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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Dann hatten sie den Sprengstoff per Funk gezündet. Ein Großteil der verbliebenen Gewehre war jetzt Schrott.
    Und wo war ich, Harry?
    Na, bei ihnen. Sie haben dich ein Stück mitgenommen, bis Dunningen, da haben sie dich vor einer Apotheke abgelegt. Wollten dir vielleicht noch ein paar Al-Qaida-Witze erzählen. Oder was glaubst du, warum sie dich mitgenommen haben?
    Toumi, dachte er. Zog unbeirrt die Strippen, drüben in Algier. Hatte ihm das Leben gerettet. Machte möglich, was unmöglich zu sein schien.
    Wegen Richter, wegen Madjer. Weil sie doch irgendwie Verbündete waren.
    Der Regen war stärker geworden, auch der Wind. Eley schlug den Kragen der Jacke hoch und ging weiter. Notre-Dame tauchte hinter den Häusern auf, mit all den geraden Linien, dem Kastenförmigen so viel strenger als die freundliche afrikanische Namensschwester in Bologhine mit ihren Bögen und weichen Rundungen.
    Neuanfänge.
    Du läufst davon, Katharina.
    Na und? Warum nicht? Warum darf ich nicht davonlaufen?
    Weil es falsch ist.
    Du bist so verdammt selbstgerecht. Liegst in deinem Scheißkrankenbett und verteilst blöde Ratschläge.
    Ruf Lyon an.
    Ich kann nicht. Ich muss weg. Allein sein.
    Sie hatten Weihnachten und Neujahr zusammen verbracht. Anfang Januar war sie in die USA gegangen, um für ein paar Jahre an irgendeiner kleinen Universität in irgendeiner unbedeutenden Stadt Vorlesungen über die deutsche Außenpolitik zu halten.
    Er wird Algerien bald verlassen. Lyon.
    Du bist zum Kotzen, Ralf.
    Er hatte Notre-Dame erreicht, ging an der Flanke entlang zu dem kleinen Park auf der Rückseite. Die Bäume der Alleen kahl, keine Drachenbäume, aber sie hatten, fand er, ähnlich sperrig-erstarrte Äste. Auf den Sandwegen Pfützen, Schneereste knirschten unter seinen Schuhen. In Doppelreihen standen Bänke unter den Bäumen, Lehne an Lehne. Er setzte sich.
    In der ersten Märzhälfte, Monsieur Eley. Genauer lässt es sich nicht festlegen.
    Toumi. Täuschte und schenkte. Ließ töten und ein Leben retten.
    Ein Pkw, vier oder fünf Kleintransporter, den Reifenspuren nach zu urteilen. Die Kollegen hatten nicht lange gebraucht, um herauszufinden, was für Transporter. Eine Zeugin hatte sie draufgebracht. Vier Kilometer südlich des Tatorts hatte sie einen DHL -Wagen auf einem Forstweg aus dem Wald kommen gesehen.
    Paketlaster, Ralf, das muss man sich mal vorstellen.
    Die gelben?
    Ja, die gelben. Die haben in der Nacht davor fünf gelbe DHL-Sprinter geklaut, kann man sich das vorstellen?
    Einen der Sprinter hatten die Kollegen der Autobahnpolizei zwei Stunden nach dem Überfall bei Karlsruhe gestoppt. Die anderen vier hatten sie am Nachmittag gefunden, verteilt über Südwestdeutschland – und leer. Die Gewehre waren erneut umgeladen worden.
    Wochen später hatte der französische Zoll zehn der Kisten mit insgesamt einhundert MRG 45 im Hafen von Marseille entdeckt. Von den anderen sechshundertzwanzig fabrikneuen Sturmgewehren fehlte bis zu diesem Tag jede Spur.
    Eley vermutete, dass sie längst in Algerien gelandet waren, über Guinea-Bissau und die Kokainrouten des Sahel.
    Aber es war zu früh für Toumi, Madjer und deren »Namenlose«, um loszuschlagen. Noch hielt le pouvoir die Zügel fest in Händen. Vielleicht, dachte er, nach der Präsidentschaftswahl 2014, wenn der Nachfolger des schwer kranken Bouteflika die ersten Fehler begangen haben würde.
    Die Parklampen sprangen an, warfen warmes Licht. Er sah auf die Uhr, Viertel vor vier. Er würde bis fünf warten, wie jeden Tag seit zwei Wochen.
    Von jetzt an keine Telefonate mehr, Monsieur Eley, hatte Toumi Anfang des Jahres gesagt. Zu riskant. Sie müssen sich bis Mitte März gedulden. Sagen wir: nachmittags, gegen sechzehn Uhr.
    Erneut hatte Toumi seine Verbindungen genutzt: Mitte März wurden mehrere Stellen an der algerischen Botschaft in Paris neu besetzt.
    Sogar bei der Wohnungssuche hatte er helfen lassen.
    Altengerecht natürlich, ohne Schwellen.
    Ein paar Kinder spielten Fußball. Matsch flog herum, Pfützen spritzten. Sie lachten. Rannten weiter.
    Dann war es so weit.
    Sie kam von der anderen Seite, von der Straße, trat aus dem Halbdunkel ins Licht der Lampen, und Eley stand auf und ging ihr entgegen.

DANK
     
     
     
     
    Ich danke allen, die mich bei der Recherche für diesen Roman unterstützt haben, insbesondere in Algier u.   a.: Andreas Zürn vom Goethe-Institut Algier; Dihia Wegmann von der Deutsch-Algerischen Handelskammer; dem Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ; in

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