kamin ergeben, die Kopien. Das Angebot von … Lüden? Ulmer & Tann? Er rieb sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel. Vergessen. Das war das Problem, wenn keine Unterlagen existierten. Er sah Wiebke Ebert an, dachte, dass sie sicherlich nie vergaß. Jeder noch so kleine Gesetzesverstoß blieb ihr für immer in Erinnerung. Meißelte ein paar weitere traurige Falten in ihre Stirn.
    Er beugte sich vor und tätschelte ihr Knie. »Danke.« Gähnend fischte er das Telefon aus der Tasche des Morgenmantels, bestellte ein Taxi für sie, Rechnung aufs Haus.
    Kurz darauf war er mit der Unruhe allein.
    Also, dachte er. Das Worst-Case-Szenario.
    Schon das Wort trieb ihm den Schweiß aus allen Poren.
    Er ging in den Garten hinaus, warf den Morgenmantel auf den Kies, stieg ins Wasser und tauchte zum Grund. Vor der Welt versteckt, verharrte er.
    Im schlimmsten Fall würde die Exportgenehmigung widerrufen werden. Theoretisch war das möglich, allerdings mussten gewichtige Gründe vorliegen, wie drastische Veränderungen im Empfängerland.
    Die algerischen MRG 45 an die Bundeswehr umzuleiten war undenkbar. Deren Ordonnanzwaffe war das G 36 von Heckler & Koch. Das Verteidigungsministerium konnte, durfte und wollte keine fünftausend oder gar zwanzigtausend Sturmgewehre des größten HK -Konkurrenten beschaffen. Meininger Rau hätte vermutlich Anspruch auf Schadenersatz. Es würde zu einem Prozess kommen, der sich über Jahre hinzöge.
    Ein Desaster für die Firma, für ihn.
    Noch viel schlimmer aber wäre, dass künftige Exportanfragen von Meininger Rau sicherlich wesentlich kritischer geprüft würden. Die Existenz der Firma wäre bedroht.
    Er stieß sich am Boden ab und schwamm zum Bademantel. Während er eine Kurzwahl ins Handy tippte, dachte er, dass er schon das richtige Telefon gekauft hatte.
    Sein Sohn hatte abgeraten.
    Wozu brauchst du ein wasserdichtes Smartphone?
    Wir sind in Berlin, es regnet die ganze Zeit.
    Die Kamera taugt nichts.
    Egal.
    Kauf dir das neue Samsung Galaxy. Oder das iPhone 5.
    Sind die wasserdicht?
    Kein normaler Mensch braucht ein wasserdichtes Smartphone.
    »Was gibt’s, Wegner?«
    »Guten Tag, Herr Dr.   Riehle, wie war die Messe?«
    »Inspirierend. Morgen früh um halb acht, falls es wichtig ist.«
    Wegner stöhnte stumm. »Ist es.«
    »Bahnhof Friedrichstraße, Reichstagufer, Sie können mich über die Spree begleiten.«
    Er lauschte dem Freizeichen. Nicht alle Menschen, mit denen er arbeitete, behandelten ihn so respektvoll wie Joseph und Luseni.
    Er stieg aus dem Wasser, ging ins Arbeitszimmer, startete den Laptop, den Browser, tippte »Katharina Prinz«.
    Die Schlacht begann.

5
    ALGIER
    Im Verkehrschaos der Innenstadt arbeiteten sie sich im Konvoi auf den Hügel ins wohlhabende grüne El Biar hinauf, wo viele Auslandsvertretungen lagen und viele Entsandte wohnten. Auch Eley hatte sich zunächst hier oben eine Wohnung gesucht, in einem bewachten Appartementgebäude in Botschaftsnähe, mit Metallzaun und Alarmanlage. Nach einem halben Jahr war er an den Hafen hinuntergezogen, fuhr jetzt mit dem Bus zur Arbeit. In El Biar blieb man isoliert, in Centre ließ es sich leben.
    Vor dem Botschaftsgebäude drehten die Streifenwagen ab. Die beiden wachhabenden algerischen Polizisten grüßten, Florian fuhr den Daimler in die Schleuse. Ein weiterer Kollege von der Bundespolizei erschien, um den Unterboden auf Sprengstoff abzusuchen.
    »Man hört viel über Essaouira«, sagte Florian, während sie warteten. »Soll sich lohnen.«
    »Jimi Hendrix war mal dort«, sagte Eley.
    »Wenn man allein reist, meine ich. Marokko soll liberaler sein als Algerien.«
    »Schon richtig.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihren Abenteuern«, bat der

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